Das Pokal-Aus wird für den HCE zum Mutmacher

19.10.2017, 14:46 Uhr
Weiter, weiter, immer weiter: Die Hoffnung bei den HCE-Verantwortlichen ist da, dass Nico Büdel und Co. bald die Trendwende bewerkstelligen.

© Sportfoto Zink / OGo Weiter, weiter, immer weiter: Die Hoffnung bei den HCE-Verantwortlichen ist da, dass Nico Büdel und Co. bald die Trendwende bewerkstelligen.

Wie groß Wille, Kampf und Leidenschaft am Ende waren, konnte man nicht von der Anzeigetafel ablesen. Dort leuchtete ein unbarmherziges 27:28 herab, das nicht mehr und nicht weniger als das Pokal-Aus im Achtelfinale bedeutete. Man sah es auch nicht in den Gesichtern der Spieler, die schon wieder traurig durch eine diesmal weniger als halbleere Arena blickten. "Ach, das heute passt doch einfach zu unserer Situation gerade", sagte Nikolai Link und schüttelte ungläubig den Kopf. 

Die knappe Niederlage gegen FrischAuf Göppingen bedeutete vor 1735 Zuschauern faktisch den nächsten Rückschlag im an Rückschlägen derzeit nicht kleinen Seelenleben des HC Erlangen. Es war aber trotzdem eine mehr als bemerkenswerte Antwort nur 48 Stunden nach dem Desaster von Minden. "Dort", fand Link, der stark verbesserte Rückraumspieler, "konnte man uns ja wirklich alles absprechen."

"Wir sind eine Mannschaft"

Doch Tobias Wannenmacher, dem Trainer, war das Kunststück gelungen, eine Mannschaft, die sich eben noch in "einer Kollektivlähmung", so Link, befunden hatte, binnen nur 48 Stunden komplett auf Links zu drehen. Ja, ihr so viel Sicherheit zu schenken, dass sie während des Pokalspiels schon wieder mehrfach Nackenschläge wegstecken und sich sogar eindrucksvoll zurückkämpfen konnte.

Nach dem frühen 5:9 etwa. "Wir haben gesagt: Wir lassen uns nicht noch einmal vorführen, wir sind eine Mannschaft", verriet Nikolai Link über die Auszeit seines Coaches. Nach 18 Minuten stand es 10:10. Mit 14:14 ging es in die Pause - ja, das eben noch jämmerlich verunsicherte und bis auf die Eingeweide zerlegte Erlangen hätte sogar führen müssen. Doch der lange Wurf von Andreas Schröder aufs verlassene Tor flog neben den Pfosten. "Ich war mir in der Pause sicher, wir gewinnen das", meinte Nikolai Link. Dann aber schlichen sich in einer spannenden Phase des Schlagabtauschs wieder eklatante Abspielfehler ein. Doch die Verunsicherung kehrte deshalb erstmals seit langem nicht mehr zurück und lähmte das gesamte Team. Es war jetzt vielmehr Erschöpfung und, wie Link fand, "wie verhext. Bei uns fehlt seit Wochen mal dies, mal das. Aktuell bekommen wir ja sehr viele wertvolle Tipps von überall, es macht Spaß das anzuhören", sagte er mit einer Ladung Sarkasmus. "Dabei fehlt uns einfach nur ein verdammtes Erfolgserlebnis."

Plädoyer für Wannenmacher

Das wäre gegen Göppingen möglich gewesen, der HCE spielte gegen den amtierenden EHF-Pokalsieger zwei Tage nach dem Exodus tatsächlich auf Augenhöhe. Dann aber ging es binnen drei Minuten von 21:23 auf 22:26, weil Erlangen vorn die Bälle verlor und hinten Gegenstoß auf Gegenstoß kassierte. "Das Rückzugsverhalten ist ausbaufähig", meinte Wannenmacher später, mit dem Fehlen eigener sogenannter einfacher Tore für den Coach die Ursache für die Niederlage. "Ansonsten haben wir ein anderes Gesicht, eine Reaktion gezeigt." 

Auch René Selke zeigte sich nicht unbeeindruckt: "Wir haben gezeigt, dass wir sehr wohl kämpfen können. Die Moral war sehr gut." Für den Geschäftsführer sind es jetzt nur noch kleine Stellschrauben, die bis zur richtigen Richtung gedreht werden müssen. "Dann sind wir auf einem guten Weg."Wie nah der liegt, zeigte Erlangen in der Schlussphase wieder. Von 24:28 kämpfte sich ein tapferer HCE mit Hilfe des eifrigen Publikums auf 27:28 zurück – "dann", so Selke, "hat uns einfach die Zeit für mehr gefehlt".

"... und dann frischen Wind reinzubekommen"

"Wanne macht einen phantastischen Job", warb Nikolai Link für den Interimstrainer, "umso schlimmer war es, dass wir ihn so im Stich gelassen hatten. Das hat weh getan." Tobias Wannenmacher selbst sah Verbesserungen in der Deckung und im Sechs-gegen-Sechs. "Jetzt geht es darum, zu regenerieren und dann frischen Wind reinzubekommen." Dann, so der Coach, ist er sich sicher, dass der begonnene Prozess "zum Erfolg führen wird".

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