Historischer Derbysieg: Behrens beseitigt die Club-Zweifel

24.9.2017, 15:14 Uhr
FCN-Freude in Fürth: Hanno Behrens (re.) setzte bei Nürnbergs erstem Derbysieg in der Nachbarstadt seit 1979 den Schlusspunkt.

© Sportfoto Zink / WoZi FCN-Freude in Fürth: Hanno Behrens (re.) setzte bei Nürnbergs erstem Derbysieg in der Nachbarstadt seit 1979 den Schlusspunkt.

Fürths Trainer Damir Buric stellte am Ende der Englischen Woche tatsächlich zum dritten Mal dieselbe Startelf auf, das Vertrauen in die körperliche Verfassung seiner Spieler scheint groß. Club-Trainer Michael Köllner tauschte auf zwei Positionen im Vergleich zur Partie gegen Bochum am Donnerstag: Kevin Möhwald ersetzte Lukas Hufnagel, Cedric Teuchert kam für Tobias Werner.

Einen würdigen Rahmen gaben die Fans dem Spiel. Auf der Fürther Nordtribüne zogen die Kleeblatt-Fans einen überdimensionalen Musikautomaten in die Luft - "Färdder Jukebox" stand in großen Lettern darunter und dazu die Sätze: "In der Früh der letzte Gast schon wieder, na wenigstens die Jukebox hat noch Lieder. Bekannte Klänge reißen mich aus der Lethargie. Auf zum Ronhof und gemeinsam zum Derbysieg."

China liegt in Franken

Die Nürnberger stichelten mit zwei Transparenten: "Die Geschichte gewährte euch einen Wimpernschlag, aber in diesem Leben kommt ihr nicht mehr am FCN vorbei." Und: "In die Regionalliga gehören keine Chinesen, sondern Fürther." Eine Anspielung darauf, dass die chinesische U20-Nationalmannschaft ab der Rückrunde in der Südwest-Regionalliga antritt. Die Fürther Fans zeigten kurz darauf das Spruchband: "Unser Problem mit euch: Vermarktung um jeden Preis – Regionialligareform statt China-Gebolze."

Zum Fußballspiel: Nürnbergs Eduard Löwen setzte den ersten Höhepunkt. Weil ihn fünf Meter vor dem Strafraum keiner angriff, zog er flach ab – der Ball klatschte an den Pfosten (4.). Das Kleeblatt antwortete mit einem Distanzschuss von Julian Green, zwei Meter übers Tor (5.).

Ishak tunnelt FCN in Front

Die dritte Chance des Spiels saß. Innenverteidiger Marco Caligiuri war bis an die Mittellinie aufgerückt und wurde überspielt, Mikael Ishak setzte sich gegen Mario Maloca durch und zog flach durch die Beine von Balazs Megyeri ab (9.) – beim Jubeln sah man auf den Sitzplätzen, wer ein Rot-Schwarzer war.

Diesmal fiel die Reaktion der Fürther Spieler nicht mehr so vehement aus. Jurgen Gjasula platzierte einen Freistoß in der rot-schwarzen Mauer (11.), Julian Green zirkelte vom linken Strafraumeck aus den Ball auf Bredlow, der sich arg strecken musste, um ihn ins Aus zu fausten.

Fürths Manko: Die Geschwindigkeit 

Es entwickelte sich ein unterhaltsamer Kick ohne die wirklich großen Höhepunkte – beide kamen kaum zu Abschlüssen. Das Manko auf Fürther Seite war die mangelnde Geschwindigkeit, vor allem Tolcay Cigerci kam seinen Gegenspielern kaum hinterher. Jurgen Gjasula war im 4-1-4-1 auf der Sechs kaum zu sehen, da half auch nichts, dass sein Kumpel Robert Zulj auf der Tribüne die Daumen drückte. Auf der Gegenseite bereitete die Rückwärtsbewegung von Cedric Teuchert, an dem das Spiel komplett vorbeilief, Bauchschmerzen, die Weiß-Grünen konnten immer über ihre linke Seite nach vorne kombinieren.

