Ein Schlussakt zum schnellen Altern

30.9.2012, 20:55 Uhr
Seitdem er einen Jaspers-Schuss eiskalt zum Siegtor gegen die Straubing Tigers abgestaubt hat, darf sich Connor James Derbyheld nennen.

© Sportfoto Zink / MaWi Seitdem er einen Jaspers-Schuss eiskalt zum Siegtor gegen die Straubing Tigers abgestaubt hat, darf sich Connor James Derbyheld nennen.

 Freitagabend in Mannheim, kurz vor Ende des Spiels: Die Ice Tigers liegen zurück, wittern aber eine letzte Chance, nehmen den Torhüter zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis und setzen sich im gegnerischen Drittel fest. Einzig den Schiedsrichtern entgeht das, ein Linesman sieht einen Feldspieler zu viel, das Spiel wird unterbrochen und den Ice Tigers die Chance genommen, den Abend spannend zu gestalten.

Ein seltener Fehler, kann schon mal passieren. Dass sich aber vier andere Schiedsrichter zwei Tage später auf die gleiche Art blamieren, ist nur mit deren groteskem Sinn für Humor zu erklären. Dabei dürfte vor allem Roland Aumüller am späten Sonntagnachmittag in der Arena das Lachen vergangen sein. Es dauerte keine 35 Minuten, da vereinten sich Fans der Nürnberger und der Straubinger Tigers in ihrem Ärger und gaben gemeinsam einen beliebten Fankurvenschlager der DEL zum Besten: „Aumüller raus.“



Dass der Berliner vom ebenfalls nicht sonderlich beliebten Ulpi Sicorschi unterstützt wurde und das Duo eigentlich nur konsequent die vielen unnützen Fouls der Ice Tigers ahndete und die Strafen allenfalls etwas ungerecht verteilte, spielte da längst keine Rolle mehr. Auch weil die Regelhüter erneut einen Sechs-Mann-Vorteil der Ice Tigers abpfiffen.

Nun sind Partien, in denen vorwiegend die Schiedsrichter im Mittelpunkt stehen, selten ansehnlich. Das war beim hart erkämpften 3:2 gegen Straubing auch nicht anders. Während die Ice Tigers ihr eindrucksvolles Unterzahlspiel verfeinern durften und Torhüter Tyler Weiman mit herausragendem Stellungsspiel glänzte, arbeiteten sich die Gäste an ihrer technischen Beschränktheit ab.

Die niederbayerischen Tigers sind traditionell ein unangenehmer Gegner, weil sie Eishockey als endlose Abfolge von Zweikämpfen interpretieren. Das ist zwar nicht schön, aber oft ein Mittel zum Erfolg. Auch in Nürnberg lag es nicht am Einsatz, dass sie lange zurücklagen und letztlich verloren, sondern an der Effizienz der Ice Tigers. Und an Weiman.

Straubing hatte bereits drei gute Chancen, ehe Nürnberg den ersten Schuss losließ. Jame Pollock zog aus vollem Lauf ab und traf nach 1:43 Minute aus einer Position, aus der in der DEL allein Jame Pollock trifft: von der Bande aus halbhoch an den Innenpfosten. Und zehn Minuten später, in denen Straubing erneut viel Wirbel erzeugt hatte, war es an Eric Chouinard, eine 5-3-Überzahl nach neun Sekunden zu nutzen.

„Straubing hat uns teilweise dominiert“, gestand Jeff Tomlinson, Nürnbergs Trainer, später ein. Auf diese ersten Minuten traf das zu, in Führung aber lag sein Team.

Im zerfahrenen Mitteldrittel wurde es wieder spannend — auch weil die Gäste permanent Power-Play üben durften. Tomlinson machte den Schiedsrichtern keinen Vorwurf, seinem Team schon. „Für diesen frühen Zeitpunkt spielen wir überraschend gut Eishockey. Aber diese vielen Strafen, das ist ein Punkt, den wir nicht gebacken kriegen. Darüber bin ich stocksauer.“

Osterloh nutzte eine erneute Zwei-Mann-Überzahl zum 1:2. Die Fans tobten, Straubing arbeitete, Nürnberg verteidigte. Dann begann die turbulente Schlussphase. Die Ice Tigers waren müde von einem „sehr, sehr guten“ (Tomlinson) 2:3 in Mannheim und vom kräftezehrenden Unterzahlspiel. Straubing erhöhte den Druck noch einmal und glänzte einmal durch Können. Beechey ließ seinem Gegenspieler und Weiman keine Chance. Ausgleich, eineinhalb Minuten vor der Schlusssirene, ein Fall für Jason Jaspers.

„Andere Mannschaften wären nach dem späten Ausgleich kollabiert. Aber Tyler war so phänomenal für uns, das konnten wir nicht zulassen.“ Das konnte Jaspers nicht zulassen, also nahm er es alleine mit der Straubinger Hintermannschaft auf, er sprang, tanzte, scheiterte mit hoher Geschwindigkeit an Bacashihua. Connor James aber verwertete den Nachschuss und nicht nur Tomlinson fühlte sich „zehn Jahre älter“.

Am Dienstag (19.30 Uhr) könnte er diese zusätzliche Erfahrung brauchen. Dann kommt mit der Düsseldorfer EG sein alter Klub in die Arena.

Nürnberg: Weiman; Butenschön/Festerling, Leask/Pollock, Borer/Nowak, Schüle — James/Jaspers/Kaufmann, Bayda/Rupprich/Reimer, Frosch/Buzas/Chouinard, Ehliz, Pföderl. Tore: 1:0 Pollock (1:43), 2:0 Chouinard (13:01/5-3), 2:1 Osterloh (26:30/5-3), 2:2 Beechey (58:33), 3:2 James (59:27). — Schiedsrichter: Sicorschi/Aumüller. — Zuschauer: 4021. — Strafminuten: 24 plus 10 Weiman — 8.

 

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