Ein Punkt trennt Hoffenheim von Europa

20.4.2017, 15:42 Uhr
Der Erfolgscoach und sein Schüler: Nach dem Abgang von Anthony Modeste verteilen sich die Sturmlasten in Sinsheim auf mehreren Schultern - unter anderem auf denen von Andrej Kramaric.

© dpa Der Erfolgscoach und sein Schüler: Nach dem Abgang von Anthony Modeste verteilen sich die Sturmlasten in Sinsheim auf mehreren Schultern - unter anderem auf denen von Andrej Kramaric.

Für die TSG 1899 Hoffenheim könnte dieser Freitagabend ein historischer werden. Schon fünf Spieltage vor dem Saisonende will sich der kleine, aber finanziell so stark unterstützte Dorfklub zum ersten Mal für einen Europapokal-Wettbewerb qualifizieren.

Spielt der Tabellendritte unentschieden beim 1. FC Köln (Freitag, 20.30 Uhr/Sky), dann hätte er zumindest einen Europa-League-Platz schon einmal sicher. Würde er im RheinEnergieStadion sogar gewinnen, hätte er ganz nebenbei auch den bisherige Punkterekord der Hoffenheimer Bundesliga-Geschichte aus der Saison 2008/09 unter dem damaligen Trainer Ralf Rangnick (55 Punkte) verbessert.

Das eigentliche Ziel der TSG bleibt jedoch ein anderes: Platz drei zu verteidigen und damit auf direktem Weg in die Champions League einzuziehen. Allein dafür braucht man die Punkte in Köln. "Natürlich wäre es schöner, Dritter zu werden als Vierter, Fünfter oder Sechster. Das probieren wir, das ist kein Geheimnis", sagte Trainer Julian Nagelsmann.

"Es gibt Schlechteres" als das Bernabeu

Von Real Madrid als Gegner träumt man auch in Hoffenheim. "Es ist doch jedem klar: Wenn man mal im Bernabeu spielen könnte, da gibt es Schlechteres im Leben." Hoffenheims Wettbewerb um einen Champions-League-Platz unterscheidet sich vom Europa-League-Rennen des 1. FC Köln in einem gravierenden Punkt: Er findet auf einem deutlich höheren Niveau statt.

Während die Kölner auch nach drei Niederlagen in den vergangenen vier Spielen nur einen Punkt hinter dem sechsten Tabellenplatz liegen, könnte für die TSG bereits jeder Punktverlust entscheidend sein. Schließlich muss sie am drittletzten Spieltag noch beim einzig verbliebenen Konkurrenten Borussia Dortmund antreten. Und den Kader des BVB sieht Nagelsmann seiner eigenen Besetzung noch weit voraus. "Wir wissen genau, wo wir herkommen und was wir vor der Saison investiert haben", sagte der Trainer. "Diese Saison ist schon jetzt ein Gewinn für den Klub, für die Mannschaft, für die ganze Region. Wir versuchen, den Erfolg, den wir jetzt schon haben, zu maximieren."

Die Frage nach Modeste...

Eine Frage muss man sich in Hoffenheim aber selbst in so einem Jahr gefallen lassen: Warum bloß ließ der Verein einen Stürmer wie Anthony Modeste zum 1. FC Köln ziehen? Der Franzose hat in dieser Saison bereits 23 Tore geschossen und ist damit einer der Gründe dafür, dass Köln gegen Hoffenheim auf einmal ein Spitzenspiel ist. Das hätte vor dieser Saison auch kaum jemand gedacht.

Nagelsmann adelte Modeste am Donnerstag auch als "sehr gefährlichen Konterstürmer“, kann aber ansonsten entspannt auf eine andere Statistik verweisen. Seine vier verbliebenen Angreifer Sandro Wagner, Andrej Kramaric, Adam Szalai und Mark Uth haben zusammen auch schon stattliche 37 Saisontore erzielt. Die TSG vermisst den Kölner Torjäger folglich weniger, als man das denken könnte.

Umgekehrt braucht der FC die Tore des Franzosen umso dringender, um im Europa-League-Rennen weiter dabei zu bleiben. "Wir sind drei Punkte hinter dem Fünften. Wir stehen immer noch auf einer Position, die nicht normal ist für den Klub", betonte Trainer Peter Stöger. Eines der Überraschungsteams dieser Saison auf einmal in der Krise - daran glaubt keiner der beiden Trainer. "Die große Chance ist, dass man jede Woche zeigen kann, dass man es besser kann. Das ist unser Ansatz für das Spiel", meinte FC-Coach Stöger.

Und auch Nagelsmann warnte sein Team: "Ich glaube nicht, dass wir da auf einen völlig verunsicherten Gegner treffen. Ich sehe es eher als gefährlich an, dass da eine Mannschaft zuletzt zwei Spiele verloren hat und jetzt in einem Heimspiel besonders motiviert sein wird.“

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