Club-Slowaken: Rekordhalter und Rohdiamanten

25.6.2016, 11:59 Uhr
Manche wurden zur Legende, andere blieben ein Rohdiamant, wieder andere nicht einmal das. Und Robert Vittek? Er wurde einer der besten Angreifer, den der Club je gesehen hat.

© Karlheinz Daut Manche wurden zur Legende, andere blieben ein Rohdiamant, wieder andere nicht einmal das. Und Robert Vittek? Er wurde einer der besten Angreifer, den der Club je gesehen hat.

Die Legende lebt

Selbst wer Marek Mintal nicht verstanden hat, weil er den Club nicht mit heißem Herzen liebte oder seine Sympathien eher penetrant auffälligen Außenverteidigern denn schleichenden Halbstürmern schenkte, der wurde im letzten Moment doch noch bekehrt.

Eine Nürnberger Legende: Marek Mintal ist auch heute noch dem Verein treu geblieben.

Eine Nürnberger Legende: Marek Mintal ist auch heute noch dem Verein treu geblieben. © Fengler

Am 7. Mai 2011 stand das Phantom nach seinem letzten Heimspiel für den Club, für seinen Club, vor der Nordkurve, gut sichtbar. "Marek Mintal rollen die Tränen über das Gesicht, er zittert, er lacht und verbeugt sich, er winkt und weint", so steht es zwei Tage nach dem 1:2 gegen Hoffenheim in dieser Zeitung. "Und jetzt will er es noch einmal hören: Die Legende lebt, das Vereinslied, wünscht er sich zum Abschied. Sie singen es gemeinsam: die Kurve und Mintal – so laut, dass sich Sebastian die Ohren zuhält und mit großen Kinderaugen auf den Papa schaut. Wenn er größer ist, wird er es verstehen; tausende Handy-Kameras im Stadion halten es in verwackelten Bildern fest. Alle Hände zittern."

Die Legende lebt noch immer. Am Mittwoch hat Marek Mintal Victoria Erlangen mit zwei Toren in die Kreisklasse geschossen.

Ein Rekordhalter, immer noch

Auch als Toptorjäger der slowakischen Nationalmannschaft kann er nicht helfen. Robert Vittek fehlt verletzt bei der EM.

Auch als Toptorjäger der slowakischen Nationalmannschaft kann er nicht helfen. Robert Vittek fehlt verletzt bei der EM. © Distler

Im März 2006 schrieb Robert Vittek sein eigenes kleines Kapitel Bundesligageschichte. Beim 3:0 gegen den MSV Duisburg und beim 4:3 in Köln traf der damals noch junge Slowake sechsmal in Folge – ohne dass ein anderer der mehr als 30 Männer auf dem Platz ein Tor schoss. Weitere zehn Treffer Vitteks und eine furiose Aufholjagd später wurde der FCN unter Trainer Hans Meyer Achter in der Bundesliga.

Fortan waren aber nicht die Torhüter oder Verteidiger seine Gegner, vielmehr war es sein eigener Körper. Verletzungen warfen Robert Vittek in seiner Nürnberger Zeit oft zurück, insgesamt schoss er in 124 Partien 36 Tore für den Club. Im Sommer 2008 wechselte er für vier Millionen Euro zum OSC Lille nach Frankreich. Mit 23 Toren ist er übrigens Rekordtorschütze der slowakischen Nationalmannschaft, die EM verpasst er nur wegen einer Verletzung.

Ein Rohdiamant, immer noch

Seinen Platz hat er nie gefunden, trotzdem gilt Robert Mak als eines der größten Juwele bei den Slowaken.

