DOSB-Reform: Prokop kritisiert Fixierung auf Medaillen

29.9.2016, 16:26 Uhr
DLV-Präsident Clemes Prokop ist mit der geplanten Leistungssportreform nicht zufrieden.

© dpa/Sven Hoppe DLV-Präsident Clemes Prokop ist mit der geplanten Leistungssportreform nicht zufrieden.

DLV-Präsident Clemens Prokop kritisiert die alleinige Fokussierung der Leistungssportreform auf die Steigerungen der Medaillenzahl bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. "Dem Ziel, dass wir mehr Medaillen holen wollen, will ich mich gar nicht verweigern. Die Medaillenperspektive aber zum alleinigen maßgeblichen Kriterium der Förderung zu machen, kritisiere ich", sagte der Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Vielmehr müssten auch andere Kriterien wie die internationale Konkurrenzsituation in einer Sportart, deren gesellschaftliche Relevanz und die unterschiedliche Dopingbekämpfung auf der Welt berücksichtig werden, meinte Prokop weiter. "Die Förderungswürdigkeit wird dominant darauf fokussiert, ob Medaillen in einer Sportart und einer Disziplingruppe in welchem Umfang erwartbar gemacht werden können", sagte er. "Bei dieser Fixierung auf Medaillen wird die internationale Konkurrenzsituation unzureichend berücksichtigt."

Es gebe aber Sportarten, in denen die internationale Konkurrenz aus 200 Ländern kommt, aber es gebe auch welche – zum Beispiel im Winter -, in denen ganze Kontinente nicht vertreten seien. "Durch die Konzentration auf Medaillen werden Sportarten mit geringerer internationaler Konkurrenz bevorteilt", argumentiert er. Wenn der schnelle Weg zu einer Medaille nur Maßstab sei, müsse man sich zum Beispiel vom Sprint der Männer verabschieden. "Ich sehe die Gefahr, dass der Sport da, wo wir stark sind, noch stärker wird, und dort, wo wir schwach sind, noch schwächer wird."

Kritik geht noch weiter

Auch dass besonders vor den Olympischen Spielen in Rio diskutierte Dopingproblem findet nach Prokops Ansicht in dem Reform-Entwurf, der am 18. Oktober in Frankfurt/Main mit den Fachverbänden diskutiert werden soll, keine Berücksichtigung. "Da werden Erfolge verglichen, die bei der unterschiedlichen Kontrollsituation auf der Welt nicht vergleichbar sind", meinte Prokop. Deshalb sei "die Absolutierung des Erfolgs gerade im Zeichen der Dopingbekämpfung gefährlich".

Ebenso vermisse er das Kriterium der gesellschaftliche Relevanz einer Sportart in Deutschland in dem Konzept. "Wie vermittele ich die Verantwortung des Bundes für den Leistungssport, wenn es nur darum geht, Medaillen zu erzielen", erklärte der Jurist aus Regensburg. "Dann wäre es konsequent, wir investieren nur in sogenannte Randsportarten, weil ich da die größte Chance habe, schnell Medaillen zu machen." Wenn durch den Leistungssport jedoch eine Vorbildfunktion erreicht und junge Leute bewegt werden sollten, diese Sportart zu betreiben, "muss ich das bei der Erfolgsdefinition berücksichtigen".

Der DLV-Präsident hofft, dass bei der nun anstehenden Diskussion über die Reform mit dem Deutschen Olympischen Sportbund Vorschläge der Verbände auch angenommen werden. "Ich glaube nicht, dass geplant ist, dass die Reform in Stein gemeißelt ist wie die Zehn Gebote", so Prokop.

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