Club-Meisterspieler Leupold: "Als wäre es 14 Tage her"

25.4.2018, 17:28 Uhr
Horst Leupold (rechts), der in der Meistersaison 1967/68 alle 34 Spiele absolvierte, sprach im Südpunkt mit Dieter Bracke, Moderator Harald Kaiser und Gerd Schmelzer (von links) über die alten Zeiten.

© Sportfoto Zink / DaMa Horst Leupold (rechts), der in der Meistersaison 1967/68 alle 34 Spiele absolvierte, sprach im Südpunkt mit Dieter Bracke, Moderator Harald Kaiser und Gerd Schmelzer (von links) über die alten Zeiten.

Horst Leupold kann sich an die letzte Deutsche Meisterschaft des 1. FC Nürnberg erinnern, als wenn "es vor 14 Tagen gewesen wäre". Im Kulturzentrum Südpunkt sprach der damalige Abwehrspieler auf Einladung der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur mit dem früheren NZ-Sportchef Dieter Bracke und dem ehemaligen Präsidenten Gerd Schmelzer über die für den Club so erfolgreiche Spielzeit 1967/68. 

Und gleich zu Beginn gibt es einen Konsens zwischen Bracke, der damals den Titelgewinn als junger Journalist verfolgte, und "Leo" Leupold. Das beste Spiel in dieser Saison, meinen beide, habe der Club nicht beim legendären 7:3 gegen Bayern München abgeliefert, sondern beim knappen 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach. Das sei von der fußballerischen Substanz her noch eindrucksvoller gewesen.

Nicht ganz so einig sind sich Bracke und Leupold bei der Beurteilung von Max Merkel. Während Bracke die zwei Seiten des Meistertrainers - Zuckerbrot und Peitsche - hervorhebt, hat Leupold den Österreicher in erster Linie als harten oder gar falschen Hund erlebt. Er habe freundlich und larmoyant von den Spielern Abschied genommen, das Team dann aber via "8-Uhr-Blatt" als "Ganovenmannschaft" beschimpft, erinnert sich der 76-Jährige.

Das war aber schon in der Saison 1968/69, in der der Club als amtierender Meister abstieg - was ihm bis heute keiner nachmachte. Leupold lastet dies der fehlerhaften Personalpolitik Merkels an. "Wir waren vom ersten Spieltag an Abstiegskandidat." Im Jahr zuvor wiederum hat der Verein Leupold zufolge mit der Verpflichtung von Gustl Starek und Zvezdan Cebinac zwei Glücksgriffe gelandet. "Die beiden haben die Mannschaft nach vorne gebracht. Keine andere Mannschaft hatte so einen Flügelflitzer wie Cebinac." Der Verteidiger der Meisterelf betont, wie gut das Zusammenspiel zwischen ihm und Cebinac auf der rechten Seite funktioniert habe: "Das hat Spaß gemacht." Und es sei einer der Faktoren gewesen, warum der 1. FCN in dieser Saison der Konkurrenz enteilte.

"Wir wussten, was wir können"

Moderator Harald Kaiser vom kicker-Sportmagazin erinnert daran, dass den Club vor Saisonbeginn keiner als Titelkandidaten auf dem Zettel hatte. "Aber dann war man nach der Vorrunde mit sieben Punkten Vorsprung Tabellenführer." In der Rückserie schmolz dieses Polster allmählich dahin, was den kleinen Kader - Merkel setzte in der gesamten Saison nur 15 Spieler ein - laut Leupold nicht nervös machte. "Wir wussten, was wir können." Am vorletzten Spieltag machte der Club mit einem 2:0 bei Bayern München den neunten und bis heute letzten Meistertitel perfekt. Die Journalisten durften in der Kabine mitfeiern, erinnert sich Bracke. Der Schauspieler Gerd Fröbe sei auch dabei gewesen. "Das war ein Freund von Merkel."

Immobilienentwickler Schmelzer war damals 16 Jahre alt, seine Zeit als Präsident beim Club sollte erst 15 Jahre später beginnen. Gleichwohl verfolgte der junge Mann die Ereignisse am Valznerweiher intensiv. "In der Stadt gab es ein Beben." Mit dem 2006 verstorbenen Meistermacher Merkel hatte er zu Beginn seiner Präsidentschaft auch noch zu tun, verrät Schmelzer. "Er stand einmal in meinem Büro." Der Österreicher habe wieder als Coach anheuern wollen, freilich vergeblich.

Schmelzer lässt seine eigene Zeit als Vereinschef Revue passieren. Aus heutiger Sicht, meint er, sei er trotz erfolgreicher Projekte wie etwa des Stadionumbaus für das Amt "eindeutig zu jung" gewesen. "Aber immerhin bin ich mit dem Club nicht abgestiegen", meint er, und muss sich prompt von Kaiser mit dem Hinweis auf 1984 korrigieren lassen. Danach folgten allerdings von 1985 bis 1994 neun Jahre in der Bundesliga, so lange hielt sich der Club davor und danach nie mehr im Oberhaus. Obwohl er da doch eigentlich hingehört, wie nicht nur Leupold denkt. 50 Jahre nach der letzten Meisterschaft hofft der einstige Rechtsverteidiger auf die Rückkehr in die Eliteliga. Ein Wunsch, der das Podium eint.

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