Derby-Choreo geleakt? Club-Ultras kannten Inhalt zuvor

5.3.2017, 21:21 Uhr
Mit dieser Choreografie erinnern die Kleeblatt-Fans an die geplatzte Eingemeindung Fürths nach Nürnberg aus den 1920er Jahren.

© Sportfoto Zink / WoZi Mit dieser Choreografie erinnern die Kleeblatt-Fans an die geplatzte Eingemeindung Fürths nach Nürnberg aus den 1920er Jahren.

Wochenlang wird Geld gesammelt, konzipiert, Material beschafft. Eine kurvenfüllende Choreografie ist durchaus mit logistischem Aufwand verbunden. Mal mit einer politischen Botschaft, hin und wieder mit einem Augenzwinkern, immer aber als Stichelei gegen die Nachbarstadt gedacht - gerade im Frankenderby sind die Choreos brisant. Dann nämlich schaut ganz Franken auf die Fankurven.

Die Fürther Nordtribüne wagte am Sonntag einmal mehr einen Exkurs in die Stadtgeschichte. Im Fokus: Die 1920er Jahre. Eine Zeit, in der Fürth um seine Eigenständigkeit kämpfte. Nürnbergs Oberbürgermeister plante damals, Fürth einzugemeinden - und zusammen mit deren 70.000 Einwohnern München als größte Stadt Bayerns ablösen. Ein Volksbegehren im Jahr 1922 scheiterte aber, Fürth blieb Fürth. Auch, weil der Verein "Treu Fürth" sich gegen die Eingemeindung stemmte.

Eben jene Zeit griff jetzt die Fürther Fan-Szene für ihre Choreografie auf. "Danke Treu Fürth", steht etwa in den Stadtfarben weiß-grün auf einer großen Plane, daneben "Sou a Glubbsau möcht iech niemals sein".

Choreografien der Fanszene sind geheim, gehütet und beschützt wie das eigene Bank-Kennwort. An diesem Sonntag blieb das offenbar aber nicht so. Das Nürnberger Szene-Magazin Ya Basta veröffentlichte etwa zwei Stunden vor Anpfiff eine leicht kryptische Botschaft unter dem Titel "Glück gehabt - Fürth bleibt Fürth". "Erst neulich hab ich wieder an die furchtbare Idee der Einverleibung Fürths in die Stadt Nürnberg gedacht", schreibt dort ein "Redaktionsmitglied" namens Joe. "Ein Glück ist daraus nichts geworden… Darüber sollten die Fürther mal ne Choreo machen!" Eine klare Anspielung auf die Fürther Pläne, die später kurz vor Anpfiff quer über die Nordtribüne präsentiert wurden.

Die Nürnberger Ultras verzichteten auf eine Choreografie. Im Hinspiel stoppte sie noch ein Verbot, diesmal eine Formalie: Wegen der andauernden "Eiszeit" zwischen Fans und Verein meldeten die Ultras zwar eine Kurvenshow an - allerdings in Fürth und nicht wie üblich beim eigenen Verein. Das Kleeblatt verwies die Choreo-Planer nach Nürnberg, doch da meldete sich nie jemand.

Ein paar Transparente gab es im Gästeblock dann aber doch zu sehen. Unter anderem eine Antwort auf die Fürther Choreografie. "In einem Punkt sind wir uns einig: Danke 'Treu Fürth'", stand auf einem Spruchband. Ein Konter auf ein Transparent im selben Spiel gilt als Coup innerhalb der Fanszene. Zumindest in dieser Kategorie lief der Club dem Kleeblatt offenbar also den Rang ab. Abseits der Scharmützel auf den Rängen blieb es aber ruhig am Rande des 262. Frankenderby.


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