Club: So viele Punkte wie möglich plus sechs

25.6.2012, 06:59 Uhr
Club: So viele Punkte wie möglich plus sechs

© Roland Fengler

Die Sommerpause hat sich ganz schön hingezogen, über sechs Wochen. Eine lange Zeit ohne den 1. FC Nürnberg, dessen Fans gestern Nachmittag somit auch so etwas ähnliches wie einen Saisonauftakt hatten. Der kleine Junge im roten Javier-Pinola-Shirt legte trotzdem gleich los, als gäbe es kein Morgen.

Wer an ihm vorbeiwollte, musste unterschreiben, auch die Nummer 29 verewigte sich mit einem schwarzen Edding. Der Haken daran war nur, dass ihn der kleine Junge nicht namentlich kannte. Zumindest schien er sich nich ganz sicher zu sein. „Du bist der Ngankam, oder?“, fragte der kleine Junge also noch, und Ngankam, Vorname Roussel, bejahte höflich.

Zwei 18-Jährige

Obwohl: So viele neue Gesichter waren es nun auch wieder nicht, mit etwas Bilderstudium hätte der kleine Junge auch den Zugang von Hertha BSC problemlos erkennen können. 18 ist Ngankam erst, aber immerhin knapp vier Monate älter als sein neuer Kollege Noah Korczowski, ein Verteidiger, der unlängst mit der U19 des FC Schalke Deutscher Meister wurde. Zwei deutsche Juniorennationalspieler, die man behutsam heranführen möchte an den professionellen Fußball. Der Ex-Stuttgarter Timo Gebhart (23), etwa eine Million Euro teuer, und Wolfsburgs Leihstürmer Sebastian Polter (21) sind hingegen fest eingeplant für die Bundesliga.

Ansonsten war es eher ein Trainingsauftakt light im Sportpark Valznerweiher. Ohne große Aufreger und ohne ein paar große Namen; Nürnbergs ausländische Nationalspieler haben acht Tage länger Urlaub, EM-Teilnehmer Tomas Pekhart muss seinen Torjägerdienst erst am 15. Juli antreten. Fehlen noch die Einkäufe Hiroshi Kiyotake (22, Cerezo Osaka, kommt Anfang nächster Woche) und Marcos Antonio (29, Rapid Bukarest), der übermorgen in Nürnberg erwartet wird. Sechs Neue – das müsste erst mal genügen. Es seien keine Neuverpflichtungen mehr geplant, verriet Dieter Hecking.

Was der langjährigen Vorbereitungstradition beim Club folgend wiederum heißt, dass es in der bis 31. August dauernden Transferperiode noch die eine oder andere Neuverpflichtung geben wird. Fast genauso lange muss man auf Nürnbergs ersten Pflichtspieleinsatz warten. Frühestens am 17. August ist die Pokalpartie bei Regionalligist TSV Havelse, eine Woche später beginnt die Bundesliga-Saison 2012/2013. Mit einem Auswärtsspiel. So viel steht schon fest.

Vor dem Club liegen somit mindestens 55 Tage oder knapp acht Wochen Vorbereitung. 55 Tage oder knapp acht Wochen, die auch Hecking möglicherweise brauchen wird, um wieder in Form zu kommen. Gestern, so wirkte es, schien er sich nur für zwei Stunden von seinem Liegestuhl an der türkischen Riviera verabschiedet zu haben; ob er auf seine Rückkehr ins Arbeitsleben gebrannt habe, wollte jemand wissen. Hecking: „Nee.“

Wirklich wichtig sei deshalb bloß gewesen, „dass wir wieder anfangen“, sagte Hecking, auch er. Der, sollte sich seine Mannschaft wieder bis zum 34. Spieltag von den Abstiegsrängen fern halten, vor einer heroischen Leistung steht. Mit dann 85 Bundesliga-Einsätzen für den Club wäre er gleichauf mit Heinz Höher Erster in der ewigen Bestenliste. Was nach einer Extraportion Motivation klingen mag, hat Hecking gestern wohl nicht weiter gejuckt.

Zumindest ist er optimistisch, dass es bei einem normalen Verlauf wieder klappen müsste mit den Klassenverbleib. Eine ruhige Saison würde auch Hecking wieder als Erfolg werten; nach überstandener Relegation sowie den Plätzen sechs und zehn soll einfach nur der nächste Entwicklungsschritt gelingen. 

Hin zu einem etablierten Bundesligisten, dessen Name mittel- und langfristig nicht nur in Süddeutschland für Qualität und Seriosität stehen soll. Und viele, viele Fans.

Sebastian Polter hat jedenfalls kräftig gestaunt, als er zum Platz lief und offiziell 1600 Zuschauer da waren. Um auch ihn zu begrüßen. Aus Wolfsburg ist er Begeisterung nicht so gewöhnt, umso mehr schien er sich über den warmen Empfang zu freuen. Die wuchtige Offensivkraft ist zwar erst seit Samstag hier, hat seitdem aber schon einiges gelernt. Von Kapitän Raphael Schäfer oder seinem alten Kumpel Alexander Esswein, den er noch aus gemeinsamen Zeiten beim VfL bestens kennt. Und der ihn gleich richtig heiß gemacht haben muss. „Ich möchte mit Nürnberg so viele Punkte wie möglich holen“, erzählte Polter, „und natürlich sechs Punkte gegen Greuther Fürth.“ Am Derby kommt auch Polter wohl nicht vorbei.

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