Die legendärsten Derbys zwischen dem Club und Bayern

12.11.2010, 18:55 Uhr
Die legendärsten Derbys zwischen dem Club und Bayern

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2. Dezember 1967 – 1. FC Nürnberg – FC Bayern München 7:3 (3:0)

Bevor in der frühwinterlichen Noris endgültig Weihnachtsstimmung aufkommen konnte, fokussierte sich das Interesse der Nürnberger auf das Spitzenderby der Bundesliga. Der Club als Tabellenführer empfing den Zweiten aus München, der erstmals an die Stätte seines ersten internationalen Erfolgs zurückkehrte. Im Mai desselben Jahres hatte der FCB in Nürnberg die Glasgow Rangers niedergerungen und sich den Europapokal der Pokalsieger gesichert.

„Die Tage werden kürzer in dieser Jahreszeit“, stellte der Sprecher von „Fox' tönende Wochenschau“ korrekt fest, „und für den FC Bayern München sollte es einer der dunkelsten werden!“ Auch hier hatte der Reporter Recht.

65.000 Zuschauer im städtischen Stadion erlebten eine Sternstunde des 1. FC Nürnberg, der die Münchner um Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Katsche Schwarzenbeck und Gerd Müller in Grund und Boden spielte. Heinz Strehl und Schorsch Volkert brachten den Club mit einem Doppelpack binnen einer Minute mit 2:0 in Front, ehe Franz Brungs zu Hochform auflief. Lediglich unterbrochen von einem Müller-Kopfball zum zwischenzeitlichen 6:1 erzielte „Goldköpfchen“ Brungs hintereinander fünf Tore – alle mit dem Fuß. Nach 75 Minuten waren die Bayern nicht nur geschlagen, sondern vom kommenden Deutschen Meister regelrecht vorgeführt worden. Daran änderten auch die beiden späten Brenninger-Tore zum 7:3-Endstand nichts mehr.

1. Mai 1982 – FC Bayern München – 1. FC Nürnberg 4:2 (0:2)

Ganz Fußball-Deutschland fieberte im Frühjahr 1982 dem Traumfinale im DFB-Pokal zwischen dem HSV und den Bayern entgegen. Lediglich der 1. FC Nürnberg spielte nicht mit und schmiss die Rothosen im Halbfinale aus dem Wettbewerb. So kam es also in Frankfurt zu einem bayerisch-fränkischen Duell um den Pott – zu einem denkwürdigen obendrein.

München – mittlerweile dreifacher Europapokalsieger der Landesmeister – war klarer Favorit, sah in den ersten 45 Minuten aber seine Felle davonschwimmen. Reinhold Hintermaier brachte den Club nach einer guten halben Stunde aus gefühlten 200 Metern in Führung, Werner Dreßel legte sogar noch vor dem Halbzeitpfiff nach.
In der 15-minütigen Pause rollte zwar kein Ball, vielleicht wurde die Partie aber dennoch genau hier entschieden. Dieter Hoeneß – seit einem Zusammenprall mit Alois Reinhardt in der 13. Minute mit blutdurchtränktem Turban unterwegs – ließ sich in den Katakomben des Waldstadions nicht nur von Bruder Uli und Bayern-Coach Pal Csernai zum Weitermachen überreden, sondern auch mit sieben Stichen die klaffende Kopfwunde flicken.

München kehrte fest entschlossen aufs Feld zurück und hatte in Hoeneß einen Stürmer, der vor allem eines war – hart zu sich selbst. Wie selbstverständlich bereitete der angeschlagene Angreifer Rummenigges Anschlusstreffer mit dem Kopf vor. Der Club war geschockt und hatte Turbanträger Hoeneß kaum noch etwas entgegenzusetzen. Wieder Kopfball Hoeneß, Rummenigge, Pfosten, Kraus, 2:2! Vom Elfmeterpunkt brachte Breitner die Bayern schließlich in Front, bevor sich Hoeneß neben seinem Mullbindenverband auch noch die Krone aufsetzte. Eine Minute vor dem Ende traf der Stürmer zum alles entscheidenden 4:2 für die Münchner – na klar, mit dem Kopf!

28.März 1992 – FC Bayern München – 1. FC Nürnberg 1:3 (1:2)

Die Bundesliga bestand nach der Auflösung der DDR-Oberliga 1992 aus 20 Klassenkameraden. Ein Umstand, der von den Bayern deutlich schlechter verarbeitet wurde als vom Club. Während Nürnberg bis zum Schluss um die Teilnahme am internationalen Geschäft kämpfte, dümpelten die Münchner knapp über den Abstiegsrängen durch die Saison.

