Der HSV will schnell einen Slomka-Nachfolger finden

16.9.2014, 08:42 Uhr
Für Mirko Slomka ist die Zeit in Hamburg vorbei. Er muss als erster Trainer eines Erstligisten seine Sachen packen.

© dpa Für Mirko Slomka ist die Zeit in Hamburg vorbei. Er muss als erster Trainer eines Erstligisten seine Sachen packen.

Am Tag nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga sah sich der Vorstand des Hamburger SV zum Handeln gezwungen und beurlaubte Trainer Mirko Slomka. Der Vorstand um Dietmar Beiersdorfer traute es dem Coach nicht mehr zu, das Ruder nach dem Fehlstart mit nur einem Punkt und ohne Tor noch einmal herumzureißen. Dies bestätigte HSV-Mediendirektor Jörn Wolf am Montagabend.

Damit war für den 47-jährigen Slomka bereits nach sieben Monaten am Volkspark Schluss. Am Montagmorgen führte er noch zum Auslaufen eine kleine Gruppe Stammspieler an, lächelte in die Kameras und arbeitete anschließend mit den Reservisten. Den wartenden Fans und Journalisten wurde beschieden, dass sich beim kriselnden Traditionsklub am Tag nach der 0:2-Pleite bei Hannover 96 niemand zum Trainerthema äußern werde. Slomka fuhr unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen vom Gelände.

Kommt Wunschkandidat Tuchel?

Wenig später war klar: Beiersdorfer hatte nach der Rückkehr zum HSV im Sommer nicht nur Sportdirektor Oliver Kreuzer nach nur einer Saison, sondern auch Trainer Slomka entlassen.

Damit wird erneut eine Ablöse fällig, nachdem man sich mit Kreuzer außergerichtlich auf etwa 800.000 Euro geeinigt hatte. Slomkas Vertrag läuft noch bis Juni 2016. Wer am kommenden Samstag beim Heimspiel gegen den FC Bayern München auf der Trainerbank sitzen wird, ist noch offen, soll aber möglichst schnell geklärt werden.

Schon lange wird Thomas Tuchel als Wunschkandidat gehandelt. Beiersdorfer soll sich angeblich schon mit dem 41-Jährigen getroffen haben. Bisher konnte sich Tuchel aber noch nicht mit Mainz 05 auf eine Auflösung seines Vertrags einigen. Der HSV müsste eine Ablöse zahlen. Unwahrscheinlich scheint, dass U-23-Coach Josef Zinnbauer vorübergehend den Job übernimmt. Der Nachfolger von Rodolfo Cardoso ist mit dem HSV-Nachwuchs in der Regionalliga äußerst erfolgreich.

Historische Start-Flaute

Die Bestandsaufnahme der nackten Fakten in der Krisensitzung hatte dazu geführt, dass der Klub, der bereits in der vorigen Saison drei verschiedene Trainer beschäftigte, erneut die Reißleine zog. Ziemlich deutlich wurde beim erneuten Null-Punkte-Spiel am Sonntag in Hannover, dass Slomka der Mannschaft keine eigene Handschrift verpasst hat. Trotz Investitionen von rund 26 Millionen Euro konnte der Mathematik- und Fußballlehrer den erneuten sportlichen Absturz nicht aufhalten.

Erst in der Relegation konnte der HSV den erstmaligen Abstieg aus der ersten Liga verhindern. Als einziges Team ist er in der neuen Saison nach drei Spieltagen noch ohne Tor – so eine Start-Flaute gab es für die Hanseaten in 51 Spielzeiten noch nie. Mirko Slomkas persönliche Auswärtsbilanz fällt mit 16 Niederlagen und einem Unentschieden in den vergangenen 18 Monaten desaströs aus. Zuletzt holte er im April 2013 drei Punkte in der Fremde – damals noch in Diensten von Hannover 96.

An alter Wirkungsstätte hatte der HSV-Coach seine Startelf auf sieben Positionen verändert. Beiersdorfer und einige Mitglieder des Aufsichtsrates forderten zuvor unverhohlen personelle Umstellungen von Slomka. So ersetzte der Tscheche Jaroslav Drobny im Tor den Ex-Auswahlkeeper René Adler, und in der Offensive feierten die Nationalspieler Lewis Holtby und Nicolai Müller ihre Saisonpremieren.

Mannschaft mit Trainer unzufrieden

Wenige in Hamburg verstanden allerdings überhaupt, warum Slomka Adler aus dem Tor nahm. Damit machte er eine neue Baustelle auf und veränderte noch mehr in einer verunsicherten Mannschaft. Auch die Verbannung von Heiko Westermann auf die Bank und das Vertrauen in Johan Djourou trotz vieler Fehler stieß auf Kritik. Zunehmend war zu hören, dass die Mannschaft mit Slomka unzufrieden war.

Sieben auf einem Streich waren aber des Guten zu viel. Ehe sich die Hamburger zu einer halbwegs homogenen Einheit formiert hatten, lagen sie nach Toren von Leon Andreasen (13. Minute) und Artur Sobiech (24.) klar zurück. „Wir wussten, dass der HSV mit vielen neuen Spielern kommt. Deswegen wollten wir von der ersten Sekunde an Druck machen. Das haben wir konsequent umgesetzt“, analysierte 96-Trainer Tayfun Korkut. „Das war clever“, gab Kollege Slomka zu. Korkut hat in Hannover einen Umbruch in kleinen Schritten vollzogen. Sein Team ist seit neun Pflichtspielen unbesiegt und stürmte auf Rang drei. Ähnliches soll nun Slomkas Nachfolger beim Hamburger SV gelingen.

Dieser Artikel wurde am Dienstag, 16, September, um 8.42 Uhr aktualisiert.

 

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