Die Helden der Radball WM aus Stein wollen mehr

7.12.2016, 14:00 Uhr
Die Helden der Radball WM aus Stein wollen mehr

© Foto: Zink/Ogo

6000 Zuschauer sind für eine Radball-Veranstaltung eine ungewohnt riesige Kulisse. Die drei WM-Tage in der Stuttgarter Porsche-Arena waren für den Mlady-Clan „emotional überragend“. Kurt Mlady, RMC-Vorsitzender, Trainer und Vater von Bernd, verhehlte seinen Stolz nicht, „dass wir so weit gekommen sind“. Die Leistungen, die zu Bronze führten, hält er für „einfach grandios“. Bruder Peter, Trainer und Vater von Gerhard, imponierte „das sensationelle Spiel mit relativ wenigen Fehlern auf diesem Niveau“.

Entscheidend war auch die Nervenstärke, den WM-Trubel zu verkraften und ihre Rückkehrer-Qualität im Spiel um Platz drei: Eine 2:3-Niederlage gegen die Schweiz hatte zuvor den Einzug ins Finale verhindert. „Nur ein Quäntchen Glück hat gefehlt“, war der allgemeine Tenor im Steiner Lager. Denn ohne den eindeutig falsch gepfiffenen Eckball, der zum 1:0 für die Schweiz führte, hätte alles ganz anders laufen können.

Doch das war schnell Vergangenheit. Gerhard Mlady sah deswegen keinerlei Grund zur Enttäuschung. „Es hat bei uns alles super geklappt, wir haben klasse gespielt“, lautete sein Fazit. Jetzt haben sie Blut geleckt: „So etwas wollen wir noch einmal erleben.“ Cousin Bernd wählte nicht unerwartet kritischere Worte. Nein, unzufrieden sei er nicht, „aber ganz zufrieden bin ich auch nicht, das Finale gegen Österreich wäre schön und möglich gewesen.“

Dass er, mit dem zusätzlichen Anreiz der tollen Erfahrungen von Stuttgart, bereits neue, höhere Ziele im Kopf hat, sagt er in aller Deutlichkeit: „Klar, ich kann doch nicht halbfertig aufhören.“ Das hört sich wie eine Kampfansage an die Konkurrenz aus Österreich und der Schweiz an, die zum fünften Mal in den vergangenen sechs Jahren den „WM-Klassiker“ um den Titel bestritt.

Mit 6:5 gewann zum vierten Mal in Folge Österreich. Für das deutsche Duo ist vorerst Abschalten angesagt nach den stressigen Monaten seit der Sommerpause. Denn seither haben die Jungs pausenlos auf die WM hingearbeitet und vieles diesem Ziel untergeordnet. „Sacken lassen“, ist Kurt Mladys Devise angesichts der vielen aktuellen Eindrücke.

Über seine Vorstellungen für die Zukunft will er mit den beiden erst in ein paar Wochen reden. Im Kopf hat er einen Dreijahresplan, „wenn die Mannschaft mitzieht“. Die nächsten Weltmeisterschaften finden 2017 in Dornbirn/Österreich und 2018 in Lüttich/Belgien statt.

Aber zurück in die Gegenwart, zum „Endspiel“ um Bronze gegen Tschechiens Routiniers Jiri Hrdicka/Pavel Loskot. In der Vorrunde besiegten die Steiner sie noch sicher mit 5:3. Sie waren trotz vier Niederlagen dank des WM-Modus und einer klaren Steigerung noch um Edelmetall dabei.

Die Steiner dagegen brauchten nach dem Rückschlag gegen die Schweiz einiges an Anlaufzeit, kamen erst nach dem 2:4 besser in Schwung und drehten nach der Halbzeit die Begegnung mit 6:5, frenetisch bejubelt von den Zuschauern.

Immerhin Bronze ist es also nach zwei WM-Turnieren ohne deutsche Medaille geworden. Ein bisschen goldener Glanz war am Dienstagabend angesagt, als sich Bernd und Gerhard Mlady im Steiner Rathaus ins Goldene Buch der Stadt eintrugen.

Ergebnisse der Vorrunde: Deutschland – Frankreich 7:1, Deutschland – Schweiz 3:1, Deutschland – Österreich 5:7, Deutschland – Belgien 2:0, Deutschland – Tschechien 5:2. Vorrundentabelle: 1. Österreich 5 Spiele/15 Punkte; damit direkt fürs Halbfinale qualifiziert, 2. Deutschland 5/12, 3. Schweiz 5/6 (-2), 4. Tschechien 5/6 (-7), 5. Frankreich 5/3 (-14), 6. Belgien 5/3 (-15); Belgien schafft den Klassenerhalt durch ein 5:2 in der Relegation über B-Gruppen-Sieger Japan.

Zwischenrunde: Deutschland – Frankreich 5:4, Schweiz – Tschechien 6:2, Tschechien – Frankreich 6:1. Halbfinale: Schweiz – Deutschland 3:2, Österreich – Tschechien 5:1. Um Platz drei: Deutschland – Tschechien 6:5. Endspiel: Österreich – Schweiz 6:5.

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