Ein Ärgernis zum Abschied beim Club

16.7.2012, 07:00 Uhr
Ein Ärgernis zum Abschied beim Club

© Zink

Der 1. FC Nürnberg hat sich verabschiedet, aber die gute Laune ist in Oberstaufen geblieben. Ein ganzes Wochenende feierten die Schneehühner, eine Zwei-Mann-Schlager-Kapelle, die ihr Manager als „brutal menschlich“ beschreibt, mit ihren Fans im Ort. Es gab ein Konzert mit Andy Borg, der den Musikantenstadl moderiert, eine Wanderung und ein Open-Air-Konzert. Knapp 350 Menschen waren gekommen, um mitzufeiern — die Schneehühner, das sagt der Manager auch noch, stehen kurz vor dem Durchbruch.

Den Durchbruch schon geschafft hat Dieter Hecking, Trainer des 1. FC Nürnberg. Nicht nur deshalb war Heckings Laune während des Lauftrainingslagers in Oberstaufen in etwa so, als sei das ganze Leben als Bundesliga-Trainer ein einziges Schneehühner-Feier-Wochenende.

Hecking hatte wenig zu bemängeln an der Arbeit seiner Profis. Dabei ist so ein Lauftrainingslager an und für sich keine schöne Veranstaltung, der Name lässt erahnen, dass harte Arbeit im Vordergrund steht. Bis zum letzten Tag aber hatten es Nürnbergs Fußballer geschafft, die harte Arbeit unter Anleitung des neuen Konditionstrainers Markus Zidek, die aus allerlei Kraftübungen und vielen langen Läufen bestanden hatte, leicht aussehen zu lassen. Man hat in Oberstaufen ein ganz gutes Gefühl bekommen können, was den 1. FCN und seine Saison in der Bundesliga betrifft.

Dummerweise aber hatten sie sich beim 1. FC Nürnberg entschlossen, auf der Heimreise aus Oberstaufen noch ein Testspiel beim SSV Ulm einzuschieben, einem Regionalligisten, der am Abend zuvor ein anderes Testspiel gegen den eher unbekannten FV Illertissen 0:1 verloren hatte. Gegen den 1. FCN hat Ulm dann ebenfalls verloren, die Art und Weise aber, wie sich der Bundesligist präsentiert hatte, vertrieb die gute Laune. „Das verzeihe ich nicht“, sagte Hecking mit Blick auf eine erste Halbzeit, in der sich Nürnberg einigermaßen blamiert hatte. „Das geht nicht“, sagte Hecking.

Vielleicht hat er in diesem Moment beschlossen, seine Meinung vom Freitag noch einmal zu überdenken. Hecking war da um abschließende Betrachtungen zur Oberstaufen-Woche gebeten worden. Und Hecking schwärmte — zumindest ein bisschen. „Am Engagement gibt es nichts auszusetzen“, hatte Hecking gesagt, „wir sind ein Stückchen weitergekommen.“ Hecking lobte die Bedingungen in Oberstaufen und seinen Teammanager, Boban Pribanovic, der den Ort mit seinen guten Bedingungen ausgesucht hatte als Trainingslager-Standort. Von der kommenden Saison wollte Hecking aber schon am Freitag nicht schwärmen. Zu viele Unwägbarkeiten, sagte Hecking, würden in den nächsten Vorbereitungswochen noch warten auf seine Mannschaft. An die Unwägbarkeit SSV Ulm hatte er dabei wahrscheinlich nicht gedacht.

Der Freitags-Hecking war sehr zufrieden mit seiner Mannschaft, wenngleich er auch weiß, dass „wir erst im Pokal das erste Mal unter Druck geraten“ und dass sich noch viel tun kann bis dahin. „Die, die jetzt stark auftreten, fallen vielleicht noch in ein Leistungsloch“, sagte Hecking. Und selbst wenn die Spielzeit begonnen hat, glaubt Hecking, kann man nicht so viel sagen über das neue Gesicht des 1. FCN. „Die Mannschaft vom ersten Spieltag ist selten die Mannschaft, die auch die letzten Spiele bestreitet“, sagt Hecking.

Ngankams Energie-Suche

Zumindest aber der Kreis derer, aus denen diese Mannschaft gebildet werden soll, steht jetzt schon fest. „Es gibt — anders als in den Vorjahren — keinen, der einen Umweg gehen muss, um bei mir oben anzuklopfen“, sagt Hecking. Soll heißen: Auch die Talente wie Julian Wießmeier, Markus Mendler, Philipp Klement, Wilson Kamavuaka, Noah Korczowski oder Roussel Ngankam dürfen, wenn es am Donnerstag weitergeht, weiter bei Hecking trainieren.

Ob das immer eine Freude ist? Vor allem Ngankam, der aus der A-Jugend von Hertha BSC gekommen ist, hatte schon zu leiden unter den Umfängen in Oberstaufen. Konditionell, sagt der Angreifer, sei er nicht der Stärkste, das habe er vorher gewusst. Spätestens am Freitag war Ngankam dann einfach nur kaputt. Für einen Ausflug zur Familie, sagte Ngankam, wolle er die freien Tage nutzen: „Positive Energien sammeln.“ In Oberstaufen war das nicht möglich — der Ausflug zu den Schneehühnern war ihnen ja nicht erlaubt worden.

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