Ein Nürnberger pumpt für die Basketball-EM

17.8.2017, 15:32 Uhr
Ein Nürnberger pumpt für die Basketball-EM

© Nicolas Armer/dpa

Allzu viel Zeit, über die vergangene Saison nachzudenken, hat sich Bastian Doreth auch in diesem Sommer nicht genommen. Die Playoffs waren für ihn und seinen Verein medi Bayreuth gerade einmal seit zwei Wochen beendet, da stand er wieder in seiner Heimatstadt in der Muggenhofer Straße in einer zum Fitnessstudio umfunktionierten Autowerkstatt, um Gewichte zu stemmen. "Vorbereitung auf die Nationalmannschaft läuft in vollen Zügen", ließ er wenig später die Leute wissen, die seine Mitteilungen bei Twitter verfolgen – im Anhang: ein kurzes Beweisvideo, wie Doreth schwitzt und strampelt.

Jordan, Wiliams, CR7

Im "Power Athletics Gym" in den Ausläufern des ehemaligen AEG-Areals hängen Bilder von Michael Jordan, Serena Williams und Cristiano Ronaldo an der Wand. Die Porträts der Weltstars sollen motivieren, über die eigenen Grenzen hinauszugehen, auch wenn die Hobby- und Profisportler, die sich in der alten Autowerkstatt quälen, wohl vorerst nicht ganz so berühmt werden wie die Männer und Frauen, die da fröhlich von der Wall of Fame grinsen.

Bastian Doreth wäre vorerst damit zufrieden, wenn er bei der Europameisterschaft dabei ist, die am 31. August startet.

Seit 2012 steigt Doreth jeden Sommer deutlich früher als andere wieder ins Training ein, um fit zu sein, wenn er das Trikot der Nationalmannschaft trägt, nicht immer ist er dafür belohnt worden. 2013 war er schon einmal bei einer EM-Endrunde dabei, 2015, als die deutsche Mannschaft in Berlin antrat, durfte er aber nur zuschauen. Auch da hatte Doreth in der Vorbereitung alles gegeben, als dann aber Dirk Nowitzki und Dennis Schröder aus der NBA zum Team stießen, hatte Bundestrainer Chris Fleming keine Verwendung mehr für ihn.

Hanteln statt Palmen

Diesmal soll es anders werden, diesmal rechnet sich Doreth größere Chancen aus, gegen die besten Basketballer Europas antreten zu dürfen. Um in Tel Aviv dabei zu sein, wo Deutschland in der Vorrunde auf Litauen, Italien, Georgien, Ukraine und Gastgeber Israel trifft, hat er sogar noch auf ein bisschen mehr verzichtet als in den Jahren zuvor.

Schmusen in Südtirol

Die kurze Sommerpause nach einer Saison, in der Außenseiter Bayreuth mit seinem souveränen Einzug in die Playoffs überraschte, nutzte Doreth, um mit seiner Freundin Ringe zu tauschen. Auf Romantik unter Palmen mussten im Anschluss aber beide verzichten, natürlich. Herr Doreth hatte ja einen Termin in der Muggenhofer Straße: Hanteln statt Cocktails, muffige Umkleidekabinen statt Strände in der Südsee. Lediglich einen Kurztrip nach Südtirol leistete sich das Paar, "Flittertage" nennt es Doreth.

28 Jahre alt ist Bastian Doreth, der seine Karriere einst bei den Franken Hexern begann und über den FC Bayern, Trier und Quakenbrück nun fast wieder in seiner Heimat angekommen ist. Viele Möglichkeiten, an großen Turnieren teilzunehmen, wird es für ihn wohl nicht mehr geben, erst recht nicht, wenn seine Konkurrenten in der NBA oder bei den deutschen Topklubs spielen.

Das A.....-Aufreißen soll sich lohnen

15 Spieler hat Fleming für den Supercup, bei dem die deutsche Auswahl am Wochenende gegen Russland, Polen und Serbien antritt, nominiert, nur zwölf dürfen mit zur EM. "Das ist eine blöde Situation, wenn man sich den ganzen Sommer den Arsch aufreißt", sagt Doreth, "aber der Trainer weiß, was er an mir hat." Während andere vergangenen Sommer abgesagt haben, hat er sich mit dem Team durch die schwierige Qualifikation gekämpft. Schröder und Maodo Lo sind auf seiner Position gesetzt, vielleicht ist trotzdem auch Platz für den ruhigen Veteranen.

Ganz so schnell nach Hause will Doreth jedenfalls nicht, denn da wartet die Vorbereitung mit Bayreuth. "Ich hoffe, dass ich lange genug bei der Nationalmannschaft bin, dass ich nicht mit nach Innsbruck muss", sagt Doreth und lacht. Von den Ausdauerläufen in den Bergen haben seine Kollegen noch immer Albträume. Doreth will jetzt spielen, nicht trainieren.

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