Die neuen Tiger: Sven Butenschön

23.8.2011, 18:37 Uhr
Die neuen Tiger: Sven Butenschön

© Ice Tigers/Horlamus

Als der sicherlich größte Eishockey-Spieler aller Zeiten in der vielleicht geschichtsträchtigsten Sporthalle der Welt immer wieder zurück aufs Eis gerufen wurde, stand er in voller Mon­tur an der Bande. Als das deutsche Eis­hockey in der Fußballarena auf Schal­ke den höchstwahrscheinlich größten Moment seiner Geschichte erlebte, stand er in voller Montur im Rampen­licht. Und wenn am 16. September die neue DEL-Saison in Berlin startet, wird er die edle rotblaue Montur der Thomas Sabo Ice Tigers tragen. Sven Butenschön war Wayne Gretz­ky am 18. April 1999 im New Yorker Madison Square Garden gegenüberge­standen, danach hat „the great one“ seine weißen Schlittschuhe an zwei Haken gehängt. Sven Butenschön wur­de am 7. Mai 2010 in Gelsenkirchen von 77803 Zuschauern begrüßt, so vie­le Menschen waren noch nie bei einem Eishockey-Spiel gezählt worden. Und nun spielt Sven Butenschön für Nürn­berg — dass er trotzdem noch hochmo­tiviert ist, wiederholt er in einem ers­ten angenehmen Gespräch mehrmals. Die Vermutung, dass sich ein Mitt­dreißiger nach Jahren des puren Exis­tenzkampfs in der National Hockey League (NHL) und nach sechs Spiel­zeiten in Mannheim, wo ein mittler­weile auch in einer anderen Sportart zur Bekanntheit gewordener Softwa­re- Milliardär bei jeder Niederlage ner­vös geworden war, auf eine wohltu­end geruhsame Saison in der gemütli­chen Fußballstadt Nürnberg freut, ist naheliegend - Butenschön aber weist sie weit von sich.

„Es geht doch immer um Titel“, sagt der Deutsch-Kana­dier, „in Nürnberg doch noch viel mehr als in Mannheim. Schließlich gibt es hier einige ältere Spieler, die noch keinen Titel gewonnen haben, aber denen allmählich die Zeit aus­geht. Ich glaube, die Fans werden hier ein paar Jungs zu sehen bekommen, die alles tun werden, damit am Ende das Beste herauskommt.“ Das Beste, nicht der Titel, für Hirngespinste ist er schon zu lange dabei. Der 1,93 Me­ter große Butenschön versteht es aller­dings meisterhaft, mit den Begriffen zu spielen. Auch dafür hat ihn Mana­ger Lorenz Funk wohl nach Nürnberg gelockt, als abzusehen war, dass der Vertrag des Verteidigers in Mannheim nicht verlängert werden würde.

Stabilität in der Defensive, gesunde Härte, vor allem Führungsqualitäten werden von Butenschön in Nürnberg erwartet. „Ich fand schon in der letz­ten Saison, dass es sehr undankbar ist, gegen die Ice Tigers zu spielen. Und wahrscheinlich war es nur eine Kleinigkeit, die gefehlt hat: ein biss­chen Organisation, ein bisschen Anlei­tung“, sagt der mittlerweile ehema­lige Nationalspieler und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er die­ses „bisschen“ einbringen wird.

Wiedersehen im Oktober

So wie er das für die Pittsburgh Pen­guins, die Edmonton Oilers, die Van­couver Canucks, die New York Islan­ders und zuletzt für Nürnbergs größ­ten Rivalen getan hat. Natürlich ist Butenschön nicht entgangen, dass das Verhältnis zwischen den Ice Tigers und den Adlern zuweilen ein speziel­les ist. „Ja, wir haben so oft gegen­einander gespielt und jedes Mal konn­test du die Energie spüren.“ Dass er diese Energie künftig im Trikot der Ice Tigers spüren wird, macht das Duell für ihn nur noch reizvoller. „Ich kann es gar nicht erwarten, gegen Mannheim zu spielen, ehrlich gesagt, bin ich sogar ziemlich aufgeregt.“

Bis zum 21. Oktober muss Buten­schön allerdings noch warten. Dann wird der Verteidiger, der ein letztes Mal versuchen durfte, Wayne Gretzky aufzuhalten und der von einer Welt­rekordkulisse empfangen wurde, mit den Ice Tigers in Mannheim auflau­fen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein denkwürdiges Spiel wird, ist also relativ groß.

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