Der FCN liegt fünf, sechs Punkte hinter den Erwartungen

22.12.2014, 06:00 Uhr
Es gibt viel zu tun: Nürnbergs René Weiler (rechts) und sein Fürther Kollege Frank Kramer tauschten sich am Samstag länger aus.

© Sportfoto Zink / WoZi Es gibt viel zu tun: Nürnbergs René Weiler (rechts) und sein Fürther Kollege Frank Kramer tauschten sich am Samstag länger aus.

Die Form- und Ergebniskurve stieg mit vier Siegen in den ersten fünf Bundesliga-Partien zunächst steil an, um danach ins Bodenlose abzustürzen. Drei Punkte aus den letzten zwölf Begegnungen berechtigten nicht zum Verbleib im Oberhaus, und auch eine Klasse tiefer präsentierte sich der Absteiger mitunter desolat. Bis René Weiler kam - und das vom Einsturz bedrohte Gebilde wieder stabilisierte. „Der Trainer“, sagt Niclas Füllkrug, „hat richtig gute Ansätze gefunden.“

13 von 18 möglichen Zählern hat der Schweizer mit seinem neuen Club geholt, das ist ordentlich. Aber zu wenig, um im Jahresendspurt noch korrigieren zu können, was vorher oft leichtfertig vergeben worden war. Gegen den FSV Frankfurt, St. Pauli oder in Sandhausen. Tatsächlich liegt der 1. FC Nürnberg, wenn man es in Zahlen ausdrücken wollte, fünf bis sechs Punkte hinter den eigenen Erwartungen zurück - und ist damit bloß erster Verfolger der Verfolger. Wolfgang Wolf, der Abteilungsleiter, ist „einigermaßen zufrieden“ mit der Zwischenbilanz, von der Arbeit des Schweizers Weiler zeigt er sich hingegen begeistert. „Er hat es in kürzester Zeit geschafft“, sagt Wolf, „dass wieder Ruhe und Vertrauen eingekehrt ist.“

Ruhe und Vertrauen sollen auch die Basis bilden für eine erfolgreichere Zukunft, die eines Tages wieder Bundesliga-Fußball nach Nürnberg bringen soll. Die Ränge zwei und drei sind zwar wieder in Sichtweite, aber noch weit weg, auch wegen der fürchterlichen Tordifferenz von minus sieben. Und wären es erst recht, wenn ausschließlich die Leistungen in die Wertung eingehen würden. Auch unter Weiler spielt der Club eher zweckmäßig als berauschend Fußball, besonders in der anderen Platzhälfte fehlt es häufig an Ideen und der nötigen Zielstrebigkeit.

Die Lösungen fehlen

Aufgaben wie die gegen Fürth hatten die Nürnberger etliche zu lösen seit August. Die Probleme sind also schon länger bekannt. „Für uns wird’s immer schwierig, wenn der Gegner tief steht, wenn wir das Spiel vorne selbst gestalten müssen“, sagte Alessandro Schöpf nach dem 0:0, „da finden wir meistens keine Lösung, daran müssen wir arbeiten.“

Am 5. Januar beginnt die fast fünfwöchige Vorbereitung, von der sie sich einiges versprechen. Weiler, so lautet der Plan, soll vor allem das spielerische Niveau anheben, wofür er möglicherweise auch den einen oder anderen Zugang bekommt. Neu dabei sein wird Nachwuchsstürmer Cedric Teuchert, der sich in Augsburg noch schnell den Meniskus glätten ließ. Wieder zur Gruppe stoßen die beiden Offensivkräfte Peniel Mlapa und Danny Blum, die sich von ihren schweren Verletzungen erholt haben. Blum, der im Sommer vom SV Sandhausen kam, fiel mit einem Knorpelschaden im rechten Knie lange aus und ist noch ohne Einsatz in dieser Runde - soll im neuen Jahr aber voll belastbar sein. Wann Timo Gebhart wieder angreifen kann, ist dagegen weiter ungewiss.

Handlungsbedarf sehen die Verantwortlichen auf einigen Positionen, vor allem aber ganz vorn; zu Jakub Sylvestr gibt es aktuell keine Alternative, auch Alessandro Schöpf wäre kaum zu ersetzen. Sollte einem der beiden etwas zustoßen, hätte der ganze Club ein Problem. Auch Weiler bewegte sich aufgrund der fehlenden Tiefe und Breite des Kaders personell auf ganz dünnem Eis. Aber es ist ja noch mal gut gegangen. Bis jetzt.

Ob es noch etwas wird mit der großen Aufholjagd, werden wahrscheinlich schon die nächsten fünf Partien zeigen. In Frankfurt, gegen Berlin, in Düsseldorf und nacheinander zu Hause gegen Karlsruhe und Heidenheim. „Wir hoffen, dass wir in der Rückrunde noch mal richtig angreifen können“, sagte Alessandro Schöpf nach dem Derby, das ihm besonders wegen der Atmosphäre sehr gut gefallen hatte. Die Treue der Anhänger hat ihn auch am Samstag schwer beeindruckt.

Hinterher applaudierten die Nürnberger Fußballer in Richtung Nordkurve, das turbulente Jahr endete ausgesprochen harmonisch. Die vielen Enttäuschungen im Jahr 2014 schienen plötzlich nicht mehr wichtig zu sein, es zählte nur noch das Hier und Jetzt. Und natürlich die gemeinsame Zukunft, für die in nächster Zeit René Weiler verantwortlich ist. „Eine gewisse Stabilität ist zu erkennen“, sagte der Trainer in der Pressekonferenz, „nach vorne ist noch einiges zu tun.“ In jeder Hinsicht.

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