Die Ice Tigers und ihre zu hohen Erwartungen

22.12.2014, 12:06 Uhr
Frischer Wind: Rob Wilson und Cheftrainer Martin Jiranek (rechts) sollen es nun richten.

© Roland Fengler Frischer Wind: Rob Wilson und Cheftrainer Martin Jiranek (rechts) sollen es nun richten.

Andreas Brockmann, Peter Draisaitl, Jeff Tomlinson, Bengt-Ake Gustafsson und jetzt Tray Tuomie – der Trainerposten bei den Thomas Sabo Ice Tigers verkommt seit geraumer Zeit zu einem Himmelfahrtskommando mit vorhersehbarem Ausgang: Der angestrebte Erfolg bleibt aus, der Trainer muss gehen! Das Haltbarkeitsdatum des sportlichen Leiters ist überschaubar, in manchen Fällen (Draisaitl, Gustafsson) war es schon nach wenigen Monaten abgelaufen.

Eigentlich nichts Ungewöhnliches im Profisport, aber es stößt langsam mächtig auf, zeigt vor allem eine Tendenz bei dem Nürnberger DEL-Klub, die durchaus mit besorgniserregend umschrieben werden kann. Der Verein läuft seit Jahren den eigenen (hoch gesteckten) Erwartungen hinterher, obwohl die finanziellen Zuwendungen, vor allen dank eines Thomas Sabo, längst über den Liga-Durchschnitt hinausgehen.

Jahr für Jahr werden namhafte und gewiss nicht immer billige Spieler verpflichtet, immer in der Hoffnung, dass der große Coup endlich gelingen möge. Tut er aber nicht, weil sich der Erfolg nicht einfach mit Knopfdruck einstellen lässt, gute Spieler nicht immer gleich eine gute Mannschaft sind. Und wenn es dann nicht so läuft wie geplant, steht früher oder später wieder ein Trainerwechsel an. Stets mit der Hoffnung, dass der neue Mann ein glücklicheres Händchen hat.

Das wäre alles nicht so dramatisch, wenn die Eistiger als graue Maus in der Liga weniger große Ansprüche hätten, sich mit Plätzen jenseits der ersten Sechs zufriedengeben und es schon als Erfolg ansehen würden, überhaupt in die Pre-Play-offs zu kommen. Diese Zeiten gab es in Nürnberg auch einmal, aber das ist lange her.

Obwohl, oder besser gesagt weil mit Thomas Sabo ein großzügiger Geldgeber das Sagen hat, geht es längst um mehr. Nimmt man die erst vor kurzem geäußerten, durchaus aufrüttelnden Worte des Laufer Unternehmers ernst (und das sollte man natürlich), steht die Zukunft der Ice Tigers und damit die des Nürnberger Eishockey-Profisports auf dem Spiel. Sabo hat in den zurückliegenden Jahren viel Geld in den Verein investiert, ihn in schwierigen Zeiten am Leben erhalten. Doch unter dem Strich will er irgendwann (und zwar in absehbarer Zeit) auch etwas ernten. Eine Aufgabe, an der die Nürnberger Jahr für Jahr scheitern.

Eine zumeist selbst starkgeredete Mannschaft, die bisher nur Mittelmaß verkörperte, vergrämt auf Dauer auch die Fans, die nicht in dem Maße in die Arena strömen, wie sich das Sabo ausmalt. Dessen offen ausgespochener Wunschtraum von 6000 Zuschauern im Schnitt ist und bleibt Utopie und erscheint nur dann realisierbar, wenn die Ice Tigers Eishockey von einem anderen Stern spielen und permanent ganz oben an der Spitze stehen würden. Doch davon ist die Mannschaft gefühlte Lichtjahre entfernt.

Es ist ein Teufelskreis, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Es ist auch kaum vorstellbar, dass mit Martin Jiranek und Rob Wilson an der Bande von heute auf morgen alles gleich besser wird. Vor allem aber ist zu befürchten, dass Thomas Sabo irgendwann die Geduld verliert und die Brocken hinwirft. Dieses Szenario mag man sich gar nicht vorstellen. Ein Trainer ist schnell ausgetauscht, ein Sponsor der Güteklasse Sabo wohl kaum.

 

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