Die deutsche Mannschaft

23.6.2011, 09:26 Uhr
Die deutsche Mannschaft

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21 Spielerinnen umfasst das Aufgebot von Bundestrainerin Silvia Neid für die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Im Folgenden Kurzporträts der deutschen Spielerinnen. Zusammengetragen wurden die knappen Vorstellungen der drei Torhüterinnen und 18 Feldspielerinnen sowie der Bundestrainerin, die seit 1982 bei jedem deutschen Länderspiel (in wechselnden Funktionen) bis heute dabei war, von den Mitgliedern der NZ-Sportredaktionen.

Silvia Neid:  Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ohne Silvia Neid? Nicht vorstellbar! Schon beim ersten Länderspiel 1982 gegen die Schweiz war die heute 47-Jährige dabei, schoss nach ihrer Einwechslung beim 5:1-Sieg auch ein Tor. Und auch in den nächsten fünf Jahren wird ohne die akribische Arbeiterin nichts in Sachen Frauenfußball laufen, hat der DFB doch gerade ihren Vertrag als Bundestrainerin um drei Jahre bis 2016 verlängert. Den ersten Gewinn des Welttitels 2003 hatte sie noch als Assistentin von Tina Theune-Meyer erlebt. Zwei Jahre später wurde „die Lichtgestalt des deutschen Frauenfußballs“ („Welt“) befördert und erfuhr mit der Kür zur „Welt-Trainerin des Jahres 2010“ die vorläufige Krönung ihrer Karriere. Zahllose Titel (darunter sieben Meisterschaften mit der SSG Bergisch Gladbach) und Auszeichnungen hat die manchmal aufbrausende Fußballerin aus Leidenschaft gesammelt. Medienvertreter mag sie weniger, entzieht sich ihnen soweit möglich, ihr Privatleben schirmt sie hermetisch ab wie ihre Spielerinnen den eigenen Strafraum. Doch sie kann auch, trotz des ernsten Eindrucks, den sie meist erweckt, nicht nur auf dem Trainingsplatz herzhaft lachen. Silvia Neid aus dem Wallfahrtsort des Blutwunders von Walldürn (Baden-Württemberg) lebt heute in Wilnsdorf bei Siegen, wo sie zu Beginn ihrer Karriere im Blumengeschäft ihres damaligen Trainers Gerd Neuser jobbte.

Nadine Angerer (Nummer 1): Auf dem Platz ist bei Nadine Angerer alles wohlgeordnet, da überlässt die trainingsbesessene Torhüterin nichts dem Zufall. Im privaten Bereich neigt die gebürtige Unterfränkin mit dem Spitznamen „Natze“ durchaus auch mal zu einer gewissen Unordnung. Und sie weiß, dass sie ihren Rekord – eine WM ohnen Gegentor – nicht mehr toppen kann.

Bianca Schmidt (2): Die 21-jährige Bianca Schmidt von Turbine Potsdam, von Beruf Sportsoldatin, ist so laufstark wie kaum eine andere Spielerin. Kein Wunder, wurde sie doch einst deutsche Vizemeisterin im Crosslauf und mitteldeutsche Meisterin über 2000 Meter. Die Rechtsverteidigerin wird bei der WM aber wohl (noch) nicht an Linda Bresonik vorbeikommen.

Saskia Bartusiak (3): Als „Spätzünderin“ wurde „Sassi“ bei der WM 2007 ins Team berufen, damals war ihr jedoch nur ein einziger Einsatz vergönnt. Inzwischen drängt die 28-jährige Verteidigerin auf einen Stammplatz. Wenn alles nach Plan läuft, wird die gebürtige Frankfurterin den WM-Pokal am 17. Juli vor den Augen ihrer Familie und Freunde hochhalten.

Babett Peter (4): Babett Peter steht nicht gern im Mittelpunkt, interviewt werden meist andere. Doch die zuverlässige linke Außenverteidigerin zählt mit ihren
23 Jahren und 48 Länderspielen (ein Tor) schon zu den WM- und EM-erprobten Kräften, will bei ihrer zweiten WM in die Stammelf. Mit Potsdam gewann sie zuletzt dreimal hintereinander die Meisterschaft.

