Club-Zittersieg bei Linx: Mehr als nur ein Schuss vor den Bug

19.8.2018, 14:23 Uhr
Ein Doppelpacker zur rechten Zeit: Die beiden Treffer von Mikael Ishak retteten den 1. FC Nürnberg am Samstag vor einer Pokal-Blamage.

© Sportfoto Zink / DaMa Ein Doppelpacker zur rechten Zeit: Die beiden Treffer von Mikael Ishak retteten den 1. FC Nürnberg am Samstag vor einer Pokal-Blamage.

Während der unterklassige Klub bereits voll im Saft steht und das erste Pflichtspiel hinter sich hat, steht der Bundesligist noch ganz am Anfang und sucht noch nach Erkenntnissen für den Bundesliga-Start. Jahr für Jahr wird genau diese Konstellationen zahlreichen Favoriten im DFB-Pokal zum Verhängnis, am Samstag beispielsweise auch Pokalsieger Eintracht Frankfurt. Dem 1. FC Nürnberg ist es beim SV Linx gerade noch so gelungen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Grund zur Euphorie oder für erhöhtes Selbstbewusstsein hat der Auftritt des viermaligen Pokalsiegers aber nicht geboten.

Der Club war zwar ballsicher und hatte am Ende eine starke Passquote von 87 Prozent vorzuweisen, darunter souveräne 97,2 Prozent in der eigenen Hälfte - was aber auch an der Spielweise des Gegner lag, der clever verschob und so einen stabilen Defensivverbund präsentierte. Nürnbergs Bundesliga-Kickern fiel es schwer, sich in Stellung zu bringen und zwingende Torchancen zu erarbeiten. Auch das 1:0 durch Mikael Ishak war eher ein Zufallsprodukt, als ein schön herausgespielter Treffer. Nach einem Freistoß von Tim Leibold stand der Schwede genau da, wo ein Stürmer seines Formats stehen muss.

Mangelnde Präzision und Schiedsrichter-Pech

Dass die Führung dann nicht lange hielt, ist auch Leibolds Schuld. Obwohl Club-Trainer Michael Köllner die Situation, die zum Elfmeter für Linx führte, als "strittige Entscheidung" abtun wollte - dass der Schiedsrichter in diesem Moment für den Fünftligisten entschied, ist kaum verwunderlich. Der Club-Verteidiger war mit der Hand am Stürmer des Oberligisten und erwischte ihn auch am linken Bein. Ungeschicktes und fahrlässiges Defensivverhalten, das Schiedsrichter Sven Waschitzki mit einem Strafstoß ahndete.

Klar falsch gelegen hat der Unparteiische dann aber in der 33. Minute, als er nach einem klaren Handspiel nach einem Kopfball von Kapitän Hanno Behrens nicht auf Strafstoß für den Club entschied. Vorangegangen war eine der 15 Ecken, die der FCN im Spiel trat. Ein Treffer zu diesem Zeitpunkt hätte dem in einigen Situationen unsicher wirkenden Club sicher jede Menge Druck genommen.


Hier gibt's den Spielbericht zum Erstrunden-Sieg des FCN!


Wenn es dem Bundesligisten dann einmal gelang, sich in den gegnerischen Strafraum zu kombinieren, fehlte entweder ein Schritt (wie in der 64. Minute, als Ishak am Führungstreffer vorbeirutschte), oder die Qualität im Abschluss (wie beim Kopfball des eingewechselten Robert Bauer, der in der 82. Minute am Tor vorbeiköpfte). Eine Tatsache, die sich wie ein roter Faden durch das Spiel zog. Nur sechs von 35 Versuchen des FCN landeten auf dem Linxer Kasten, der Rest flog teilweise kläglich daran vorbei. Dass auch die Gastgeber nur einen Schuss aufs Tor von Club-Keeper Fabian Bredlow brachten, war beim Spielstand von 1:1 erst einmal nebensächlich. Die Sensation lag in der Luft, denn Nürnbergs Bundesligist blieb vor allem in der zweiten Hälfte weit hinter den teils ohnehin schon gedämpften Erwartungen zurück.

Ein Neuzugang für die Offensive?

Gleich mehrfach hätte der Underdog aus der Oberliga die Pokalträume und das Selbstbewusstsein des FCN zerstören können. Auch, wenn Nürnberg mit knapp 68 Prozent Ballbesitz das Leder kontrollierte - dass Marc Rubio die Kugel freistehend nur mit der Schulter erwischte (74. Minute) oder die klärende Fußspitze von Leibold nach 86 Spielminuten das Leder nur knapp am eigenen Kasten vorbeischob, war mehr Glück als souveränes Verteidigen. Linx wählte oft den langen Ball als Mittel gegen den Favoriten, fast jeder vierte Pass des Fünftligisten war ein solcher.

Die Erlösung durch den überzeugenden Mikael Ishak kurz vor Schluss zeigt zumindest, dass der nominell beste Stürmer des FCN schon einmal in guter Frühform zu sein scheint. Für einen inzwischen gestandenen Bundesligisten wie Hertha BSC ist dies allerdings offensiv viel zu wenig, die Verpflichtung des 24-jährigen Angreifers Yuya Kubo könnte genau zum richtigen Zeitpunkt kommen. Der Medizincheck des Japaners soll noch am Sonntag stattfinden - und wird nach der mauen Leistung an der deutsch-französischen Grenze vielleicht auch nicht der letzte Medizincheck eines Neuzugangs vor Saisonbeginn sein.

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