Margreitter fordert vom Club "volle Attacke" in Sandhausen

1.5.2018, 18:10 Uhr
Am Sonntag kann der Club den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen. Abwehrchef Georg Margreitter nimmt seine Teamkollegen in die Pflicht.

© Sportfoto Zink / DaMa Am Sonntag kann der Club den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen. Abwehrchef Georg Margreitter nimmt seine Teamkollegen in die Pflicht.

Obwohl sich das Geburtstagsständchen für Miso Brecko anhörte wie eine extrem tiefe Variante des Gefangenenchors, hatte sich in der kurzen Nacht niemand treiben lassen im Überschwang der Gefühle. Noch ist ja wenig erreicht, lediglich den Relegationsplatz hat der Club bereits sicher. Damit wäre aber niemand mehr zufrieden nach den Eindrücken der vergangenen Tage und Wochen. Michael Köllner nicht, die Mannschaft nicht, die Fans nicht. Auch Torsten Lieberknecht ahnt, "was kommen wird", wie der Braunschweiger Trainer auf der Pressekonferenz kurz vor Mitternacht meinte, nur aussprechen wollte er es nicht. Trotzdem: "Glückwunsch an Nürnberg." 

Glückwunsch zu einer komfortablen Ausgangsposition mit fünf Punkten Vorsprung vor dem Saisonfinale beim SV Sandhausen am Sonntag und eine Woche später im ausverkauften Max-Morlock-Stadion gegen Fortuna Düsseldorf. Glückwunsch aber auch zu einer wirklich guten Runde, die offenbar unaufhaltsam ihrem Höhepunkt zustrebt. Die Energie und Überzeugung dieser Gruppe lassen kaum noch Platz für Zweifel. "Wir marschieren", sagte auch Mikael Ishak, nachdem er am Dienstagmittag zusammen mit Eduard Löwen als Verliererteam des Fußballtennisturniers eine Viertelstunde aufräumen musste, "wir müssen das jetzt am Sonntag selbst klären."

Auch die überwiegend routinierten Braunschweiger kapitulierten am Montagabend spätestens nach Kevin Möhwalds 2:0 vor dem phasenweise wie entfesselt auftrumpfenden Club. Die über 45.000 Zuschauer ließen sich früh anstecken vom unbedingten Willen der Mannschaft, ihrem großen Ziel wieder ein Stück näherzukommen. Auch nach dem Schlusspfiff wollte kaum jemand nach Hause. Über 20 Minuten feierten sich Fans und Spieler gegenseitig. 

Die Gänsehaut-Atmosphäre zauberte auch Ondrej Petrak, dem kurz vor der Pause der wichtige Führungstreffer gelungen war, ein Lächeln ins Gesicht. "Super" sei das heute gewesen da draußen, fast vier Jahre ist der Tscheche mittlerweile im Verein, "aber wenn wir jetzt aufsteigen sollten, ist das der beste Monat, seit ich hier bin." Das 2:0 gegen Braunschweig ist im Gesamtkontext wichtig, natürlich, die Partie in Sandhausen am Sonntag aber wichtiger. Sagt Petrak und sagen auch alle anderen. 

Georg Margreitter, bei Journalisten nicht nur wegen seiner prägnanten Analysen sehr beliebt, fasste es nach der einstündigen Einheit am Tag der Arbeit folgendermaßen zusammen: "Am Tag danach schmeckt das schon wieder ein bisschen anders, realistischer", sagt der Österreicher, in den Stunden danach dürfte und müsse man sich auch freuen, erst recht nach einer insgesamt respektablen Leistung, "am Tag danach freut man sich auch noch, aber nicht mehr so." Trotzdem scheint der ganze Club gerade auf einer Wolke zu schweben. "Eine Niederlage hängt einem tagelang nach, genauso ist es mit Siegen", versichert Margreitter, "dann hat man für ein paar Tage ein Hochgefühl, das Training fällt einem leichter, die Regeneration fällt einem leichter und geht schneller, das sollten wir in jedem Fall auskosten." Nur eben nicht zu lange. "Spätestens wenn wir uns am Donnerstag treffen, wissen wieder alle, worum es geht." Am Sonntag, in Sandhausen. 

Es dürfte erneut ein Heimspiel werden für den Club; das Stadion am Hardtwald mit seinen rund 15000 Plätzen ist so gut wie ausverkauft, vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass sich Nürnberg-Anhänger etwa die Hälfte der Karten sichern konnten und auch in den nächsten Tagen versuchen werden, noch an Karten zu kommen. Jeder, der es irgendwie einrichten kann, möchte jetzt unbedingt dabei sein. Wenn es möglicherweise etwas zu feiern gibt. 

Soweit ist es aber noch lange nicht, obwohl einiges dafür spricht. Unter anderem, dass in Kiel und gegen Braunschweig auch der jeweilige Spielverlauf ausgesprochen günstig war. Am Montagabend ein Tor vor der Pause, ein Tor nach der Pause, "auf der Leistung können wir aufbauen", sagt Margreitter, dem besonders gut gefiel, "dass wir auch mal ein Spiel souverän zu Ende bringen konnten, ohne etwas anbrennen zu lassen." Und trotzdem: "Alles, was wir jetzt reden, relativiert sich mit den nächsten Ergebnissen." Mit den Ergebnissen von Holstein Kiel und mit den eigenen. "Auf Unentschieden zu spielen hat noch selten funktioniert, deshalb heißt es auch in Sandhausen: volle Attacke." 


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Was Margreitter und seine Kollegen positiv stimmt: Dass sie sich nicht auf andere verlassen brauchen, sondern es selber durchziehen müssen, "das haben wir jetzt zwei Mal in entscheidenden Spielen gemacht." Psychologisch wichtig sei die Erkenntnis, nur: "Wir haben in relativ kurzer Zeit auch schon verschiedene Gesichter gezeigt, das Spektrum bei uns ist ziemlich breit, von überragend bis labil." Der magische Montagabend ist tatsächlich schon kein Thema mehr beim 1. FC Nürnberg. 

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