Dauerbrenner ausgebrannt? Behrens sucht seine Form

15.11.2018, 17:09 Uhr
Gegen den VfB Stuttgart verstolperte Hanno Behrens die ein oder andere Offensivaktion.

© Sportfoto Zink / DaMa Gegen den VfB Stuttgart verstolperte Hanno Behrens die ein oder andere Offensivaktion.

3060 Minuten. So lange geht eine komplette Saison in der zweiten Fußball-Bundesliga. Nicht eine Minute davon verpasste der Spielführer des 1. FC Nürnberg, Hanno Behrens, in der abgelaufenen Runde. Er galt und gilt als Vorzeige-Captain. Vielleicht sogar einer der besten Anführer, die der Club jemals hatte, heißt es in Expertenkreisen. Mit 14 Treffern und acht Assists war der Mittelfeldspieler nach Mikael Ishak (zwölf Tore, acht Vorlagen) Topscorer in der Noris und maßgeblich am Aufstieg des FCN beteiligt. Es stand also außer Frage, wer den Club in der neuen Saison als Kapitän aufs Feld führen wird. 

Erstmals ausgewechselt

FCN-Trainer Michael Köllner vertraut dem gebürtigen Elmshorner quasi blind. Beim schwierigen Projekt Klassenerhalt soll Behrens einer der Spieler sein, an denen sich der junge und unerfahrene Kader des 1. FC Nürnberg orientieren und aufrichten kann. Gleich zu Beginn der Saison passierte jedoch etwas, was in der letzten Runde noch undenkbar gewesen wäre. Am ersten Spieltag in Berlin, beim Stand von 0:1 aus Sicht des Club, wechselte Köllner in der 81. Minute den jungen Törles Knöll für Behrens ein. An sich nichts Ungewöhnliches, dass Trainer in der Schlussphase einer Partie noch einmal offensive Akzente setzen wollen um doch noch einen entscheidenden Punch zu landen. Ungewohnt war jedoch, dass nicht etwa ein Verteidiger oder ein defensiver Mittelfeldspieler Knöll weichen mussten, sondern der bisher unantastbare Kapitän. Eine Situation, an die sich Behrens selbst erst einmal gewöhnen musste. 

Es blieb zunächst eine Momentaufnahme. Behrens stand in den nachfolgenden neun Pflichtspielen des FCN über 90 Minuten, beim Pokalspiel in Rostock sogar 120 Minuten, auf dem Feld. Der Mittelfeld-Motor führte sein Team bei den überzeugenden Heimsiegen gegen Hannover und Düsseldorf, aber auch bei den derben Klatschen in Dortmund und Leipzig auf den Platz. Gegen die Fortuna und bei der 1:3-Heimniederlage gegen Hoffenheim erzielte Nürnbergs Nordlicht sogar seine ersten beiden Bundesliga-Tore in seiner Karriere. 

Der Pokalerfolg in Rostock, bei dem der Club mehr Körner lassen musste als im Vorfeld erhofft, steckte bei Behrens & Co. in den letzten beiden Partien gegen Augsburg und im Anschluss zu Hause gegen Stuttgart aber noch spürbar in den Beinen. Vor allem beim Captain. So blieb Michael Köllner in Augsburg erneut nichts anderes, als den Fanliebling vorzeitig vom Feld zu nehmen. Es war verständlich, der Kapitän nahm das auch professionell auf. Als Köllner dies am vergangenen Samstag gegen Stuttgart nach einer überschaubaren Leistung seines Leaders aber erneut tat, stieß dem Blondschopf dann unangenehm auf. "Ich hätte gerne weitergespielt, ich hätte noch Kraft gehabt", äußerte sich Behrens in einem Interview gegenüber der Bild-Zeitung nach der verdienten 0:2-Heimniederlage gegen den VfB. Mentor Köllner begründete die Auswechslung fast widersprüchlich darin, dass "Hanno in den letzten Wochen viel heruntergespielt hat" und "dass er wie andere Spieler in der Bundesliga an ihre körperlichen Grenzen stoßen".

Kopf frei kriegen

Dass Behrens vor allem gegen Stuttgart auch an seine fußballerischen Grenzen stieß, war an den teilweise planlosen Nürnberger Angriffen in der zweiten Halbzeit zu erkennen. Bälle, die Behrens in der letzten Saison unwiderstehlich in den Knick befördert hätte, verstolperte er. Zusammenspiel und Verständnis mit seinen Mitspielern wirkten ungewohnt holprig und fehlerhaft. 

Nun ist Länderspielpause. Zeit also, sich zu erholen und an den Details zu arbeiten. Für Behrens wird es heißen: Kopf frei kriegen. Der Club braucht den Kapitän der vergangenen Saison, sonst könnte nicht nur Behrens, sondern das große Projekt Klassenerhalt scheitern. 

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