Club schlägt sich bei Schäfer-Rückkehr selbst

23.3.2015, 22:13 Uhr
Die Rückkehr ins Club-Tor hatte sich Raphael Schäfer mit Sicherheit anders vorgestellt. Am Ende konnte auch der Routinier die Niederlage nicht verhindern.

© Sportfoto Zink / MaWi Die Rückkehr ins Club-Tor hatte sich Raphael Schäfer mit Sicherheit anders vorgestellt. Am Ende konnte auch der Routinier die Niederlage nicht verhindern.

Die Saison hat an Charme beträchtlich verloren, viel Gutes wird nicht erinnerlich bleiben, aber dass es langweilig werden könnte beim 1. FC Nürnberg, muss man nie befürchten. Eine schöne Personalie sollte am Montag die Rückkehr des vor elf Monaten beim Club beurlaubten Trainers Gertjan Verbeek hergeben, der mit dem VfL Bochum zu Besuch ins Grundig-Stadion kam.

Aber dann stand eine ganz andere Personalie im Blickpunkt. Raphael Schäfer, vom ebenfalls schon beurlaubten Valerien Ismael einst zur Nummer drei degradiert und von René Weiler zurück auf Position zwei gesetzt, stand erstmals seit sechs Monaten wieder im Tor des 1. FC Nürnberg, in dem Patrick Rakovsky zuletzt keine gute Figur abgegeben hatte. Der Torwarttausch – eine Option, die Trainer Weiler eigentlich nicht unbedingt favorisiert hatte - war die weitaus größere Überraschung als das Grußwort Verbeeks, der vor dem Anstoß sicherheitshalber noch einmal wissen ließ, er und Nürnbergs Sportvorstand Martin Bader seien "keine Freunde".

Der leidgeprüfte Bader dürfte es geahnt haben, er hat ohnehin andere Sorgen, auch das Ringen um den neuerlichen Neuaufbau und die damit verbundenen Zuständigkeiten beschert kaum Langeweile. Am Ende einer Partie, die schwungvoll begann, aber die damit geweckten Erwartungen ganz und gar nicht erfüllen konnte, war Verbeek der glücklichere Rückkehrer, der VfL, bis Montag auswärts sieglos unter seinem niederländischen Trainer, gewann etwas glücklich, aber nicht unverdient mit 2:1 (1:0).

Nach nun nur einem Punkt aus vier Spielen rutschte Nürnberg mit 34 Punkten auf Rang elf ab, aber rein tabellarisch fiel der Abend aber sowieso kaum mehr ins Gewicht, es handelte sich schließlich um das Treffen enttäuschter Hoffnungen, die sich im grauen Zweitliga-Mittelmaß nur noch um einen Rest von gutem Eindruck bemühen. Verbeeks Bochumer, 35 Punkte, sind jetzt Achter – die neunzig Minuten hatten immerhin gezeigt, warum es zu mehr nicht reicht.

Im halbleeren Stadion sahen 25.528 Zuschauer am ligaweit ungeliebten Montagabend eine Partie, die Nürnberg im Stile seines Ex-Trainers Verbeek anging – mit Mut zum aggressiven Vorwärtsspiel, schon in den ersten vier Minuten durfte man gleich vier Torschüsse registrieren, VfL-Torwart Michael Esser bekam früh Gelegenheit zu Talentproben, die er mit Glück und Geschick bestand, vor allem Jakub Sylvestr fiel als umtriebiger Angreifer auf. Nürnberg machte – natürlich bei verringerter Schlagzahl – immerhin im Bemühen so weiter, an der Präzision im entscheidenden Moment fehlte es, aber die Bochumer waren, zum Missvergnügen des Vorwärtsdenkers Verbeek, trotzdem mit dem Verteidigen vollauf beschäftigt – bis zur 38. Minute, als der bis dahin erstaunlich passive VfL zur eigenen Überraschung mit seinem ersten Torschuss in Führung ging.

Marco Terrazzino, für entscheidende Sekunden allein gelassen, traf aus 18 Metern Torentfernung präzise, der zuvor nahezu beschäftigungslose Schäfer war chancenlos – und der VfL hatte mit der Halbzeitführung vorgeführt, dass Verbeek-Fußball notfalls auch mit schmuckloser Effizienz funktioniert; gegenüber war Jakub Sylvestr kurz vor dem Pausenpfiff ein weiteres Mal an Esser gescheitert.

Erst nach 47 Minuten durfte Schäfer erstmals richtig mitspielen und klärte diesmal gegen Terrazzino. Bochum bemühte sich um ein konzentrierteres Konterspiel, Nürnberg wirkte nach dem Rückstand angeschlagen – und der VfL nutzte die Verunsicherung. Nach einem grob misslückten Passversuch von Even Hovland machte sich Simon Terodde auf Zuspiel von Terrazzino auf und davon und gewann auch den Zweikampf mit Schäfer, mit dem dritten Torschuss erhöhte Verbeeks Team nach 64 Minuten auf 2:0 – was die Kurve lautstark mit "Bader raus" quittierte, ehe der gerade eingewechselte Peniel Mlapa nach Zuspiel von Sylvestr aus kurzer Distanz zum 1:2 traf (70.).

Für den Rest des Abends sah man, warum beide Mannschaften in dieser Spielzeit für höhere Ansprüche nicht taugten, Torgelegenheiten blieben in einer Mischung aus Engagement und Unfertigkeiten auf beiden Seiten liegen, Hovland traf nach Alessandro Schöpfs Eckball kurz vor Schluss per Kopfball nur die Latte (87.).

Spannend immerhin dürfte bleiben, wie es weitergehen soll – für bessere Laune jedenfalls sorgte der Fußball wieder einmal nicht beim 1. FC Nürnberg.

1. FC Nürnberg:  Schäfer - Celustka (78. Stark), Petrak, Hovland, Pinola - Polak, Mössmer (61. Nikci) - Burgstaller, Schöpf, Kerk (67. Mlapa) - Sylvestr.

VfL Bochum: Esser - Celozzi, Fabian, Bastians, Abdat (59. Bulut) - Losilla, Latza - Sestak (77. Gregoritsch) (87. Zahirovic), Eisfeld, Terrazzino - Terodde

Tore: 0:1 Terrazzino (39.), 0:2 Terrode (67.), 1:2 Mlapa (70.) | Gelbe Karten: Nikci - Abdat, Fabian, Sestak, Latza | Schiedsrichter: Osmers (Hannover) | Zuschauer: 25.528.

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