Annike Krahn (5): Annike Krahn ist ein kommunikativer Mensch. Auf ihrer Homepage schreibt sie eine Kolumne über ihre Erlebnisse bei der WM. Vier Jahre war sie alt, als ihr ein Nachbarsjunge den Ball vor die Füße schoss. Seit 2004 ist die Bochumerin für die Innenverteidigung beim FCR Duisburg zuständig, 2005 bestritt sie ihr erstes Länderspiel.

Simone Laudehr (6): Die 24-jährige Regensburgerin, die derzeit beim FCR Duisburg spielt, war eine der ersten, denen die Bundestrainerin einen WM-Stammplatz garantierte: Sehr gereift sei sie in den letzten Jahren, lobt Neid die Mittelfeldakteurin. Am Tag vor dem Halbfinale hat Laudehr Geburtstag. Ans Feiern, sagte sie jüngst, werde aber erst nach dem Finale gedacht.

Melanie Behringer (7): Angetrieben von vier Brüdern zog es die 25-jährige Badenerin früh auf den Fußballplatz. In einer Saison schoss sie 66 Tore für die SpVgg Utzenfeld. Im Nationalteam sind es zwar noch keine 66, aber immerhin auch schon 17 Treffer. Seit sechs Jahren steht die rotblonde Mittelfeldspielerin im DFB-Kader und brachte es bis dato auf 67 Einsätze.

Inka Grings (8): Der Tennisverein wollte sie nicht, also sattelte Inka Grings mit sechs Jahren auf Fußball um. Mit über 350 Treffern avancierte sie zur erfolgreichsten Torjägerin Deutschlands. Harte Zeiten mit Verletzungspech und internen Querelen mit dem FCR Duisburg hat die 32-Jährige überstanden. Jetzt will sie ihre Karriere mit dem WM-Titel krönen.

Birgit Prinz (9): Bereits in ihrem ersten Länderspiel schoss Birgit Prinz ihr erstes Tor – wenn die Frankfurterin während der WM trifft, wäre die Galionsfigur des deutschen Frauenfußballs die erste, die bei fünf Weltturnieren als Torschützin gefeiert wird. Was neben dem Titel die Krönung der Karriere der 33-jährigen Brillenträgerin und dreifachen Weltfußballerin wäre.

Linda Bresonik (10): Für die „Bild“-Zeitung waren die Liaison von Linda Bresonik mit Teamkollegin Inka Grings und deren Scheitern ein gefundenes Fressen. Dabei lieferte die vielseitige Mittelfeldspielerin doch genügend andere Schlagzeilen. Schon als 17-Jährige feierte sie ihr Debüt in der DFB-Elf und gewann bis heute zwei Weltmeister- und drei Europameistertitel.

Alexandra Popp (11): Nein, als „Königsmörderin“ wird Alexandra Popp nicht in die deutsche Fußballgeschichte eingehen, auch wenn sie Birgit Prinz aus der Stammelf verdrängen sollte. Zu wichtig sind die Tore der 20-Jährigen. Bei der „U20“-WM 2010 traf die antrittsschnelle wie schussgewaltige Duisburgerin in jeder Partie, auch im Finale – und will dies nun wiederholen.

Ursula Holl (12): Ursula Holl wäre in anderen Nationalteams die unumstrittene Nummer eins im Tor, ihre Rolle als deutsche Nummer zwei nimmt sie allerdings klaglos an. Unaufgeregt geht die langjährige Stammtorhüterin des FCR Duisburg auch mit ihrer Sexualität um. Am 18. Juni 2010 schloss sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft mit Freundin Carina.

