Der Club im Jahr 2017: Harmlos, hilflos, heimschwach

27.2.2017, 12:12 Uhr
Die Enttäuschung sitzt beim 1. FC Nürnberg nach der Niederlage gegen Bochum sichtlich tief.

© Sportfoto Zink / DaMa Die Enttäuschung sitzt beim 1. FC Nürnberg nach der Niederlage gegen Bochum sichtlich tief.

Es gab Zeiten, da war das Nürnberger Stadion von Auswärtsmannschaften gefürchtet. Natürlich in erster Linie zu Zweitliga-Zeiten, aber da waren die Ergebnisse des FCN gut genug, um in der Gästekabine vor Anpfiff für wackelige Knie zu sorgen. Nun ist der Club im dritten Zweitliga-Jahr in Folge angekommen. Und ein Stück weit auch in der Realität.

Für das Team von Alois Schwartz war das 0:1 gegen Bochum bereits die fünfte Heimniederlage in der laufenden Saison. Zum Vergleich: In den bislang elf Auftritten vor eigenem Publikum verlor der Club unter Alois Schwartz genauso viele Heimspiele wie in den Spielzeiten 2014/15 und 2015/16 zusammen. Ein besorgniserregender Trend, der sicher nicht nur auf Pech zurückzuführen ist. Dabei begann die Mannschaft ordentlich, erspielte sich erste Chancen -  ließ dann aber kurz vor der Pause nach und kassierte, fast schon mit Ansage, den Gegentreffer.

Auch wenn der fränkische Altmeister zu Spielende ein Chancenplus zu verzeichnen hatte, spricht die Statistik nicht für die Dominanz der Gastgeber. Zwar gab der FCN deutlich mehr Schüsse ab, nur jeder vierte davon flog jedoch auf den Kasten von VfL-Keeper Manuel Riemann. Bochums Nummer eins hatte bei den meisten Schüssen keine Probleme, wenn er aber gefragt war, parierte er souverän.

Auch bei den Eckbällen und Flanken hatte der FCN am Sonntag die Nase vorne, doch die meisten Hereingaben waren schlichtweg zu harmlos und verpufften, passend zu den Offensivbemühungen der Schwartz-Elf. Gefahr strahlte der Club aber fast ausschließlich durch Einzelaktionen aus: Rurik Gislason versuchte es viermal aus der Distanz, die dicksten Chancen durch Mühl, Matavz und Lippert waren allesamt nicht überlegt herausgespielt. Die statistische Überlegenheit war auf dem Platz weit weniger deutlich als auf dem Papier.

Müder Sabiri, maues Pressing

Die Gäste hingegen lieferten ein cleveres Auswärtsspiel ab: Ballsichere Bochumer ließen den Club nach der Führung laufen, allen voran der erfahrene Verteidiger Tim Hoogland zeigte mit 56 angekommenen Pässen und den mit Abstand meisten Ballbesitzphasen, dass er nichts aus seiner Bundesligazeit verlernt hat. Auf Nürnberger Seite war auffällig, dass die jungen Außenverteidiger Lippert und Kammerbauer häufig die Verantwortung übernehmen mussten. Außerdem presste der Club mit Matavz und Gislason auffälliger als noch in den letzten Wochen - das aber auch nur phasenweise und nicht konsequent genug.

Senkrechtstarter Sabiri war über die 61 Minuten, in denen er auf dem Platz stand, absolut kein Faktor - wobei man dem erst 20-Jährigen in seinem erst fünften Zweitliga-Einsatz aber wahrlich keinen Vorwurf machen kann. Es bleibt abzuwarten, ob Club-Coach Schwartz die Einsatzzeiten des jungen Spielers künftig dosiert, um müde Auftritte wie gegen die Elf aus dem Ruhrgebiet zu vermeiden.

Letztlich war es nicht nur die Chancenverwertung, sondern auch die Qualität der Chancen, die für viele Fragezeichen sorgt. Der Aufwärtstrend, der im Spätherbst begann, ist nun endgültig verflogen. Nur ein Sieg seit der Winterpause spricht Bände über den Zustand des FCN im Jahr 2017. Natürlich ist auch das Verletzungspech beim Club ein Faktor, der nicht kleinzureden ist, fielen doch Möhwald und Petrak kurzfristig aus.

"Vom Aufwand her kann man der Mannschaft nichts vorwerfen, aber am Ende hat heute was gefehlt", sagte Schwartz nach Abpfiff. Will der 49-Jährige seine Kritiker zumindest für eine Woche verstummen lassen, muss er allerdings bis zum Derby herausfinden, was genau gefehlt hat. Was für den 1. FC Nürnberg spricht: Das Duell am Sonntag ist ein Auswärtsspiel. Und dieser Tage nimmt man als Club-Fan jede Hoffnung mit, die man kriegen kann.

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