"Der liebe Gott richtet alles": Ullrich schießt gegen Armstrong

12.6.2013, 19:29 Uhr

© Patrick Seeger (dpa)

Wieder drucksen, wieder nur schwammige Aussagen: Ex-Radstar Jan Ullrich lehnt es weiterhin ab, eine umfassende Doping-Beichte abzulegen. In einem Interview der „Sport Bild“ (Mittwoch) sagte der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger: „Der Radsport hat sich selbst aufgeklärt. Ich war auch Teil des Systems. Je mehr herauskam, umso besser haben die Leute meine Aussagen von damals verstanden.“

Er hatte stets betont, niemanden betrogen zu haben. Weil alle das Gleiche gemacht haben? „Genau“, antwortete Ullrich der Sport Bild. Deutlich klarer bekannte sich der gebürtige Rostocker zur Causa Lance Armstrong. „Lance hat sich zu viele Feinde gemacht. Er wollte immer der Boss sein und hat seine Untergebenen teilweise gnadenlos geführt. Das war schon extrem“, kritisierte Ullrich.

Der US-Amerikaner, der im Januar zugegeben hatte, bei allen sieben Tour-Siegen gedopt gewesen zu sein, habe dem Radsport einen „Riesenschaden“ zugefügt. Dem Texaner wurden alle Titel im Nachhinein aberkannt. „Ich gönne niemandem etwas Schlechtes, auch Lance nicht. Aber ich habe immer gesagt. Lance wird nicht davonkommen. Der liebe Gott richtet alles“, sagte Ullrich, der Armstrong bei der Tour de France nie im Gesamtklassement bezwingen konnte.

Im Vorjahr wurde Ullrich vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen seiner Verwicklung in den Skandal um Dopingarzt Eufemiano Fuentes zu einer zweijährigen Sperre verurteilt, die rückwirkend vom 22. August 2011 an ausgesprochen wurde. Außerdem wurden ihm alle Resultate vom 1. Mai 2005 an gestrichen. Der Olympiasieg 2000 in Sydney und die WM-Titel im Zeitfahren aus den Jahren 1999 und 2001 blieben wie der Tour-Triumph 1997 unangetastet.

Für die Zukunft plane der 39-Jährige eventuell Fahrradtouren durch Frankreich anzubieten. Gesundheitlich gehe es ihm nach überstandener Burn-out-Erkrankung im Jahr 2010 wieder gut. „Zum Glück ging alles glimpflich aus dank meiner Frau und meinen Kinder. Wenn ich allein zu Hause gesessen hätte, weiß ich nicht, was passiert wäre. Meine Familie hat mich gerettet“, meinte Ullrich.

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