Der Kleeblatt-Gegner: Das macht Heidenheim gefährlich

22.2.2019, 05:49 Uhr
Heidenheim startete seinen bis jetzt andauernden Aufwärtstrend gegen Fürth. Können sie ihre Ungeschlagen-Serie gegen das Kleeblatt fortsetzen?

© Sportfoto Zink / WoZi Heidenheim startete seinen bis jetzt andauernden Aufwärtstrend gegen Fürth. Können sie ihre Ungeschlagen-Serie gegen das Kleeblatt fortsetzen?

Frank Schmidt gegen den FC Bayern München, vor 25 Jahren hat es dieses Duell schon einmal gegeben. Schmidt war Verteidiger bei einem aufstrebenden, mittelfränkischen Regionalligisten namens TSV Vestenbergsgreuth, das Duell endete mit einer Sensation. Schmidt und seine Kollegen warfen bekanntlich die Bayern um Oliver Kahn, Lothar Matthäus und Mehmet Scholl aus der ersten Pokalrunde. Zwei Jahre später fusionierte der TSV Vestenbergsgreuth mit der Spielvereinigung Fürth, die jenen Namenszusatz bekam, den etliche Fans nun gerne wieder los wären.
Im April wird es erneut zum Duell Frank Schmidt gegen den FC Bayern kommen, das DFB-Pokal-Viertelfinale ist schon jetzt einer der größten Erfolge eines anderen aufstrebenden Vereins: des 1. FC Heidenheim, den Schmidt nun schon im zwölften Jahr trainiert. Zufällig oder glücklich ist sein Team dort nicht gelandet.

Ein Viertelfinale im DFB-Pokal – für den noch recht jungen 1. FC Heidenheim (2007 entstanden) ist das keine neue Erfahrung. In der Saison 2015/16 stand der FCH schon einmal dort. Und doch war alles ganz anders als in dieser Spielzeit. Seinerzeit lief der Weg über die Zweitligisten Sandhausen und Aue.

Dieses Mal schlug man in der 2. Hauptrunde zwar wieder Sandhausen, im Achtelfinale gelang dem Team von der Brenz aber eine echte Pokalüberraschung. Mit 2:1 schmiss Heidenheim den Bundesligisten Bayer Leverkusen aus dem Wettbewerb. Zur Pause hatte der FCH 0:1 zurückgelegen.

In der Liga läuft es ähnlich gut: Seit acht Spieltagen ist Heidenheim ungeschlagen, steht mit 38 Punkten auf Platz vier, nur einen Zähler hinter dem 1. FC Köln. Am vergangenen Wochenende trotzte man Tabellenführer Hamburger SV ein 2:2 ab. Die bislang letzte Niederlage gab es am 25. November 2018, es war eine 1:5-Klatsche zuhause. Der Gegner ist dem Kleeblatt nur zu gut bekannt: der SC Paderborn, der auch Fürth kürzlich mit 6:0 vom Platz fegte.

Wackel-Start und Kontinuität

Vorauszusehen war der Höhenflug nicht unbedingt. Wie Fürth war Heidenheim in der vergangenen Saison abstiegsgefährdet. Als beide Teams am letzten Spieltag aufeinandertrafen, hätte auch der FCH bei einer Niederlage womöglich den Gang in die 3. Liga antreten müssen. Es kam bekanntlich anders. 

Trotz dieser wohl schwierigsten Phase seit dem Aufstieg in die 2. Liga hielt der Verein an Trainer Frank Schmidt, nun schon im zwölften Jahr Coach, fest. "Ich glaube schon, dass diese Kontinuität für den Erfolg spricht", sagt sein Kollege Stefan Leitl aus Fürth: "Die Mannschaft und der Verein sind sehr stabil, man hat wohl vieles richtig gemacht."

Dennoch holperte es zu Beginn dieser Saison noch. Im Sommer hatte man im FCH-Kader nicht nur auf Kontinuität gesetzt, sondern einen überlegten Schnitt gemacht und sich von einzelnen Leistungsträgern getrennt, andere wie John Verhoek unfreiwillig verloren. Der Start mit fünf Punkten aus fünf Spielen war der zweitschlechteste der FCH-Geschichte.

Verheiratet mit Verein und Kapitän

Spätestens mit dem 2:0-Heimsieg gegen Fürth am sechsten Spieltag ging es aber bergauf. Verlassen kann sich Schmidt dabei seit über zehn Jahren auf Spielführer Marc Schnatterer, der auch mit 33 noch der große Leistungsträger im Verein ist und seinen Vertrag erst vor kurzem bis 2021 verlängert hat: sieben Tore, sieben Vorlagen in 20 Spielen sprechen eine klare Sprache. Mit einer Ehe hat Schmidt kürzlich gegenüber dem Streamingdienst DAZN grinsend sein Verhältnis zu seinem Kapitän beschrieben, geprägt von Vertrauen, Offenheit, aber auch Reibung. 

Doch es wäre zu kurz gegriffen diese Heidenheimer Mannschaft nur auf Schnatterer zu reduzieren. Mit Niklas Dorsch im defensiven Mittelfeld und Robert Glatzel hat der FCH zum Beispiel zwei junge Spieler in seinen Reihen, an denen seinerzeit auch Fürth interessiert war. Neben Glatzel als physisch präsentem Torjäger (elf Treffer in 14 Spielen) und Ballverteiler nimmt der Österreicher Nikola Dovedan den technisch starken Part der Offensive ein. Wie die Spielvereinigung fischt auch Heidenheim mit Erfolg in den unteren Ligen: Innenverteidiger Patrick Mainka kam aus der Regionalliga von Borussia Dortmund II und wurde auf Anhieb zum Stammspieler neben dem erfahrenen Norman Theuerkauf. 

Fürth als warnendes Beispiel 

Das Heidenheimer Konterspiel rollt nach Ballgewinnen schnell, präzise und gnadenlos nach vorne. Der Verein aus der 50.000-Einwohner-Stadt hat zudem kaum Personalsorgen: Dorsch hatte zuletzt muskuläre Probleme, trainiert aber wieder. Mittelfeldspieler Tim Skarke könnte erkrankt ausfallen, sonst fehlt nur noch Rechtsaußen Robert Leipertz (Reha nach Sehnenriss). 

Trotz der Erfolgsserie will Schmidt vom Aufstieg nichts wissen. Vorderstes Ziel bleiben 41 Punkte und damit der Klassenverbleib. Mit einem Sieg gegen Fürth wäre es am 23. Spieltag erreicht. "Wir stehen völlig zu Recht auf dem vierten Platz. Das haben wir uns verdient durch gute Leistungen in den vergangenen Wochen und Monaten. Aber es kann schnell gehen", warnt der Trainer. Sein Beispiel dafür ist die Spielvereinigung: Die stand schließlich nach zehn Spieltagen auch einmal auf Platz zwei – und könnte mit einem Sieg den Heidenheimer Höhenflug nun zumindest vorerst stoppen. 
 

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