Die Zeichen stehen auf Abschied: Geht Gießelmann?

23.1.2017, 14:35 Uhr
Auch nach vier Jahren in Fürth packt Niko Gießelmann beim Toreschleppen noch mit an. Im Sommer dürfte seine Zeit beim Kleeblatt aber enden.

© Foto: Zink Auch nach vier Jahren in Fürth packt Niko Gießelmann beim Toreschleppen noch mit an. Im Sommer dürfte seine Zeit beim Kleeblatt aber enden.

Es wirkt fast so als plage Niko Gießelmann ein bisschen das schlechte Gewissen. Viel gegessen habe er in der Weihnachtspause, sagt er und schiebt schmunzelnd schnell nach: "Aber ich bin auch viel gelaufen. Das hat das wieder kompensiert." Es schadet wohl nicht, das zu betonen. Denn Fitness und Kondition sind Dinge, die in Fürth spätestens im Fokus stehen, seit Coach Janos Radoki das Ruder übernommen hat.

"Ich will nicht sagen, dass wir unter Ruthenbeck nicht hart trainiert haben", sagt Gießelmann: "Aber jetzt machen wir im Anschluss immer noch ein paar Läufe und das schlaucht natürlich ordentlich." Deshalb seien auch die Ergebnisse in den Testspielen nicht so ordentlich ausgefallen, vermutet er. Doch die Plackerei soll sich bald auszahlen. In der Hinrunde hatte die Spielvereinigung schließlich einige Partien unnötig kurz vor Schluss aus der Hand gegeben – vor allem weil sich Unkonzentriertheiten ins Spiel schlichen.

Bekommt Gießelmann die "zweite Luft"?

Und es scheint so, als würde man beim Kleeblatt glauben, dass das auch eine Frage der Kondition gewesen sei. "Man wird sehen, wie uns das in den Spielen hilft. Es kann sein, dass ab der 75. oder 80. Minute dann die zweite Luft kommt", gibt sich Gießelmann vorsichtig. Als "zweite Luft" bezeichnen Sportler die plötzliche Erholung, nachdem die Leistung wegen Ermüdung zuvor abgefallen ist.

Mit Höhen und Tiefen kennt Gießelmann sich aus, sie haben ihn in Fürth in den vergangenen beiden Jahren begleitet. "Ich habe zuletzt ganz gute Wochen und Monate gehabt, aber auch Phasen in denen es nicht so gut lief. Das waren die, in denen ich nicht gespielt habe", sagt er. Genau in der kritischen Zeit, in die auch der Trainerwechsel fiel, musste Gießelmann in dieser Spielzeit in drei Partien zunächst zuschauen.

Es gibt dabei keinen Spieler im jetzigen Kader, der schon länger bei den Profis spielt – Gießelmann kam 2013 von Hannover 96 – und doch zieht sich der schnelle und offensivstarke Linksverteidiger immer wieder den Unmut von Teilen der Fans zu. Weil er in schlechten Phasen auch immer wieder einmal für einen Patzer gut ist.

Bislang kam keiner vorbei

Vorbei ist an ihm allerdings noch keiner gekommen. Seit er beim Kleeblatt anheuerte stand er in 109 von 119 möglichen Zweitligaspielen auf dem Rasen, meist von Beginn an. Und das obwohl es immer wieder Konkurrenz auf seiner Position gab, zuletzt in Person von Khaled Narey, der aber meist auf der rechten Seite eingesetzt wurde. "In der Zeit, in der ich Konkurrenten hatte, war ich immer am stärksten", sagt Gießelmann selbstbewusst. Jetzt hat er den jungen Dominik Schad hinter sich, den Trainer Janos Radoki noch von den A-Junioren kennt. "Jeder Spieler muss raus aus der Komfortzone. Wer keinen Konkurrenten hat, der lässt nach, das ist menschlich", sagt Radoki.

Momentan sieht es so aus, als könnte Gießelmanns Zeit in Fürth zum Saisonende vorbei sein. Sein Vertrag läuft aus, bislang ist der Verein noch nicht wegen einer Verlängerung auf ihn zugekommen. Präsident Helmut Hack hatte angedeutet, dass man mit den meisten der zwölf Spieler, die im Sommer gehen könnten, keine längere Zusammenarbeit anstrebt. Zu seiner momentanen Situation will Gießelmann nichts sagen, aber er macht sich vielsagende Gedanken: "Ich hoffe natürlich, dass ich noch einmal den nächsten Schritt machen kann. Das kann gerne in der Bundesliga sein, aber es kommt auch ein ambitionierter Zweitligist infrage." Die Zeichen deuten aber daraufhin, dass ein Wechsel erst im Sommer infrage käme.

Soll es mit dem erhofften Schritt klappen, würde es wohl nicht schaden, wenn Gießelmann sich für die Rückrunde noch einmal eine "zweite Luft" holen und mehr Konstanz zeigen würde. Das hat er auch fest vor: "Ich habe dem Verein viel zu verdanken, ich möchte viel zurückzahlen." Und mit Schad hat Gießelmann ja wieder einen Konkurrenten im Nacken.

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