Drama in Kiel: Fürth verspielt Sieg in der letzten Minute

17.2.2019, 15:42 Uhr
Drama in Kiel: Fürth verspielt Sieg in der letzten Minute

© Sportfoto Zink / WoZi

Man kann definitiv von einem ordentlichen Auftritt der Franken an der Förde berichten. Das Kleeblatt hat gegen die Störche das nötige Maß an Aggressivität sowie ein kluges Spiel gegen den Ball gezeigt. Auffällig war dabei vor allem die Körpersprache, die mehr als Signal "Wir wollen das besser machen, als in den Spielen zuvor" verstanden werden kann. Denn noch vor wenigen Tagen, als Damir Buric das Zepter an der Seitenlinie geschwungen hat, wirkte das Kleeblatt nach sechs Spielen ohne Tor und Sieg schlichtweg verunsichert. Und eben jene Sicherheit hat Neu-Trainer Stefan Leitl der Mannschaft wieder gegeben - mit taktischen Feinheiten. 

Das verdeutlicht nicht nur der 1:0-Befreiungsschlag beim Debüt gegen Duisburg. Das Kleeblatt zeigt sich im Spiel gegen den Ball stärker, durch ein gutes Gegenpressing wird der Spielaufbau des Gegners schnell unterbunden - so auch am Sonntag in Kiel. Die Störche hatten Probleme ihr sicheres Ballbesitz-Spiel aufbauen und so zu Beginn Schwierigkeiten, gefährliche Chancen zu kreiren. Doch so viel Licht das Fürther Bollwerk auch ausstrahlte, desto schattiger sahen die Offensiv-Bemühungen im ersten Durchgang aus. 

Kiel im ersten Durchgang spielbestimmend

Gefährlich wurde es vor dem Kieler Tor in Halbzeit eins lediglich durch unsaubere Rückgaben zu Torhüter Kronholm in der vierten und 24. Spielminute. Sonst waren die Franken eher selten vor dem gegnerischen Gehäuse unterwegs. Einzig der gebürtige Kieler Fabian Reese stand wie aus dem nichts vor Schlussmann Kevin Kronholm, brachte das Spielgerät auf dem unebenen Rasen aber nicht unter Kontrolle (44.). 

Mehr vom Spiel hatte nach 45 Spielminuten definitiv das Team von Tim Walter. So war es eine Halb-Chance, die sich den Hausherren nach fünf Spielminuten durch Jae-Sung-Lee bot, doch der Koreaner verzog deutlich. Nennenswert ist da noch ein Distanzschuss von Sturmtank Janni Serra (21.), der aber dankbar in den Handschuhen des Fürther Schlussmanns Burchert landete. Doch den Norddeutschen gelang es trotz einiger Aktionen im gegnerischen Strafraum nicht, ihre Feldüberlegenheit in gefährliche Torszenen umzumunzen. So verschwanden folglich beide Teams torlos in den Kabinen.

Power-Play nach Wiederanpfiff

Was auch immer Trainer Stefan Leitl dort von sich gegeben haben muss, es hat seine Wirkung nicht verfehlt. Direkt nach Anpfiff wurden die Weiß-Grünen doppelt gefährlich. Erst vertändelte Torjäger Daniel Keita Ruel einen aussichtsreichen Angriff in Überzahl, nur kurz darauf (48.) scheiterte Fabian Reese nach einem Turbo-Sprint erneut am Schlussmann der Störche. Nach dem daraus resultierenden Eckball bekommt Neuzugang Redondo im Sechzehner das Leder an den Fuß und wird unsanft per Grätsche zu Fall gebracht. Schiedsrichter Daniel Schlager zeigt folgerichtig auf den Punkt, Julian Green (50.) schiebt souverän ein und bringt sein Team auf Kurs.

Nur kurz darauf ein weiterer Fehler im Passspiel der Hausherren, der dem Kleeblatt die nächste Möglichkeit einbrachte. Green fängt den Ball von Keeper Kronholm ab, gibt das Spielgerät zu Reese weiter, der zum dritten Mal im Privatduell mit dem Kieler Schlussmann den Kürzeren zog (58.). Doch dann wendete sich das Blatt und die Kieler waren nun am Drücker. Sascha Burchert zeigte in beeindruckender Manier, dass er jeden Euro seines Gehaltes wert ist. Die Bayern-Leihgabe Franck Evina (60.) zog aus gut 20 Metern per Volley ab und forderte jeden Zentimeter des Fürther-Schlussmanns, der sich ganz lang machen musste. Und auch in der 63. Minute avancierte der 29-Jährige zum Retter in der Not und lenkte den Schuss des eingewechselten Honsak noch gerade so am Kasten vorbei.

Slapstick und Last-Minute-Wahnsinn

Und dann kam es für das Kleeblatt beinahe ganz bitter. Nach einem Freistoß von Laszlo Benes kann Caligiuri nicht klären, der Ball landet bei Karazor, der in der 77. Minute verdient zum Ausgleich für die inzwischen aktiveren Gastgeber trifft. Und nur eine Minute später: Eine Bogenlampe von Außenverteidiger van den Bergh landet am Aluminium. Da hätte selbst der überragende Burchert wenig ausrichten können. Gerade, als die Hausherren der Führung immer näher kamen, sorgte ein Patzer für die Aktion des Spiels. 

Kiels Keeper Kronholm wagte einen Ausflug aus seinem Sechzehner und wollte einen herbeieilenden Ball an der Seitenauslinie klären. Doch dabei stibitzte der aufgerückte Caligiuri dem Torhüter das Leder vom Fuß und zog direkt in das leerstehende Tor ab (84.). Bei den Kielern war eigentlich die Luft raus. Die Spieler wirkten verärgert, ließen schon fast die Köpfe hängen und taten kaum noch etwas für die Offensive - bis zur 94. Minute. Freistoß Benes, Kopfwahl Wahl - ein Stich ins Fürther Herz, der zugleich den Abpfiff bedeutete. Das 2:2 mag sich zwar im ersten Moment wie eine Niederlage anfühlen, doch wenn man die Leistung betrachtet, war dies mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung. 

Holstein Kiel: Kronholm - Dehm, Schmidt, Wahl, J. van den Bergh - Karazor - P. Kammerbauer (45. Benes), Meffert - J.-S. Lee (59. Honsak) - Evina (87. Thesker), Serra

SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Sauer, Magyar, Caligiuri, Wittek - Jaeckel - Redondo (81. Steininger), Ernst, Green, Reese - Keita-Ruel (91. Parker)

Tore: 0:1 Green (50.) - 1:1 Karazor (77.) - 2:1 Caligiuri (85.) - 2:2 Wahl (94.) | Gelbe Karten: Jaeckel (62.), Karazor (90.), Wittek (94.)  | Schiedsrichter: Schlager (Hügelsheim) 

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