Ein Platzverweis bringt Fürth die nötige Lockerheit

22.12.2014, 06:00 Uhr
"In einem Derby kann das schon mal passieren": Mit zwei Fouls in nur vier Minuten an Niclas Füllkrug handelt sich Stephan Schröck einen Platzverweis ein.

© Sportfoto Zink / DaMa "In einem Derby kann das schon mal passieren": Mit zwei Fouls in nur vier Minuten an Niclas Füllkrug handelt sich Stephan Schröck einen Platzverweis ein.

Wenn Journalisten beginnen zu rechnen, dann verheißt das meist nichts Gutes. Zum einen, weil Journalisten oft nicht besonders gut sind in Mathematik, zum anderen, weil es dann meist um Negativrekorde geht. Genau so war das jetzt wochenlang beim Kleeblatt: Vier Spiele hatte die Spielvereinigung Greuther Fürth nicht mehr ins Tor der Gegner getroffen, also begannen die Journalisten zu rechnen: neunzig Minuten mal vier Spiele plus sechs Minuten (das letzte Tor, erzielt von Robert Zulj in Düsseldorf, war in Minute 84 gefallen) ergibt: dreihundertsechsundsechzig. Eine Zahl, die ausgeschrieben in ihrer ganzen Länge einen Eindruck vermittelt, wie zäh sich so eine traurige Durststrecke hinziehen kann.

In den ersten Tagen vertrauten die Fürther noch trotzig ihrem Angriff, dann wollten sie ihren Stürmern viel Rückendeckung geben, zuletzt ging es nur noch darum, dass irgendeiner doch bitte endlich mal den Fuß hinhält und den Knoten zum Platzen bringt. Ein Derby, sagten sie vor dem Samstag, sei genau der richtige Zeitpunkt, um all die vergebenen Torchancen endlich vergessen zu machen, all die wüsten Rechnereien zu beenden.

Was dann aber folgte, war ein weiteres Spiel ohne Treffer, es sind jetzt also schon (dreihundertsechsundsechzig plus neunzig) vierhundertsechsundfünfzig Minuten ohne Tor. "Klar wollten wir das Ding unbedingt gewinnen“, sagte Benedikt Röcker, „für unsere Fans, für uns, für diese Stadt.“ Die Entschuldigung, weshalb es nicht geklappt hat, lieferte der Verteidiger gleich hinterher: „Dann bekommst du diese Gelb-Rote Karte, das hat uns natürlich wehgetan.“ Zu zehnt ein Derby zu gewinnen, ja nur ein Tor zu erzielen, meinte Röcker, das sei nahezu unmöglich.

So waren es zwei Tritte in nur vier Minuten, in der 48. und 52. Minute, die dem Kleeblatt zum Verhängnis hätten werden können. „Der erste ist noch okay, sonst kommt der Stürmer zum Abschluss“, fand Wolfgang Hesl, der Kapitän, „beim zweiten fehlt eine Zehntel, deshalb hält er den Schlappen drüber - ich denke, der Platzverweis geht in Ordnung.“

Frank Kramer rätselte, wie man, mit einer Verwarnung vorbelastet, zwei Minuten später mit so viel Risiko in einen Zweikampf gehen kann, der sich siebzig Meter vor dem eigenen Tor abspielt. Übermotiviertheit? „Das kann in einem Derby vorkommen“, fand der Trainer.

Der Club konnte die zahlenmäßige Überlegenheit, die er vom Erzrivalen geschenkt bekam, nicht nutzen, der Platzverweis gegen Stephan Schröck spielte kurioserweise den Fürthern in die Karten. Die warfen damit nämlich den schweren Rucksack, in dem all die Buchstaben steckten, mit dem man das Wort vierhundertsechsundfünfzig bildet, in die Ecke, und damit auch die Bürde, doch jetzt endlich mal ein Tor schießen zu müssen. Mit einem Schlag war ein erkämpftes 0:0 wieder als Erfolg zu werten.

"Wichtig war doch vor allem“, brachte es Wolfgang Hesl, der Kapitän, auf den Punkt, „dass dann hinten kein Ball reingeht.“ Frank Kramer hatte Gefallen daran zu sehen, dass seine Mannschaft auch im Derby „die Stabilität in der Defensive“ aufrechterhielt, die er in den vergangenen Spielen schon als Lichtblick herausgestrichen hatte.

Ein Punkt für den "Schröcki"

"Wir wollten dann wenigstens den Punkt unbedingt mitnehmen", sagte Benedikt Röcker, "das haben wir auch für den Schröcki gemacht." Es war, fand Röcker, also ein gelungener Samstagnachmittag - trotz „der dummen Gelb-Roten Karte“.

Noch besser hätte der mit ein wenig mehr Glück enden können, denn die besseren, wenn auch nicht guten Torchancen besaßen dann die Fürther. An Kacper Przybylkos Hereingaben rutschte aber Johannes Wurtz vorbei. Man wünschte sich frischen Wind durch Florian Trinks - den Angreifer hatte Kramer aber aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader gestrichen. Trinks hatte gegen Bochum „ein schlechtes Zeichen an die Mannschaft gegeben“, erklärte Kramer und meinte eine Situation, in der Trinks nach Ballverlust abwinkte anstatt nachzusetzen. So blieb Kramer nur die Option mit dem jungen George Davies, der tatsächlich eine mutige Direktabgabe wagte, die aber weit am Nürnberger Tor vorbeistrich.

"Ganz klar: Wir müssen jetzt mehr Durchschlagskraft entwickeln“, sagte Benedikt Röcker zum Abschied. In der Wintervorbereitung, versprach auch Wolfgang Hesl, wollen sie wieder Selbstbewusstsein entwickeln, „damit das Ding endlich mal reinrutscht“. Am 6. Februar kommt dann der FC Ingolstadt in den Ronhof. Bis dahin, immerhin, wird jetzt nicht mehr gerechnet.

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