Daniel Candeias, der Vater der FCN-Hoffnung

1.9.2014, 06:00 Uhr
Daniel Candeias, der Vater der FCN-Hoffnung

© Sportfoto Zink

Senner kennen es vielleicht, das kleine portugiesische Bergdorf, es ist für seinen cremigen Käse ein wenig berühmt. Man ist dort so stolz auf die Schäfer, die die Milch ihrer Tiere zur Produktion liefern, dass sie ihnen sogar ein Denkmal errichtet haben, in der 2000-Seelen- Gemeinde Fornos de Algodres, tief im portugiesischen Hinterland. Daniel Joao Santos Candeias wurde hier im Februar 1988 geboren, doch über die Grenzen der portugiesischen Liga hinaus kannte den kleinen Außenstürmer bislang kaum einer. Er war, streng genommen, nicht einmal so bekannt wie dieser cremige Käse.

Seit Freitagabend in der Berliner Wulheide ist das anders. Daniel Candeias hat ein Tor geschossen, das wichtige 1:0, und eines vorbereitet, das 2:0. Der Club hat am Ende 4:0 gewonnen. Es war ein großes Verdienst von Candeias, der derjenige sein könnte, den sie bislang schmerzhaft vermisst haben beim 1. FC Nürnberg.

Vom Transfermarkt in die Elf

Um seinen Trainer von sich zu überzeugen, benötigte der Portugiese keine Woche. Vier Trainingseinheiten genügten, und Valerien Ismael schwärmte von seinem Antritt, von seinem Schuss, von seiner Ruhe, Übersicht und Erfahrung. Der 26-Jährige wechselte von Benfica nach Nürnberg, für ein Jahr ist er ausgeliehen, und direkt vom Transfermarkt in die Startelf gegen Union Berlin. Mit dem anderen Neuzugang, Ondrej Celustka, bildete er eine runderneuerte rechte Seite. Der kleine Candeias wirbelte vorne, Celustka gab der Abwehr Festigkeit.

"Das war unsere Hoffnung", verriet Ismael hinterher erleichtert, "dass zwei Spieler, gerade auf der rechten Seite, wo wir oft Probleme bekommen haben, mehr Ruhe und Erfahrung, mehr Souveränität reinbringen. Jetzt wissen wir: Es war die richtige Entscheidung."

Keine sieben Minuten benötigten der Trainer und die 20 421 in der ausverkauften Alten Försterei für diese Erkenntnis. Da hatte Candeias mit seinem allerersten Torschuss für den Club gleich getroffen. Keine dreißig waren vergangen, da hatte Candeias das nächste Tor, erzielt durch Timo Gebhart per Kopf, mit einer Maßflanke vorbereitet.

"Er hat ein Superspiel gemacht", lobte Gebhart, der, wie Sportvorstand Martin Bader, meinte, "auch endlich angekommen ist in dieser zweiten Liga". Gebhart verwies aber auch auf das Kollektiv: "Klar tun uns zwei Neuzugänge gut, die frischen Wind reinbringen und das nicht erlebt haben, was wir die letzten drei Spiele durchgemacht haben. Die haben beide ein klasse Spiel gemacht - wie aber jeder andere heute auch."

Der Trainer sah das ähnlich. "Es war keine einfache Zeit für die Mannschaft, für uns alle", sagte Valerien Ismael, "es war nicht leicht, die Mannschaft nach diesen Niederlagen immer wieder aufzurichten. Es freut mich jetzt umso mehr, dass sie sich belohnt hat für den Zusammenhalt. Ich hatte immer das Gefühl mit dem Trainerteam und Martin Bader, dass wir die Kurve kriegen werden."

Geholfen hat dabei Daniel Candeias, aber auch das Glück, das, wie Peniel Mlapa fand, heute mal auf Nürnberger Seite stand. "Wie die letzten Wochen gelaufen sind, geht dieser Freistoß rein", sagte der Stürmer über Minute drei, in der der Ball an die Nürnberger Latte klatschte. "Und dann", so Mlapa, der 19 Sekunden nach seiner Einwechslung das 3:0 erzielte, "machen wir vier Minuten später das Tor."

Das Führungstor, war sich auch Ismael sicher, war der Schlüssel zum Sieg bei Union. "Wir wussten: Die Mannschaft braucht das mal, in Führung zu gehen. Das hat die Mannschaft komplett befreit. Da sieht man, welches Potenzial in uns steckt."

Böse Erinnerungen

Ruhe und Erfahrung, zwei weitere Bausteine, waren dann nötig, um in dieser "unglaublichen Atmosphäre" kühlen Kopf zu behalten. Ismael verriet, er habe in der Kabine an die Aufholjagd der Lauterer gegen den TSV 1860 erinnert, die in Unterzahl zuletzt ein 0:2 in ein 3:2 umgebogen hatten. Er bat seine Spieler deshalb, "ruhig zu bleiben, fokussiert und konzentriert". Er ahnte, dass Union noch einmal versuchen würde zu provozieren, wie er sagte, unterstützt von diesen nimmermüden Fans, die sogar noch tapfer sangen, als ein 0:4 von der Anzeigentafel leuchtete.

"Heute wurde eine neue Mannschaft geboren", sagte Ismael stolz. Die wichtigste Erkenntnis für Martin Bader war es, "zu sehen, dass die Mannschaft in der zweiten Liga angekommen ist. Hier, in so einer Atmosphäre gegen Union, das nie aufgibt, egal, wie es steht — da besteht man nur als Mannschaft".

Die zwei Wochen Länderspielpause kommen zum richtigen Zeitpunkt, sagt Bader, Jan Polak und Raphael Schäfer können zurückkehren. "Überhaupt ist Zeit zum Durchschnaufen nach den turbulenten Wochen."

"Jetzt", kündigt Valerien Ismael an, "können wir weiterfeilen an diesem System, dieser Philosophie, von der wir herausgefunden haben, dass sie zur Mannschaft passt." Martin Bader hofft, dass dieser Daniel Candeias aus Fornos de Algondres, wo es diesen cremigen Käse gibt und manchmal sehr feine Fußballer, seine starke Form beibehält. "Ich hoffe", sagt der Sportvorstand, "dass uns allen das jetzt Rückenwind gibt."

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