Club-Krise: Valentini hat einen dreckigen Plan

23.1.2019, 13:24 Uhr
"Sonst würde ich nicht Fußball spielen, sondern daheim bleiben.": Enrico Valentini bleibt positiv.

© Carmen Jaspersen, dpa "Sonst würde ich nicht Fußball spielen, sondern daheim bleiben.": Enrico Valentini bleibt positiv.

Endlich ein neuer Trainer. So deutlich sagte das beim 1. FC Nürnberg im März 2017 natürlich niemand. Die Erleichterung darüber, dass das kurze, aber höchst unglückliche verlaufene Gastspiel von Alois Schwartz am Valznerweiher ein Ende gefunden hatte, wurde schon verklausulierter ausgedrückt, zum Beispiel mit einem Lob für den Neuen. "Er hat eine ganz klare Idee, wie er spielen lassen will", sagte zum Beispiel Innenverteidiger Georg Margreitter. Er, das war Michael Köllner, dessen Plan immerhin genügte, um den Club erst vor dem Abstieg zu retten und dann in die erste Liga zu führen. "Die Zuschauer kommen ins Stadion, um uns Fußball spielen zu sehen", sagte Köllner, ebenfalls im März 2017.

Fußball spielen sieht man sie jetzt schon immer noch im Stadion, nur der Eindruck, dass das alles immer einer größeren Idee folgt, drängt sich nicht zwangsläufig mehr auf. Es ist jetzt die erste, längere Phase seit Köllners Dienstantritt, in der sie nicht ihre schönen Geschichten erzählen können, zu denen sie so lange Gelegenheit hatten.

Am besten, so sagte das Köllner während der erfolgreichen Zeit einmal, sei es, wenn am Ende eines Spiels der Gegner immer noch nicht verstanden habe, welches System die Nürnberger gespielt hatten. Jetzt ließen sich über diesen Satz Witze machen.

Höhenflug-Geschichte bekommt Risse

Auf Witze haben sie aber keine Lust am Valznerweiher. "Es tut weh", sagte am Sonntag Enrico Valentini, als er nach der Partie gegen Hertha BSC die nächste Club-Niederlage erklären sollte. Schön ist derzeit nichts. Dabei klang ja die schöne Geschichte vom Höhenflug des 1. FC Nürnberg am schönsten immer aus Valentinis Mund. Neben dem Sportpark am Valznerweiher aufgewachsen, Jugendspieler beim Club, Club-Fan, weggeschickt vom Club, dann zurückgeholt und als Stammspieler in die erste Liga aufgestiegen. Valentini musste diese Geschichte unzählige Male erzählen, dass da ein Traum in Erfüllung gegangen war mit dem Aufstieg, musste er nicht explizit erwähnen.

Valentini startete als uneingeschränkter Stammspieler in die Saison, verletzte sich früh und gab nun gegen Hertha BSC sein Comeback in der Startelf. Danach gab er sein Comeback in den Katakomben des Stadions, wo nun schon seit einiger Zeit Journalisten die immer gleichen Fragen stellen. Eine besonders beliebte lautet, warum es denn wieder nicht geklappt hat mit einem Sieg? Oder was das mit einem Fußballspieler macht, wenn man einfach nicht mehr gewinnen kann?

 

Valentini sagte dann das, was man eben so sagt als Fußballprofi. Ein bisschen Selbstkritik schimmerte da in der Antwort durch, ein bisschen Kampfeslust auch. "Wir sind noch positiv in der Mannschaft und werden das auch bleiben", sagte Valentini. Und, als er gefragt wurde, ob das noch Spaß macht in dieser ersten Liga: "Ja, sonst würde ich nicht Fußball spielen, sondern daheim bleiben."

Daheim bleiben ist tatsächlich keine geeignete Strategie für den Abstiegskampf — dass es die derzeitige Taktik auf dem Platz auch nicht ist, dem widerspricht Valentini. "Das hat mit Taktik nichts zu tun", sagt er, "wir müssen mal dreckig gewinnen, ohne Gegentor, das ist wichtiger im Moment." Und irgendwie auch eine Idee.

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