Deutsche Bahn macht Druck: Fanzüge auf dem Abstellgleis

17.12.2014, 11:13 Uhr
Die Deutsche Bahn erhöht den Druck auf die Klubs - und so auch den Club.

© Michael Matejka Die Deutsche Bahn erhöht den Druck auf die Klubs - und so auch den Club.

 

"Wenn niemand bereit ist, dafür auch kostenmäßig einzustehen, können wir das von uns aus nicht dauerhaft finanzieren und dann wird es auch keine entsprechenden Züge mehr geben können", adressiert DB-Sicherheitschef Gerd Neubeck im ARD-Magazin als Warnung an die Klubs. 2012 hatten die Bahn und die DFL auf einem Fangipfel vereinbart, stärker auf Fanzüge zu setzen.

Die entsprechenden Mobile, welche die Anhänger auf die heimische Spielwiese oder des Gegners Platz transportieren, werden von den Vereinen gechartert. Auch für die Sicherheit und mögliche Schäden stehen diese ein. Ein Modell, das allerdings laut "Report Mainz" kaum praktiziert wird. 60 Züge werden nach den Recherchen der SWR-Journalisten pro Jahr gebucht, die Bahn befördert im gleichen Zeitraum derweil viel mehr Schlachtenbummler.

"Letztlich sind wir nicht in der Lage, Fußballspiele damit zu subventionieren, dass wir die Fans dorthin zu transportieren haben und dann hinterher auf einer Reihe von Kosten sitzen bleiben", wettert Neubeck und stellt besonders auf die sich häufende Zerstörungswut der Anhänger ab. Ein besonders schlimmer Vorfall ereignete sich vor dem letzten Frankenderby, als aus dem Sonderzug, der die FCN-Fans in die Kleeblattstadt bringen sollte, ein Feuerlöscher auf eine entgegenkommende U-Bahn geworfen wurde, dieser die Frontscheibe durchschlug und die Fahrerin verletzte.

Wie die Bundespolizei berichtet, verlagert sich die Gewalt zusehends aus den gut gesicherten Arenen in den Reiseverkehr. Fast 3000 Straftaten jährlich listen die Ordnungshüter auf. Rainer Wendt, dem Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, ist dies schon länger ein Dorn Auge. "Ganze Züge werden komplett demoliert.

Die Scheiben werden zerschlagen, Notbremsen werden gezogen und es werden die Sitze aufgeschlitzt, das alles bleibt eigentlich sanktionslos. Weil die Polizei auch nicht die Möglichkeit hat, über das hinaus, was sie jetzt schon macht, dann noch einzelne Sanktionen treffen zu können, das ist fast nicht möglich", sagt Wendt und folgert: "Die Verantwortung nicht nur für den Transport, sondern auch für die Haftung muss bei den Vereinen liegen".

Ein Blick nach Holland

Ein zielführendes Modell, das bereits in den Niederlanden angewendet wird, wäre es für Wendt, den Verkauf Eintrittskarten an die Benutzung der Fanzüge zu koppeln. Im Nachbarland erhalten die Ajax-, PSV-, und anderen Anhänger ein entsprechendes Kombi-Ticket nur, wenn sie mit Fanzügen ihrem Lieblingsverein nachreisen. “Wir sind mit holländischen Kollegen im Austausch und beobachten das auch sehr interessiert“, findet auch Bahnsicherheitschef Neubeck. „Diese Kopplungen von Zug und Eintrittskarte ist eigentlich ein vernünftiger Weg.“

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