Celia Okoyino da Mbabi (13): Mit fünf Jahren kickte Celia Okoyino da Mbabi bereits bei TuS Germania Hersel, ihr Bruder machte es ihr vor. Heute bringt die Spielerin mit kamerunisch-französischen Wurzeln den SC 07 Bad Neuenahr nach vorne. Die 22-jährige Angreiferin gilt als eines von Neids Assen im Ärmel: Als „U17“-Nationalspielerin erzielte sie in 13 Einsätzen 15 Tore.

Kim Kulig (14): Kim Kulig gehört mit 21 zu den Jüngeren im DFB-Kader, ist dabei eine der Umtriebigsten: Die Schwäbin machte sich national einen Namen beim VfL Sindelfingen und Hamburger SV und spielt bald für den FFC Frankfurt. Die Europameisterin und „U20“-Weltmeisterin marschiert auch in anderer Hinsicht vorneweg: Sie hat mehrere Privatsponsoren.

Verena Faißt (15): Schneller als Verena Faißt kann man den Sprung in den DFB-Kader wohl kaum schaffen. Lediglich drei Länderspiele benötigte die 22 Jahre alte Linksverteidigerin vom VfL Wolfsburg, um die Bundestrainerin von sich zu überzeugen. Ihr bislang größtes Turnier war die „U20“-WM 2008 in Chile. Nun darf sie auf einen WM-Einsatz im eigenen Land hoffen.

Martina Müller (16): Die wieselflinke Stürmerin ist der Joker im deutschen Angriff. In der Startelf steht die 31-Jährige meist nicht, doch wird sie eingewechselt, stimmt die Trefferquote. Seit sechs Jahren hält sie dem VfL Wolfsburg die Treue. Dort stimmt für Müller die Mischung: Führungsrolle im Verein, Job bei Volkswagen und dazu der Wohlfühlfaktor Kleinstadt.

Ariane Hingst (17): Bei ihren Kolleginnen läuft sie nur unter „Ari“, Journalisten schätzen sie, weil die gebürtige Berlinerin – neben ihren Mittelfeldqualitäten – stets für einen flotten Spruch gut ist. Ihre Mitspielerinnen akzeptieren die 31-jährige Frohnatur Ariane Hingst als Führungsfigur, die in ihrer 15-jährigen DFB-Karriere (fast) alle Titel gewonnen hat.

Kerstin Garefrekes (18): Die hochaufgeschossene Frankfurterin zählt zu den erfahrensten Spielerinnen in der Nationalmannschaft. Obwohl die introvertierte 31-Jährige hauptsächlich auf der rechten Mittelfeldseite zu Hause ist, hat sie sich einen Namen als Torjägerin gemacht. Für Frankfurt traf sie in 144 Spielen 120 Mal, beim DFB stehen 41 Tore bei 126 Einsätzen zu Buche.

Fatmire Bajramaj (19): Zwischen Beauty und Ball – Fatmire Bajramaj bringt den Schimmer-Faktor in die Mannschaft. „Lira“, so nennen sie Freunde, floh als Kind mit ihren Eltern aus dem Kosovo. Auf Mode steht die Stürmerin, seit sie am ersten Schultag ein „hässliches Kleid“ tragen musste. Ab Sommer 2011 kickt die erfahrene Nationalkickerin für den 1.FFC Frankfurt.

Lena Goeßling (20): Lena Goeßling war die tragische Figur vor der EM 2009, machte alle Vorbereitungslehrgänge mit, stand dann aber doch nicht im Kader und musste den EM-Triumph ihrer Kameradinnen vor dem Fernseher mitverfolgen. Doch die 25-jährige Abwehrspielerin vom SC Bad Neuenahr kämpfte unverdrossen weiter. Ihr Lohn: Jetzt steht sie im Aufgebot.

Almut Schult (21): Auch Almut Schult ist eines der Küken im DFB-Kader. Die 20-jährige Bundesliga-Teamkollegin von Celia Okoyino da Mbabi beim SC 07 Bad Neuenahr ist eine der Spielerinnen, die am wenigsten mit einem Einsatz bei der WM rechnen können. Dafür hat die 1,80-m-Frau bereits als „U17“- und „U20“-Nationalspielerin WM-Erfahrung gesammelt.

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