Dort hatte Julian Green, der Leihspieler aus Stuttgart, die besten Chancen für die Fürther. In der 31. Minute setzte er den gefährlichsten Schuss seiner zahlreichen Versuche ab – Enrico Valentini fälschte ab, Bredlow lenkte die Kugel in höchster Not über die Latte. In der 35. Minute streifte Kevin Möhwalds Schuss knapp am linken Pfosten vorbei. Es lag ein zweites Tor in der Luft – die Gäste waren näher dran am 2:0 als die Gastgeber am Ausgleich. Der Club wartete im 4-4-2 geduldig auf den Ball und schwärmte dann mit wenigen Pässen nach vorne aus.

Die Fürther kamen besser aus der Kabine, Buric brachte mit Philipp Hofmann einen zweiten großen Stürmer neben Serdar Dursun, Patrick Sontheimer, der Masken-Mann, blieb draußen. Nach einem feinen Pässchen von Cigerci sprintete der beste Fürther, Julian Green, alleine von links auf die Gästekurve zu, Bredlow wehrte seinen Flachschuss aber problemlos mit dem Fuß ab (47.). Und das Kleeblatt drückte weiter. Jetzt wachten auch die Anhänger beider Vereine auf – so wünscht man sich ein Derby.

Erst zehn Minuten nach Wiederanpfiff hatten sich beide Teams wieder sortiert. In der 58. Minute dann der Punch: Ausgerechnet der bis dahin unsichtbare Teuchert wurde mit einem klugen Pass von Hanno Behrens in Szene gesetzt, legte sich den Ball auch noch zu weit vor und bugsierte ihn flach an Megyeri vorbei in die Maschen. In der 63. Minute hätte er sogar den Sack zumachen können, scheiterte aber diesmal am Fürther Keeper.

Der Spannungsabfall war nun augenscheinlich. Dursun zeigte noch einen Fallrückzieher in der 70. Minute, aber gefährlich war auch dieser Schuss nicht. Wie aus dem Nichts dann die große Fürther Chance zum Anschlusstreffer: Bredlow berührte Hofmann im Strafraum, seine bislang einzige Szene, und Schiedsrichter Felix Zwayer entschied auf Strafstoß. Jurgen Gjasula verwandelte sicher (79.). Die große Chance auf den Ausgleich hatte – wer sonst? - Julian Green. In der 83. Minute köpfte er nach einer Flanke von Khaled Narey auf Bredlow, der mit einem Reflex glänzte. Auch Marco Caligiuri prüfte ihn noch einmal, doch der FCN-Schlussmann war immer präsent und rettete dem Club den knappen Vorsprung.

Der Ausgleich wäre einzig aufgrund der letzten zehn Fürther Minuten verdient gewesen, der FCN machte in der zweiten Halbzeit zu wenig, um als souveräner Sieger den Platz zu verlassen. In der Nachspielzeit schlug der Köllner-Club gleichwohl noch einmal zu: Nachdem Nürnberg mehrfach an der rechten Eckfahne versucht hatte, die Uhr herunterlaufen zu lassen, beförderte Ishak den Ball irgendwie zu Hanno Behrens, der die Kugel im Rutschen im linken unteren Eck platzierte. Der Schlusspunkt im 263. Frankenderby!

Teuchert beim Torjubel: Der Club-Youngster aus Coburg baut die Führung des FCN auf 2:0 aus.

Teuchert beim Torjubel: Der Club-Youngster aus Coburg baut die Führung des FCN auf 2:0 aus. © Sportfoto Zink / MeZi

+++ Der Live-Ticker zum Nachfiebern +++

SpVgg Greuther Fürth: Megyeri - Narey, Caligiuri, Maloca, Wittek - Gjasula, Sontheimer (46. Hofmann) - Green, Aycicek, Cigerci - Dursun

1. FC Nürnberg: Bredlow - Valentini, Mühl, Ewerton, Leibold - Erras (54. Werner) - Teuchert (64. Petrak), Löwen, Behrens, Möhwald (87. Brecko) - Ishak

Tore: 0:1 Ishak (9.), 0:2 Teuchert (59.), 2:1 Gjasula (79., Foulelfmeter), 3:1 Behrens (90. +4)  | Gelbe Karten: Caligiuri, Raum - Petrak, Ishak | Schiedsrichter: Zwayer (Berlin) | Zuschauer: 13.550

+++ Schon vor Anpfiff ging es in Fürth rund - der Derbytag im Ticker +++

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