Petrak ist beim Club plötzlich wieder wichtig

27.4.2018, 05:57 Uhr
Wird nach der Verletzung von Patrick Erras wohl für den Rest der Saison den Sechser geben: Ondrej Petrak.

© Sportfoto Zink / WoZi Wird nach der Verletzung von Patrick Erras wohl für den Rest der Saison den Sechser geben: Ondrej Petrak.

Der letzte Abschluss im Trainingsspiel war Petrak vorbehalten. Ein kurzer Blick auf den Torwart, und schon segelte der Ball oben ins Kreuzeck. Der Tscheche lächelte spitzbübisch, schien es selbst nicht glauben zu können, einige Kollegen grölten seinen Namen quer über den Platz.

Mittendrin statt nur dabei 

Seit Montagabend ist Petrak wieder mittendrin statt nur dabei. Seit der 3:1-Gala in Kiel, die so viele Geschichten produzierte wie nur wenige Partien des 1. FC Nürnberg in den vergangenen Jahren. Die Geschichte von Thorsten Kirschbaum etwa, der zuverlässigen Nummer zwei. Von Laszlo Sepsi, der nach 15 Monaten zum ersten Mal wieder zur Startformation gehörte und überzeugte. Von Enrico Valentini, der so unglaublich präzise flanken kann. Und von: Ondrej Petrak.

Patrick Erras’ Innenbandriss hat ihn in der 24. Minute wieder aufs Feld gespült. "Das tut mir wirklich leid für ihn, ich wünsche ihm alles Gute", sagte Petrak im gestrigen Pressegespräch; dass sein direkter Konkurrent um den Platz im defensiven Mittelfeld erst in der neuen Saison wieder mitspielen kann, ist für ihn auch eine Verpflichtung, alles zu geben für das große Ziel. Jetzt erst recht.

Bereits im Januar schien es so, als würde Petrak in der Hierarchie vorbeiziehen am langen Oberpfälzer. Selbst Petrak wird nicht genau wissen, sein wievielter Durchbruch das jetzt ungefähr gewesen sein könnte; in der Vorbereitung samt Trainingslager zählte der Tscheche zu den auffälligeren Erscheinungen im Aufgebot des 1. FC Nürnberg, mal wieder - was auch daran gelegen haben könnte, dass sein Vertrag Ende Juni ausläuft.

Wie es mit ihm weitergeht, ist noch offen; wie man hört, kann sich der Personalchef inzwischen wieder vorstellen, mit Petrak dank einseitiger Option um ein Jahr zu verlängern. "Ich würde gerne bleiben, ich fühle mich hier wie zu Hause", sagt Petrak nach über vier Jahren Nürnberg, seine gute Leistung am Montagabend in Kiel wird Andreas Bornemann registriert haben. "Die ersten fünf Minuten", gibt Petrak zu, "waren schwer zum Aushalten, danach war es okay."

"Der Sechser ist unser Königsspieler"

Wie es aussieht, wird Petrak bis Mitte Mai noch mindestens drei weitere Chancen erhalten, um sich auch in eigener Sache zu empfehlen. Die Position vor der Abwehr ist neu zu besetzen, eine der wichtigsten überhaupt. Wenn nicht die wichtigste. "Der Sechser", sagt Michael Köllner gerne, "ist unser Königsspieler."

Nach ordentlichen Leistungen in vielen Einheiten durfte sich Petrak vor dem Start ins neue Punktspieljahr tatsächlich als Nürnbergs Königsspieler fühlen. Freilich bloß für 67 Minuten, dann löste ihn gegen Regensburg wieder Erras ab. Bis zum vorletzten Sonntag reichte es für Petrak nur noch zu sechs überwiegend späten Einwechslungen; als der Rivale geringfügig zu schwächeln anfing, durfte sich beim 1:1 in Ingolstadt erneut Petrak beweisen. Mehr als die Rolle des stabilen Platzhalters schien ihm sein Chef aber nach wie vor nicht zuzutrauen.

Stabil im Topspiel

Einen stabilen Eindruck hat Petrak auch am Montagabend im Topspiel hinterlassen; in einer Nürnberger Elf, die nach Erras’ Verletzung Mitte der ersten Halbzeit zwar plötzlich sechs Stammkräfte ersetzen musste, sich davon aber nicht sonderlich beeindrucken ließ.

In Ermangelung von Alternativen deutet nun einiges darauf hin, dass Petrak sich auch am Montagabend, im Heimspiel gegen Braunschweig, in die Zweikämpfe werfen darf. Einzig Eduard Löwen käme noch infrage, scheint aber im linken Mittelfeld besser aufgehoben zu sein.

Bleibt eigentlich nur: Petrak. Sein Trainer lobte ihn auch gestern für tadellose Arbeitsverrichtung, ist aber bislang nicht wirklich schlau geworden aus dem ehemaligen U21-Nationalspieler. "Ondrej hat angedeutet und gezeigt, was er kann", das sagte Köllner bereits in Spanien, "eine Bestätigung blieb aber häufig aus." Einen schöneren Zeitpunkt, den Vorgesetzten eines Besseren zu belehren, gibt es für Petrak eigentlich nicht.

Verwandte Themen


30 Kommentare