Drama im Ronhof: Wooten schockt Fürth in letzter Sekunde

23.9.2016, 20:22 Uhr
Die letzte Sekunde: Jubelnd dreht Sandhausens Torschütze Andrew Wooten ab.

© Sportfoto Zink / DaMa Die letzte Sekunde: Jubelnd dreht Sandhausens Torschütze Andrew Wooten ab.

An der Stimmung im Sportpark Ronhof hatte es wirklich nicht gelegen, dass sich die Zweitliga-Partie zwischen der Spielvereinigung Greuther Fürth und dem SV Sandhausen zu so einem Geduldsspiel entwickelte, trotz der überschaubaren Kulisse von knapp 7000 Zuschauern. An den Fürther Fans sowieso nicht, die feierten ihre Derbysieger. Aber auch die Gästeanhänger taten alles, um ihre Mannschaft nach vorne zu peitschen: Sie schunkelten, sie hüpften und sie klatschten - dass ihre Bemühungen amüsant aussahen, lag daran, dass es zu Beginn gerade einmal 23 von ihnen in den Gästeblock geschafft hatten, wo sie ein bisschen verloren ihr Bestes gaben.

So ist das in der 2. Fußball-Bundesliga: Drei Tage zuvor hatte die Spielvereinigung noch das älteste Derby Deutschlands gegen den 1. FC Nürnberg gewonnen, nun kam mit Sandhausen der Alltag zurück. Eine Konstellation, die tückisch hätte sein können, das hatte auch Fürths Trainer Stefan Ruthenbeck geahnt, der nicht müde wurde, davor zu warnen, was für "ein unangenehmer Gegner" dieses Sandhausen sei. Er behielt Recht: Auch wenn Fürth das überlegene, spielerisch ansehnlichere der beiden Teams war, mussten sich die Zuschauer, bis zur 71. Minute gedulden, ehe Sebastian Freis sie mit seinem Treffer zum 1:0-Endstand erlöste. Als alle schon dachten, Fürth hätte die Alltagsprobe nach dem Derbysieg bestanden, traf Andrew Wooten in der Nachspielzeit noch zum 1:1.

Dass das Kleeblatt in der Offensive wieder besseren Fußball zeigte als noch gegen den 1. FC Nürnberg, hatte natürlich viel mit der Rückkehr seines Mittelfeldregisseurs zu tun: Vier Spiele hatte Jurgen Gjasula wegen eines Lendenwirbelsyndroms gefehlt, gegen Sandhausen kehrte er in die Startelf zurück, dafür musste Nicolai Rapp auf der Bank Platz nehmen. Warum der Lenker des Fürther Spiels so schmerzlich vermisst worden war, zeigte er schon nach neun Minuten, als er einen wunderschönen Steilpass in den Lauf von Sebastian Freis spielte, der SVS-Torwart Marco Knaller aber nicht überlisten konnte. Noch in derselben Minute versuchten die beiden Derby-Torschützen zu zaubern: Daniel Steininger passte flach in die Strafraummitte, wo Dursun den Ball mit der Hacke ins Tor spitzeln wollte - Knaller stand aber genau richtig. Auch Veton Berisha vergab nach Vorlage von Steininger und einem Ableger von Dursun noch eine Großchance, als er frei aus 14 Metern direkt auf Knaller zielte.

Doch trotz einiger gefälliger Kombinationen fehlte es im Abschluss oder in den Pässen an Genauigkeit. Passend zur Ankunft einiger weiterer Sandhäuser Fans im Block, die sich gleich mit nacktem Oberkörper auf den Zaun setzten, steigerte sich auch der SV gegen Mitte der ersten Halbzeit, auch weil sich bei der Spielvereinigung jetzt die Fehler häuften. Die beste Möglichkeit der Kurpfälzer war aber gar keine: Wieder einmal stimmte bei einer Standardsituation die Fürther Deckung nicht, so dass Tim Kister nach einer Freistoßflanke aus sechs Metern frei aufs Tor köpfen konnte. Der Ball flog knapp am Pfosten vorbei, Schiedsrichter Frank Willenborg hatte allerdings zuvor auf Abseits entschieden.

Ruthenbeck nahm in der 59. Minute Steininger vom Feld und brachte Zlatko Tripic, der sich für die Einwechslung gleich mit einem Kopfball an den Sandhausener Pfosten bedankte (60.). Auch sonst sorgte der Norweger für reichlich Betrieb im rechten Mittelfeld, seinen Flachschuss zwei Minuten später hatte Keeper Knaller aber sicher.

Wie so oft in dieser Saison lief der entscheidende Angriff der Spielvereinigung dann über die rechte Seite, wo sich Khaled Narey gegen zwei Sandhausener Abwehrspieler durchsetzte und nach innen flankte. Dort wartete Sebastian Freis einsam am linken Pfosten und drückte den Ball mit seinem Schienbein ins Tor.

Das Kleeblatt versuchte den Sieg über die Zeit zu bringen, aber das gelang nur fast: In der 93. Minute parierte Balasz Megyeri erst glänzend gegen Tim Kister, doch der Ball landete genau vor den Füßen von Wooten, der noch den schmeichelhaften Ausgleich erzielte. Die Gelegenheit, sich mit einem Sieg in der Spitzengruppe der 2. Bundesliga festzusetzen, hat die Spielvereinigung damit in letzter Sekunde verpasst.

+++ Hier der Live-Ticker zum Nachgranteln  +++

SpVgg Greuther Fürth: Megyeri - Narey , Franke , Caligiuri , Gießelmann - Gjasula (90. +1 Gugganig) , Hofmann - Steininger (59. Tripic), Freis (83. Rapp) - Dursun , Berisha

SV Sandhausen: Knaller - Klingmann , Gordon , Kister , Paqarada (68. Roßbach) - Kulovits , Linsmayer - Pledl , Vollmann (73. Sukuta-Pasu) - Wooten , Höler (64. Kuhn)

Tore: 1:0 Freis (71.), Wooten (90. +3)  | Gelbe Karten: Steiniger, Gießelmann, Gjasula -  Gordon  | Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück) | Zuschauer: 6930.

 

Verwandte Themen


7 Kommentare