Der Club ohne Weiler: Ein Verlust als Chance

20.6.2016, 06:47 Uhr
René Weiler wechselt zum RSC Anderlecht - und hinterlässt damit einen offenen Trainerposten beim Club.

© Zink René Weiler wechselt zum RSC Anderlecht - und hinterlässt damit einen offenen Trainerposten beim Club.

Ein gewisses Maß an Kontinuität, das hatte Sportvorstand Andreas Bornemann zu Beginn seiner Tätigkeit mit Blick auf die massive personelle Fluktuation am Valznerweiher eindringlich gepredigt, sei die Basis, um den 1. FC Nürnberg wieder auf Kurs zu bringen. Nun muss er just seinen leitenden Angestellten ziehen lassen und einen neuen Trainer suchen – den fünften in den vergangenen dreieinhalb Jahren. Wie 2012 Dieter Hecking erlag auch René Weiler dem Werben eines potenteren Vereins, der neben einem Gehaltssprung vor allem internationale Meriten verspricht. Wirklich übelnehmen können dem ambitionierten Schweizer diesen spontanen Arbeitsplatzwechsel deshalb nur rot-schwarze Romantiker. Weiler hatte stets mit offenen Karten gespielt und sich nie zu heuchlerischen Treueschwüren hinreißen lassen.

Natürlich ist der Verlust des Trainers, der dem kriselnden Club wieder Leben eingehaucht und eine fußballerisch limitierte Mannschaft bis an die Pforten der Bundesliga geführt hat, zunächst als herber Verlust zu werten. Weilers Weggang kann aber auch eine Chance bedeuten. Der Zeitpunkt ist nämlich gar nicht so ungünstig wie oft reflexartig beklagt. Immerhin bleibt noch eine Woche, um einen Nachfolger zu finden, und man darf Bornemann durchaus zutrauen, nicht erst seit gestern bei potenziellen Kandidaten mal höflich nachzufragen.

Im Idealfall kann der neue Mann also die komplette Vorbereitung leiten, personell ist bislang ja eh noch nicht viel passiert. Und vielleicht tut er sich ohne die Hypothek des relativ kläglichen Scheiterns in der Relegation, das manche Fans doch schon dezent an Weilers Fähigkeiten zweifeln ließ, sogar leichter beim nächsten Anlauf mit einem zumindest teilweise neuformierten Team.

Denn klar ist auch: Angesichts der nicht gerade günstiger gewordenen Rahmenbedingungen könnte für den Club die einzige Konstante in den nächsten Jahren 2. Liga heißen.

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