Das Kleeblatt pendelt zwischen Frust und Fortschritt

25.9.2016, 22:44 Uhr
Bekam vom SVS-Kollegen auch nach dem Spiel lobende Worte entgegengeschleudert: Stefan Ruthenbeck.

© Sportfoto Zink / WoZi Bekam vom SVS-Kollegen auch nach dem Spiel lobende Worte entgegengeschleudert: Stefan Ruthenbeck.

Nachdem sich die Fürther Spieler wieder vom Rasen aufgerafft hatten, auf den sie direkt nach dem Schlusspfiff entgeistert gesunken waren, sprach niemand mehr über die 90 Minuten vor dem späten Gegentor gegen den SV Sandhausen.

Stattdessen drehte sich alles um diese eine Szene in der 93. Minute. Und um die alte Frage: Was wäre gewesen, wenn? Was wäre zum Beispiel gewesen, wenn Veton Berisha, der sich kurz vor dem Gegentor kühn den Ball erobert hatte, nicht aus über 40 Metern aufs Tor geschossen, sondern auf Zeit gespielt hätte? "Da rennste mit dem Ball zur Eckfahne und spielst mit denen Jojo", moserte sein Kollege, Innenverteidiger Marcel Franke. Und Fürths Trainer Stefan Ruthenbeck war sich sicher: "Dann wird der Gegner kein Tor mehr machen."

Wenn, wenn - und nochmal wenn

Oder wenn Franke selbst es geschafft hätte, denn langen Ball, der dann aufs Fürther Tor kam, aus der Gefahrenzone zu köpfen? Wenn Kapitän Marco Caligiuri im Anschluss den Ball mit dem Kopf nicht genau vor die Füße von Tim Kister gelegt hätte? Wenn Niko Gießelmann Sandhausens Torschützen Andrew Wooten in seinem Rücken nicht aus den Augen verloren hätte? Es waren viele Fragen, weil es viele kleine Fehler und Unaufmerksamkeiten waren, die zum Gegentor in allerletzter Sekunde geführt hatten.

"Das kommt nicht von heute auf morgen"

Naivität bescheinigte Ruthenbeck seinem Team, die Gefahrenerkennung habe nicht funktioniert. Ein Thema, dass das Kleeblatt schon in der vergangenen Saison beschäftigt hat und das es auch in dieser Spielzeit begleitet. "Das muss sich auch entwickeln, das kommt nicht von heute auf morgen", mahnte Ruthenbeck zur Geduld. Doch die Unbedarftheit steht dem Team im Weg, will es sich im oberen Tabellendrittel festsetzen.

Mit einem Sieg hätte man nicht nur die Freude über den Derby-Sieg konservieren können, sondern sogar mit dem VfB Stuttgart an Punkten gleichziehen können. Es hätte gegen die Schwaben am kommenden Montag ein echtes Spitzenspiel gegeben. Dass es das Ziel gewesen sei, sich aus dem Tabellenmittelfeld zu verabschieden, machte Ruthenbeck hinterher deutlich: "Es gab eine ganz klare Ansage auch an die Mannschaft. Und sie will da raus, sie will den nächsten Schritt machen."

Man hatte das, abgesehen von den letzten 30 Sekunden, durchaus bemerkt, die Spielvereinigung hinterließ gegen Sandhausen einen spielerisch reiferen Eindruck als noch im Derby oder gegen die Würzburger Kickers. Vor allem in der ersten halben Stunde, aber auch in der zweiten Halbzeit hatte das Kleeblatt dominiert. "Fürth ist eine der wenigen Mannschaften, die planvoll agiert. Das war für mich als Trainer eine Herausforderung" machte Gäste-Coach Kenan Kocak dem Kleeblatt ein Kompliment, über das sich in Fürth aber niemand wirklich freuen konnte.

Die "gefühlte Niederlage" (Sebastian Freis) gegen Sandhausen hat aber nichts am Wunsch geändert, im oberen Tabellendrittel stehen zu wollen. Nur die Aufgabe ist mit Stuttgart als kommenden Gegner größer geworden. Aufpassen müsse sein Team jetzt, sagte Ruthenbeck, nicht in einen negativen Trott hineinzurutschen. Man dürfe nicht zum Bundesliga-Absteiger reisen und glauben, man habe dort nichts zu verlieren: "Wenn du gegen die Großen bestehen willst, dann musst Du gegen die Großen bestehen. Weil Du gegen die Kleinen wie heute zwei Punkte liegen gelassen hast."

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