Ehliz und Reimer: Unerschrocken auf und neben dem Eis

8.5.2017, 14:50 Uhr
Erst gegen die USA, dann Warten auf die Hilfe aus den USA: Nürnbergs Patrick Reimer bekommt vielleicht bald einen neuen Sturmpartner.

© dpa Erst gegen die USA, dann Warten auf die Hilfe aus den USA: Nürnbergs Patrick Reimer bekommt vielleicht bald einen neuen Sturmpartner.

Patrick Reimer ahnte schon, was gleich passieren würde. Diese respektlose Frage bekommen die besten Eishockeyspieler des Landes ja schon seit Tagen gestellt, egal ob sie gegen die USA gar nicht mal so überraschend gewonnen oder gegen die Schweden auch in dieser Höhe erwartbar 2:7 verloren hatten. Reimer lächelte also schon einmal, um ja nicht den Eindruck zu erwecken, diese Frage als respektlos zu erachten und sagte, was er, Marco Sturm und alle anderen Vertreter der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft schon seit Tagen diesen Fragen entgegnen: "Jeder NHL-Spieler hilft uns. Aber das können wir nicht beeinflussen, wir müssen mit den Spielern auskommen, die wir zur Verfügung haben." Reimer merkte aber auch an, dass "wir das bislang ja gar nicht so schlecht gemacht haben".

Um nicht den Eindruck zu erwecken, in den entscheidenden Spielen nicht mit vollem Herzen bei der Sache zu sein, hatte der gebürtige Kölner Leon Draisaitl schon vor langer Zeit klargestellt, dass er gerne bei dieser WM in Köln dabei wäre – nach dem Saisonende in der National Hockey-League (NHL). Nun hilft der Mittelstürmer, der unzweifelhaft noch ein wenig besser ist als die besten deutschen Spieler, seinen Edmonton Oilers dabei, die Saison auszudehnen. Mit 16 Punkten in zwölf Spielen hat der 21-Jährige dazu beigetragen, dass sein Klub ins Viertelfinale eingezogen ist. In der Serie gegen die Anaheim Ducks gehen die Oilers in der Nacht zum Donnerstag allerdings ins entscheidende siebte Spiel. Und obwohl sich an der Ausgangsposition nichts geändert hat, werden in Köln auch weiterhin Spieler diskutiert, die nicht in Köln sind.

Tiffels statt Reinprecht

Reimer könnte Draisaitl aber tatsächlich helfen. Wie in Nürnberg bildet der Kapitän der Thomas Sabo Ice Tigers auch in der Nationalmannschaft eine Reihe mit Yasin Ehliz, zwischen ihnen aber sorgt nicht der 41-jährige Steven Reinprecht für einen geordneten Aufbau, sondern der 19 Jahre jüngere Frederik Tiffels. Reimer lobt den Wirtschaftsstudenten von der University of Western Michigan. "Klar gibt es Kleinigkeiten, die einen Unterschied darstellen zu einem erfahrenen Spieler wie Steven Reinprecht. Aber Frederik macht seinen Job sehr gut, vor allem, weil er kein gelernter Center ist." Nur merkt man genau das dem Spiel dieser Formation an, die gegen Schweden von Bundestrainer Sturm zum Eröffnungsbully aufs Eis geschickt wurde. Tiffels ist schnell und sucht oft selbst den Abschluss. Und so hatten die Ice Tigers um ihn herum zwar immer wieder gute Szenen, allerdings nicht weil Tiffels sie eingesetzt hatte.

Von den vier Sturmreihen sind der Kölner Block, der nicht immer überzeugen kann, aber drei der vier Treffer erzielt hat, und das Arbeiter-Trio um Yannic Seidenberg wohl unantastbar. Und auch wenn Draisaitl in der Nationalmannschaft immer wieder mit seinem Kumpel Dominik Kahun und dem etablierten NHL-Profi Tobias Rieder (Arizona Coyotes) auflief, ist es auch denkbar, dass Tiffels nur den Platzhalter für den kräftigen und spielstarken Mittelstürmer gibt. Draisaitl wäre die perfekte Ergänzung für den schussfreudigen Reimer und den wie immer euphorisch zwischen den Banden umherflippernden Ehliz.

"Wollen uns vor niemandem verstecken"

Am Freitag legte sich der unerschrockene Tölzer mit nahezu allen US-Verteidigern an und gestand danach, dass er von Connor Murphy, der nach dem deutschen 2:1 zum besten Spieler der unterlegenen Mannschaft gekürt wurde, noch nie etwas gehört hatte. Am Samstag fuhr er mit Gabriel Landeskog einen Angreifer in die Bande, der das selbst aus seinem NHL-Alltag so nicht gewohnt ist. Der Schwede revanchierte sich mit einem Stockschlag und Ehliz schlug noch einmal zurück. "Wir können und wollen uns vor niemandem verstecken", sagte Reimer danach – kein Spieler verkörpert diese Einstellung überzeugender als Ehliz.

Zu Christian Ehrhoff musste Reimer natürlich auch noch etwas sagen. Der Kapitän hat bislang wegen einer Oberkörperverletzung nicht mitwirken können. Obwohl er auch auf Sinan Akdag zurückgreifen könnte, vertraut Marco Sturm weiterhin auf sechs Verteidiger – und wartet auf Korbinian Holzer von den Anaheim Ducks, der zuletzt zwar in Deutschland war, allerdings aus familiären Gründen. Reimer sagte also auch über Ehrhoff, was sie alle sagen, lächelte und verabschiedete sich.

Keine Kommentare