Diskus: Christoph Harting siegt bei Roberts Premiere

21.7.2018, 20:34 Uhr
Robert Harting im Ring: Der Berliner verpasste am Samstag in Nürnberg den großen Wurf. Platz drei.

© Sven Hoppe/dpa Robert Harting im Ring: Der Berliner verpasste am Samstag in Nürnberg den großen Wurf. Platz drei.

Es soll die stärkste deutsche Mannschaft werden, die jemals bei Leichtathletik-Europameisterschaften an den Start gegangen ist. Wobei sich "stark" derzeit noch auf die Teilnehmerzahl und nicht auf die Leistungen bezieht. In Nürnberg sollten zu den 80 bereits für die EM in Berlin (6. bis 12. August) qualifizierten Athleten noch einmal 40 weitere dazukommen. Ob darunter auch der große deutsche Diskuswerfer Robert Harting dabei sein wird, hat sich im Max-Morlock-Stadion noch nicht entschieden.

Erst am Mittwoch wird der Deutsche Leichtathletikverband bekanntgeben, wer endgültig zum Aufgebot für Berlin gehört. Und natürlich wird Harting ein Thema sein, also Robert Harting. Christoph Harting wird sicher bei der EM dabei sein, der Olympiasieger von Rio de Janeiro gewann souverän mit 66,98 Meter – nach dieser Weite im ersten Versuch verzichtete der Mann vom SCC Berlin auf weitere Würfe. Daniel Jasinski, der Bronzemedaillengewinner von Rio, steigerte sich im fünften Versuch eines spannenden Wettkampfs auf 64,82 und sicherte sich den zweiten Platz. Und auch Robert Harting überzeugte, wurde mit 63,92 Meter Dritter. In der Saison zuvor aber hatten Martin Wierig (Vierter mit 63,72 Metern) und David Wrobel (Fünfter mit 62,67) schon wesentlich weiter geworfen. "Ich bin natürlich nicht zufrieden mit mir heute", sagte Robert Harting, scherzte aber schon wieder: "Ich habe zum ersten Mal Bronze in meinem Leben gewonnen – heute hier in Nürnberg."

Eine veritable Überraschung gab es im 100-Meter-Finale der Männer: Der junge Kevin Kranz (10,28) vom Sprintteam Wetzlar entthronte den deutschen Rekordhalter Julian Reus (10,32), der Jahresschnellste Aleixo Platini Menga wurde Sechster in 10,42 Sekunden. Auch hier wird die Nominierungskommission des DLV am Montag etwas länger debattieren müssen. Im Siegerinterview erzählte der angenehm schüchterne 20-Jährige, dass er bis vor nicht allzu langer Zeit noch hobbymäßig Fußball gespielt hatte - "und jetzt stehe ich hier". Bei den Frauen lief hingegen alles nach Plan. Gina Lückenkemper gewann in guten 11,15 Sekunden vor Lisa Marie Kwayie (11,33) und Rebecca Haase (11,42).

Nur 11.300 Zuschauer in Nürnberg

Bis zu den packenden Entscheidungen am Abend war es ein grauer Samstag, was natürlich am Dauerregen lag, der die Stimmung bis in den Nachmittag trübte, aber eben auch an den vielen Sitzen, die im Max-Morlock-Stadion freigeblieben waren. 11.300 Zuschauer waren gekommen, um den ersten Tag zu erleben. Bei normalen Meisterschaften wäre das ein guter Wert gewesen, erst bei den deutschen Titelkämpfen in anderen Sportarten sicher auch. In Nürnberg aber hatte man auf mehr gehofft, gerade weil man 2015 von den Zahlen überrascht wurde. Vor drei Jahren hatten beinahe 50.000 Zuschauer am gesamten Wochenende ein Leichtathletikfest gefeiert. 2018 ist die deutsche Leichtathletik sicher nicht schlechter, vielleicht hat die bevorstehende EM in Berlin aber so manchen Fan davon abgehalten, nach Nürnberg zu fahren.

Leistungstechnisch war es kein grauer Tag – das galt nicht nur für die fränkische Sicht auf die Wettbewerbe. Martin Grau vom LSC Höchstadt sicherte sich beeindruckend souverän den Meistertitel über 3000 Meter Hindernis, mit seiner Zeit von 8:33,90 Minuten bewies er sich auch selbst, dass die Form für Berlin stimmt. Bei der EM will der 26-Jährige unter die besten Acht kommen. Hinter Grau lief der Boxdorfer Konstantin Wedel ein couragiertes Rennen, erst kurz vor Zielgeraden musste er den dritten Platz aufgeben. Seine Freude über eine neue Bestzeit (8:43,04) und Platz vier bei seinem Heimspiel hellte den Himmel über dem Stadion auf.

Tatsächlich hörte es danach zumindest auf zu regnen. Die Speerwerferin Christin Hussong (63,54 Meter), die Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch (witterungsbedingte 1,87 Meter) sowie die Hürdensprinter Pamela Dutkiewicz (in neuem Meisterschaftsrekord von 12,68 Sekunden) und Gregor Traber (13,37) holten sich Favoritensiege. Im Weitsprung gewann Fabian Heinle (8,04 Meter) vor Maximilian Entholzner (7,72), der für den 1. FC Passau startet, aber in Nürnberg wohnt und studiert und in Fürth trainiert.

Am zweiten Tag soll das Wetter besser werden. Höhepunkt ist sicherlich die Weltmeisterschaft im Speerwerfen, wo mit Johannes Vetter, Thomas Röhler und Andreas Hofmann die drei dominierenden Werfer des Erdballs aufeinandertreffen – aus regionaler Sicht steht Patrick Schneider vom LAC Quelle Fürth im Mittelpunkt, der sich über 400 Meter souverän für den Endlauf qualifiziert hatte.

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