Dennoch gelang den Bayern am 30. Spieltag durch den später als Fehleinkauf abgestempelten Mazinho nach zwei Minuten ein Blitzstart. Schneller als der Brasilianer war an diesem Tag nur Christian Wück, der – nach 17. Minuten für den verletzten Dieter Eckstein ins Spiel gekommen – nur 30 Sekunden nach seiner Hereinnahme den Ausgleich markierte. Der Rest des Spiels gehörte der „Zaubermaus“: Sergio Zarate machte es kurz vor der Pause besser als später Effenberg und verwandelte seinen Strafstoß, bevor er kurz vor Spielende eine Wück-Vorlage zur historischen Entscheidung nutzte. Der erste Club-Sieg in München seit 24 Jahren war perfekt.

23. April 1994 - FC Bayern München - 1. FC Nürnberg 2:1 (1:0) - Annulliert

Eigentlich wäre Das Duell im Frühling 1994 kaum der Rede wert gewesen. München war auf dem Weg zum Titel, der Club kämpfte gegen den Abstieg, und der Favorit gewann mit 2:1. Na gut, Manni Schwabl verschoss einen Elfmeter, der dem Club zum Klassenerhalt gereicht hätte, nachdem er zuvor mit Bayern-Keeper Raimond Aumann genau auf diesen Fall gewettet hatte. Aumann gewann die Wette, nicht aber das Spiel, denn das wurde annulliert und später wiederholt.

Die 26. Minute war im Olympiastadion angebrochen, als Bayern-Verteidiger Thomas Helmer im Nürnberger Strafraum auftauchte und das Leder etwas ungelenk neben das Tor stolperte. Linienrichter Jablonski hatte mehr gesehen als alle anderen, hob die Fahne und signalisierte seinem Chef, Referee Osmers, "Tor". Der gab den Treffer und schuf so unfreiwillig den Begriff "Phantomtor". Nürnberg protestierte erfolgreich, bekam am Grünen Tisch ein Wiederholungsspiel zugesprochen und verlor im zweiten Anlauf in München mit 0:5. Die Bayern wurden Meister, der Club stieg ab - weil Freiburg nach 34. Spieltagen das bessere Torverhältnis hatte.

28. Oktober 2003 – FC Bayern München – 1. FC Nürnberg 7:6 i.E. (1:1, 1:1)

Als gnadenloser Außenseiter reiste der damalige Zweitligist aus Nürnberg im Herbst 2003 ins Olympiastadion, um dort nur haarfscharf im DFB-Pokal an einer riesigen Überraschung vorbeizuschrammen. Der Club überzeugte lange spielerisch und kam zu Chancen, hatte aber Pech, dass Makaay Vitteks frühes Traumtor etwas überraschend relativ zeitnah egalisierte. So entwickelte sich ein nervenaufreibendes David-gegen-Goliath-Duell, das letztlich in einem noch nervenaufreibenderen Elfmeterschießen gipfelte. Schäfer parierte Ballacks Elfmeter, Kahn entschärfte Müllers Versuch, bevor auch Jeremies am Nürnberger Keeper scheiterte. Der junge Andreas Wolf hatte als letzter Nürnberger Schütze die Sensation auf dem Fuß – und traf nur die Latte. Die Lotterie musste ebenfalls in die Verlängerung und endete schließlich beim Duell Nikl gegen Kahn, das der „Titan“ für sich entschied.

2. Februar 2007 – 1. FC Nürnberg – FC Bayern München 3:0 (1:0)

Wohl selten gingen die Club-Fans derart optimistisch in ein fränkisch-bayerisches Derby wie an diesem Freitagabend im Februar 2007. Nach der wundersamen Rettung im Vorjahr berauschte der Club unter Hans Meyer durch sein erstklassig interpretiertes 4-3-3-System nicht nur seine Fans, sondern auch sich selbst. Der 1. FC Nürnberg dachte gar nicht mehr ans Mauern, sondern wirbelte Spiel für Spiel in der Offensive – mit Erfolg. Von Champagnerlaune war dagegen beim Rekordmeister aus München herzlich wenig zu spüren. Nach einem 0:0 gegen Bochum musste Felix Magath nach zwei Double-Gewinnen seinen Hut nehmen. Ottmar Hitzfeld sollte dem FCB eine verkorkste Saison retten und gab in Nürnberg sein Comeback auf der Trainerbank der Münchner.

Hitzfeld wird sich während der 90 Minuten im Frankenstadion wohl nicht nur einmal die Frage gestellt haben, ob es eine gute Entscheidung war, zum FC Bayern zurückzukehren. Zu schlimm geriet das erfolgsverwöhnte Ensemble aus der Landeshauptstadt in Nürnberg unter die Räder.

Dass Ivan Saenko den Club schon nach 13 Minuten in Führung schoss, war zu diesem Zeitpunkt keineswegs überraschend, denn die Probleme, die die Münchner Abwehr mit den Franken hatte, waren erheblich. Bis zur Pause konnten die Bayern den Schaden in Grenzen halten, dann ging der Rekordmeiter unter. Die überragenden Schroth und Vittek machten aus dem 1:0 ein 3:0 und bescherten dem 1. FC Nürnberg an diesem Abend das Selbstvertrauen, das den Club letztlich zum Pokalsieg und nach Europa trieb.

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