Derby-Kolumne: Lagerhaus statt Ronhof

27.2.2017, 13:48 Uhr
Derby-Kolumne: Lagerhaus statt Ronhof

© Kurt Schmidpeter

Derbys zwischen dem FCN und der SpVgg Fürth müssen eine tolle Sache gewesen sein. Nur die Bilder davon im Kopf sind unscharf: Irgendwann, wohl Anfang der 80er Jahre, wurde man vom Vater zu einem Spiel in ein baufälliges Stadion mit Wällen als Tribünen in der Nachbarstadt geschleppt. Wenn die Erinnerung nicht trübt, durften alle Kinder und Jugendliche in den Innenbereich, da es auf den Blöcken zu eng wurde. Vielleicht war’s aber auch ganz anders.

So richtig wichtig war das ganze Geschehen ohnehin nicht. Der Club war eine bundesweit beliebte Fahrstuhlmannschaft und die Fürther krebsten irgendwo in den Amateurligen hin- und her, marschierten der Bedeutungslosigkeit entgegen. Selbst als B-Jugendspieler im Dorfverein hielt sich der Respekt vor den Fürther in Grenzen.

Wunderbar: Als man im Rohnhof mit dem TSV Kleinschwarzenlohe in grünen Trikots antrat, hielten die Fürther Senioren am Spielfeldrand die siegreiche Mannschaft aus dem Landkreis Roth für ihr eigenes Nachwuchsteam – um dann, als der Irrtum bemerkt wurde, die eigenen Jungs aufs Derbste zu beschimpfen. Unser Mittelstürmer schlug das anschließende Angebot nach Fürth zu wechseln, natürlich aus.

Er entschied sich für einen Job im Lager eines Einkaufzentrums. Eine Anstellung, die wesentlich bessere Perspektiven bot. Ob damals überhaupt noch echte Frankenderbys stattgefunden haben? Keine Ahnung. Mitte der 90er war es damit ohnehin vorbei.

Die SpVgg Fürth fusionierte mit Vestenbergsgreuth. Seitdem kickt eine von einer Teefirma unterstützte (Pech gehabt: mit einem Energy-Drink-Produzenten hätte der Retortenverein vielleicht schon die Champions League gewonnen) Truppe regelmäßig gegen den ruhmreichen FCN. Meist gewinnt diese Truppe. Ist aber auch egal. Sollen sie halt. Dafür können Clubfans stets ohne schlechtes Gewissen in ihren Erinnerungen schwelgen. Und darin sind wir ohnehin besser als beim Fußballspielen.

 

 

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