Der HC Erlangen und das zittrige Händchen

25.8.2014, 05:56 Uhr
Der HC Erlangen und das zittrige Händchen

© Foto: Sportfoto Zink

Martin Stranovsky hatte eine blitzsaubere Leistung hingelegt, hatte genau das getan, was die Verantwortlichen des HC Erlangen von ihm erhofft hatten, als sie ihn vom Weltklub FC Barcelona in die fränkische Handballprovinz lotsten: Er hatte beim ersten Bundesligaspiel des Klubs überzeugend Regie geführt, acht Tore erzielt und gemeinsam mit Ole Rahmel den HCE in der ersten Hälfte im Spiel gehalten. Dennoch war der slowakische Nationalspieler hinterher regelrecht geknickt, suchte immer wieder nach den richtigen Worten, um das Geschehen in der Hiersemann-Halle zu erklären.

„Ich bin sehr enttäuscht – aber um einen oder zwei Punkte zu holen, müssen wir ein perfektes Spiel hinlegen. In der Hinsicht hat Lübbecke uns einfach viele Jahre Erfahrung voraus“, resümierte der Regisseur. Das sei besonders in der Anfangsphase zu spüren gewesen, „als der Gegner sehr stark begonnen hat und wir zu viele Fehler gemacht haben“.

Insgesamt habe der HCE gerade in der ersten Hälfte nicht zu schlecht gespielt, „wir haben 15 Tore gemacht, was gegen einen Gegner wie Lübbecke nicht zu schlecht ist“. Was ihn frustrierte, war die Tatsache, „dass wir am Ende der ersten Halbzeit nahe dran waren, aber dann gerieten wir in doppelte Unterzahl, und da hat Lübbecke zwei- oder dreimal getroffen.“ Jetzt sei es wichtig, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern schnell aus den Fehlern zu lernen.

Ein Satz, der an diesem Samstagabend so oder ähnlich von allen HCE-
Akteuren zu hören war. „Wir müssen uns ganz schnell an die neue Liga gewöhnen. Es war für uns sehr ungewöhnlich, dass wir in der Abwehr so viele Zweikämpfe verloren haben – da wird man nervös, wenn man in sechs Minuten fünf Tore bekommt“, fasste Nikolai Link zusammen. Dessen Laune war sichtlich gedämpft wegen seiner zwei Fehlwürfe in der Anfangsphase: „Da komme ich aus acht Metern zum Wurf und schieße drüber – das war einfach schlecht geworfen, den muss ich reinmachen. Ich bin heute komplett unzufrieden mit mir.“ Dass den Rückraumspieler vor allem aber die ungenügende Defensivleistung umtrieb, machte der Satz deutlich, den er abschließend nachschob: „25 Tore, das ist okay, aber 30 Gegentore, das ist einfach zu viel!“

Wie der ältere der Link-Brüder bestritt auch der dienstälteste Erlanger sein erstes Spiel in der Beletage. Bastian Krämers Beobachtung dabei: „Man hat gemerkt, dass uns ein bisschen die Erfahrung fehlt. In der einen oder anderen Situation war das Händchen ein bisschen zittriger.“ Woran es letztlich gelegen hatte, auf diese Frage hatte er allerdings auch noch keine Antwort. Nur eine ähnliche Feststellung wie Link: „30 Tore, das ist nicht unser Standard.“

Christoph Nienhaus, der vor allem in der Abwehr zum Einsatz kam, hatte den ersten Bundesliga-Auftritt so erlebt: „Es ist schon noch einmal ein gewaltiger Schritt von der Körperlichkeit her, von den Massen, die die Leute mitbringen, und mit welcher Durchschlagskraft sie ankommen.“ Was er weniger als eine Frage der Schnelligkeit einschätzte: „Da bringt ja fast jeder 100 Kilo mit, und sie schaffen es richtig gut, mit ihrer Masse Druck zu machen, in die Kreuzung reinzugehen, so dass man kaum hinterherkommt. Darauf müssen wir uns einstellen. Das ist ein Lernprozess.“

Den wollen die Erlanger nun so schnell wie möglich absolvieren. „Wir müssen in Zukunft einfach besser dagegenhalten, die Zweikämpfe besser annehmen – dann werden wir das eine oder andere Spiel biegen“, zeigte sich Krämer überzeugt.

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