Die PM Vivil kickt seit 60 Jahren

16.11.2017, 11:42 Uhr
Die PM Vivil kickt seit 60 Jahren

© Foto: PM Vivil

Zwar gründete sich die PM Vivil am 1. August 1957 mit Spielern des SC Germania, Anlaufstelle damals war allerdings die Fürther Gaststätte "Zur Windmühle" in der Langen Straße. Später diente dann die "Friedensburg" beim Friedhof als Vereinsheim, wo sich die damals noch zahlreicheren Mitglieder trafen.

Eine Zeit lang spielte die Mannschaft auch unter dem Dach des SV Poppenreuth, zu dem man 1975 gewechselt war. Als dort aber die Bedingungen zu schlecht geworden waren – ein Zustand, der sich heute wieder gewandelt hat – entschied man sich für den Wechsel zurück über die Stadtgrenze. "Auch wenn es als Fürther schon schwerfällt, nach Nürnberg zu fahren", sagt Spielleiter und Verteidiger Jörg Vollbrecht und lacht.

"Es war schade, dass wir von Poppenreuth weggegangen sind", bedauert er den Entschluss von 2004 und auch Dieter Hiltl, der Kassier der PM Vivil, stimmt ihm zu: "Im Nachhinein hätten wir das nicht gebraucht."

Einladung für die Gründer

Wichtig sind den Mitgliedern besonders auch die außersportlichen Aktivitäten ihres Vereins. Die haben sich etwas reduziert, was aber nicht bedeutet, dass es kein Vereinsleben mehr abseits des Fußballplatzes gibt. Eine "Vergnügungsgruppe" organisiert Veranstaltungen und auch das in diesem Jahr begangene Jubiläum. "Wir haben auch die noch lebenden Gründungsmitglieder eingeladen", erzählt Hiltl, "und die haben sich riesig gefreut, dass wir noch an sie denken, auch wenn keiner von damals mehr Mitglied des Vereins ist."

Das letzte "vereinseigene" Gründungsmitglied war Heinz Meyer, der mit seinem Bruder Hermann eine der tragenden Säulen der PM Vivil gewesen ist. Er hatte nach dem Tod seines Bruders dessen Amt als Vorsitzender weitergeführt. Inzwischen ist auch er gestorben und die nächste Generation hat das Zepter übernommen. "Es ist alles nicht einfacher geworden", berichtet Jörg Vollbrecht, der aktuell älteste der noch aktiven Spieler.

Besonders der Rückgang an Kickern macht den Verantwortlichen Sorgen. "Irgendwann wird man sagen müssen, man muss den Spielbetrieb aussetzen oder in einer Spaßrunde auf Kleinfeld antreten. Aber das wollen wir nicht", gibt sich Kassier Hiltl kämpferisch. Hier und da kommen auch immer wieder Neulinge, so dass der Spielbetrieb nun eben 60 Jahre aufrechterhalten werden konnte.

Einer dieser Spieler ist der junge Syrer Rami Nofal. Er trägt seit einem guten halben Jahr das Vivil-Trikot und ist zu einem festen Bestandteil der Mannschaft geworden. "Er fühlt sich sauwohl", freut sich Vollbrecht, der nichts dagegen hätte, auch noch andere Geflüchtete zu integrieren.

Aber auch für andere interessierte Spieler ist die PM Vivil jederzeit dankbar. "Wir werben aber nicht aktiv", so der 51-Jährige. Hiltl ergänzt: "Es ist immer irgendwie weitergegangen, auch ohne besondere Maßnahmen. Es wird auch weitergehen", sagt er zuversichtlich. Auch einen Trainer könnte die Privatmannschaft gebrauchen, der sich um Motivation und Disziplin kümmern soll. "Wir haben auch noch nie einen Trainer entlassen. Da haben wir sogar dem FC Bayern München etwas voraus", scherzt der Spielleiter.

Traditionen genießen bei der PM Vivil einen hohen Stellenwert. Regelmäßige Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern, ein Kleinfeldturnier und Ausflüge – in diesem Jahr ging es in den Spreewald – gehören zum Jahresplan. Auch der Name und das Logo gehören zu diesen unverrückbaren Konstanten. Das lassen sich die Fürther nicht nehmen. Eine Fusion mit einer sich auflösenden Mannschaft war daran gescheitert, dass diese das Logo geändert haben wollten. "Das wollten wir aber nicht, weil man uns schon immer als PM Vivil mit unserem Logo kennt", erklärt Vollbrecht.

Die Herkunft des so fest eingefahrenen Namens "Vivil" ist auch schnell erklärt: Eines der Gründungsmitglieder hatte im Vertrieb des Offenburger Bonbon-Herstellers gearbeitet und die Verbindung hergestellt. "Früher haben die uns auch richtig gesponsert, haben uns Geld für Bälle oder Ausrüstung gegeben", blickt Vollbrecht zurück. Heute ist die Verbindung etwas eingeschlafen. "Ab und zu bekommen wir noch Bonbons", so der Spielleiter weiter, doch Geld fließt längst keines mehr. Trotzdem gratulierte Vivil den Fürthern zum Jubiläum und entsandte sogar die Werksmannschaft zum Freundschaftsspiel.

Nebenrolle

Sportlich spielt die PM Vivil in den vergangenen Jahren eher eine Nebenrolle. In der privaten Merl-Bau-Runde, zu deren Gründungsmitgliedern Vivil gehört, belegt das Team regelmäßig den letzten Platz. "Wir haben in dieser Saison schon ein Spiel gewonnen, wir sind also schon besser als letztes Jahr – da hatten wir nur zwei Punkte", freut sich Vollbrecht. "Die Gegner, gegen die wir in der Runde gewinnen, sind meistens die, die sich dann nach der Saison auflösen", erwähnt er schmunzelnd.

Auch beim SC Germania erfreut sich die Privatmannschaft guter Unterstützung. "Wir bekommen eigentlich immer den Rasenplatz, wenn wir ihn brauchen", sagt der Spielleiter. Auch wenn er weiß, dass Privatmannschaften immer hinter den vereinseigenen Mannschaften zurückstecken müssen. So bleibt die größte Sorge, auch wenn man in der Merl-Bau-Runde noch zu den eher größeren Mannschaften zählt, die dünne Spielerdecke.

Auch wenn sich Vollbrecht und Hiltl zuversichtlich geben, schwingt die Sorge etwas mit. "Wir waren immer kurz vor dem Aufhören, aber durch das ehrenamtliche Engagement ist es immer weitergegangen. Im Moment ist es schwer, jemanden zu finden, der das weitertragen will. Das ist etwas, wovor wir nicht Angst haben, aber nach 60 Jahren PM Vivil willst du nicht derjenige sein, der sagt 'das war’s jetzt'", erklärt Vollbrecht.

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