DEL Winter Game: Wehe, wenn der Regen kommt

2.1.2013, 12:13 Uhr
Rund 2.500 Quadratmeter hat die Eisfläche beim DEL Winter Game.

© Eduard Weigert Rund 2.500 Quadratmeter hat die Eisfläche beim DEL Winter Game.

Immer wieder wird Gottfried Strauss am Samstag kritisch den Himmel über dem Nürnberger Stadion beäugen. Als Angestellter der österreichischen Firma AST Eis- und Solartechnik ist er für die Spielfläche beim DEL Winter Game der Thomas Sabo Ice Tigers verantwortlich. Regen kann die Arbeit von sieben Tagen im wahrsten Sinne des Wortes überflüssig machen, das weiß der Eistechniker. Denn wenn es am Samstag um 16.30 Uhr wirklich regnen sollte und sich Pfützen auf der Eisfläche bilden, scheint Eishockey unmöglich - die Tücken eines Spieles unter freiem Himmel.

Freilich haben die Verantwortlichen des Projektes vorgeplant: "Wir haben genügend Puffer eingerechnet",  erklärt ein Sprecher der Ice Tigers. "Wenn es regnen sollte, können wir das Bully verschieben oder das Spiel unterbrechen." Dann würden Eismaschinen das Regenwasser zum Frieren bringen. Doch wenn es dauerhaft stark regnen sollte, sei auch ein Abbruch des Spiels möglich. Ein Szenario, das nicht nur Eismeister Strauss das Blut in den Adern frieren ließe.

Bereits 2010 ersetzte die Firma AST den Rasen in der Gelsenkirchener Arena durch eine sieben Zentimeter dicke Eisschicht. Am Prozedere hat sich nichts verändert: Seit 1986 baut das in Reutte im Tiroler Außerfern ansässige Unternehmen mobile Eisbahnen, Hockey- und Curlingflächen in der ganzen Welt.

In Nürnberg funktioniert das folgendermaßen: In eine 60 mal 30 Meter große Holzplattform wird eine Gummimatte ausgelegt. Darunter laufen vierzig Meter lange Schläuche, durch die ein etwa minus zehn Grad kaltes Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel fließt. Damit das Eis schön schimmert, wird eine Eisschicht mit Kalk und Spezialfarbe weiß eingefärbt - der schwarze Puck ist so besser erkennbar. Am Ende werden noch Rundum-Banden angebracht. All das ist in nur zehn Tagen, zwischen dem 18. und 28. Dezember, bereits geschehen .

Projekte dieser Größenordnung sind für Gottfried Strauss und die anderen Angestellten Routine. Gerade erst Anfang Dezember eröffnete im Gorki Park in Moskau die größte mobile Eisbahn der Welt - gebaut natürlich von AST. Für eine Eisfläche von 15.000 Quadratmetern wurden dort 3.000 Meter Rohre, 610.000 Meter Kühlschläuche sowie zwölf Kälte- und Eispflegemaschinen nach Russland transportiert. In nur fünf Wochen ging der Erstaufbau über die Bühne.

Ganz so aufwendig ist das Projekt "Winter Game" nicht. Aber es ist prestigeträchtig. Immerhin handelt es sich beim Spiel der Ice Tigers gegen die Eisbären Berlin um das erste Spiel unter freiem Himmel in Deutschland. Zusätzlich ist es mit 50.000 Zuschauern das bestbesuchte Ligaspiel aller Zeiten in Europa. "Das Winter Game ist ein Meilenstein für unseren Sport", erklärte der DEL-Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Arnold erst kürzlich. Auch er drückt die Daumen, dass der Wettergott das genauso sieht und es trocken bleibt. Auf dass das Winter Game nicht ins buchstäbliche Wasser fällt.

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