Seinen Platz hat er nie gefunden, trotzdem gilt Robert Mak als eines der größten Juwele bei den Slowaken. © Zink

Die Begeisterung war groß, der Club schien das perfekte Geschäft gemacht zu haben: Nur 250 000 Euro Ablöse für einen 19-Jährigen, der bei Manchester City ausgebildet wurde. "Der 1.FC Nürnberg hat sich offenbar wieder ein Super-Talent geschnappt" jubelte die Bild-Zeitung im Juni 2010 und fragte: "Wird er der neue Vittek?" "Juwel" tauften sie Robert Mak und stellten ihn ihren Lesern als "beidfüßigen Edeltechniker" vor.

Der beidfüßige Edeltechniker fand unter Dieter Hecking dann recht bald seinen Platz auf der rechten Außenbahn, hatte aber seine liebe Mühe, dem Titel "Super-Talent" gerecht zu werden. Sechs Tore erzielte er für den Club, beim Verteidigen stellte er sich auch nicht viel geschickter an, vor allem die Trainingsstunden zum Thema Rückwärtsbewegung schien er in Manchester geschwänzt zu haben.

"Verdammter Trainer" twitterte er im Oktober 2012 und sicherte sich einen Platz in der zweiten Mannschaft. Als der verdammte Trainer Dieter Hecking Richtung Wolfsburg weitergezogen war, lief es für Mak in Nürnberg trotzdem nicht viel besser, weshalb er 2014 als Rohdiamant weiter nach Thessaloniki zog. Vor zwei Wochen bereitete er das erste EM-Tor der Slowakei vor, vielleicht wird aus ihm doch noch ein Juwel.

Slovaks historische Tore

Die Slowakei im Namen: Samuel Slovak war aber zu oft verletzt während seiner Zeit beim FCN.

Die Slowakei im Namen: Samuel Slovak war aber zu oft verletzt während seiner Zeit beim FCN. © Daut

Samuel Slovak kam im Winter 2003 auf Bewährung nach Nürnberg. Aber weil er – damals gerade bei Slovan Liberec wegen einer langwierigen Verletzung nicht weiterbeschäftigt und arbeitslos – im Trainingsquartier von Belek gleich einen bleibenden Eindruck hinterließ, wurde aus dem angedachten Vertrag bis Saisonende ein längerfristiger Kontrakt. Mit Slowaken hatte man ja schon großartige Erfahrungen gemacht. Einen "Spieler, auf den ich nur ungern verzichten würde", nannte ihn Trainer Wolfgang Wolf, der aber immer wieder ungern auf Slovak verzichten musste. Der schnelle Stürmer blieb verletzungsanfällig, schrieb aber ein Stück Fußballgeschichte. Bei Nürnbergs 3:6-Niederlage gegen den FC Bayern im Mai 2005 schoss Slovak die beiden letzten Tore im Münchner Olympiastadion, das mit dem Umzug der Bayern nach Fröttmaning verwaiste. Später trennte man sich vorzeitig: Slovak (31 Bundesligaspiele für Nürnberg, vier Tore) war einfach zu oft verletzt.

Eine Sache der Integration

Einst als Mini-Mintal bezeichnet, zog es Milos Supak bald wieder weg vom Club.

Einst als Mini-Mintal bezeichnet, zog es Milos Supak bald wieder weg vom Club. © Hippel

Im Jahr 2006 schien der Hype auf seinem Höhepunkt angekommen und der 1. FC Nürnberg verpflichtete offenbar wahllos Fußballer, Hauptsache, sie hatten einen slowakischen Pass. „In Mintals Spuren“ war ein Artikel überschrieben, in dem ein der Lokalsportredaktion bekannter Autor von einem 16-Jährigen schwärmte, der die Nachwuchsabteilung des Clubs bereichern sollte. Milos Supak hieß der junge Mann, der ein Mini-Phantom sein sollte, mindestens aber "eine Waffe", zunächst einmal aber ein Leben fern der Eltern erlernen musste. "Das ist vor allem eine Sache der Integration", prophezeite Dieter Nüssing und sollte recht behalten. Milos Supak musste sich recht bald in Fürth integrieren, seitdem wechselt er die Vereine in seiner Heimat wie der Club Trainer.

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