Derby-Statistik: Der Club, zwölf Ecken und ein roter Faden

21.9.2016, 12:19 Uhr
Der Club ist in der Krise: Trainer Alois Schwartz ist in diesen Tagen nicht zu beneiden.

© Sportfoto Zink Der Club ist in der Krise: Trainer Alois Schwartz ist in diesen Tagen nicht zu beneiden.

Was für eine groteske Szenerie: Da schießt Guido Burgstaller - vor gar nicht allzu langer Zeit ein echter Nürnberger Publikumsliebling - ein Tor und keinen interessiert's. Große Teile der Nordkurve blieben stumm und wer nicht stumm blieb, der gab höhnisch Applaus. Die Höchststrafe. Schon in den 20 Minuten davor, als sich der 1. FC Nürnberg bestenfalls bemüht, aber doch auch ziemlich kopflos gegen die nächste Derby-Niederlage stemmte, hatte der sonst so stimmgewaltige Anhang den Support deprimiert eingestellt. Die Stimmung der Club-Fans ist gekippt.

Der Burgstaller-Treffer in der Nachspielzeit konnte daran nichts mehr ändern, ebenso wenig am 74. Fürther Sieg im insgesamt 261. Frankenderby. Der Club hat übrigens 138 Erfolge zu Buche stehen, ein Zeugnis aus einer erfolgreichen Vergangenheit, die irgendwann in eine fast schon spektakulär triste Gegenwart überging: Platz 18, vierte Niederlage in Folge, 17 Gegentore in sechs Spielen. Und, es wird nicht besser: Der schlechteste Saisonstart aller Zeiten.

Als "ein richtiges Brett" bezeichnete Sportvorstand Andreas Bornemann nach dem Spiel im Medienraum die Gesamtsituation treffend. "Das ist eine extrem herausfordernde Situation, nicht nur für den Trainer, auch für mich." Für ihre Spieler gilt das natürlich ebenfalls und zunächst hatte man am Dienstagabend im Nürnberger Achteck den Eindruck, dass die Mannschaft damit umzugehen wüsste. Griffig, aggressiv, vorne torgefährlich und hinten resolut legten die Hausherren sämtliche Tugenden an den Tag, die es braucht, um ein Derby erfolgreich zu gestalten.

Allein die letzte Durchschlagskraft fehlte, die wenigen guten Einschusschancen entstanden vor allem im Anschluss an Standardsituationen. Nach dem 0:1 durch Dursun sank dann auf Nürnberger Seite mit zunehmender Spieldauer der Glaube. Der Glaube an sich selbst, der Glaube an den Sieg. "Es gibt nichts, was man dem Trainer heute vorwerfen könnte", erklärte Bornemann (alle Stimmen zum Spiel gibt's hier) den sichtbaren Willen der Profis, der sich auch in Zahlen belegen lässt.

Tatsächlich gab der FCN im Vergleich zum Kleeblatt mehr als doppelt so viele Torschüsse ab (21:10), hatte mehr Ballbesitz (56 Prozent) und mehr Eckbälle (12:3), spielte mehr Pässe (427:346), von denen auch mehr ankamen (65,8 Prozent gegenüber 56,1 Prozent). Auch schlugen die Cluberer mehr Flanken als die Fürther (17:7), wobei hier auf beiden Seiten nicht viele beim Mitspieler ankamen (3:2).

Auffallend ist jedoch, dass der 1. FC Nürnberg wieder einmal weniger Zweikämpfe gewann als sein Gegner, im Derby am Dienstag waren es 47,6 Prozent. Diese Schwäche zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, in keinem einzigen Ligaspiel kam der Club über die ominöse 50-Prozent-Marke. Ein alarmierender Wert, gerade im Kampf gegen den Abstieg, für den sich die Schwartz-Truppe gerade unfreiwillig bewirbt.

Trainer Alois Schwartz genießt erklärtermaßen dennoch weiterhin das Vertrauen des Vorstands. Am Sonntag (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) bekommt er gemeinsam mit der Mannschaft die nächste Chance zum Befreiungsschlag, es wartet die kampfstarke Bielefelder Arminia. Der Frust der Fans ("Wir ham die Schnauze voll") wird bis dahin vielleicht abgekühlt, nicht aber vergessen sein. So eine Derby-Pleite schmerzt eben.

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