Ein Star-Auflauf in Nürnberg: So war die Leichtathletik-DM

27.7.2015, 10:30 Uhr
Ein Star-Auflauf in Nürnberg: So war die Leichtathletik-DM

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Der Sonntag im Überblick

+++ Obergföll geschlagen! Molitor im Speerwurf vorne +++ Katharina Molitor hat die starke deutsche Speerwurf-Konkurrenz geschlagen. Die Leverkusenerin holte am Sonntag mit 65,40 Metern ihren zweiten Titel nach 2010. Weltmeisterin Christina Obergföll aus Offenburg, die im vergangenen Jahr eine Babypause eingelegt hatte, kam bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften vor etwa 22.450 Zuschauern mit 64,11 Metern auf Rang zwei. "Ich bin echt super zufrieden. Die letzten Wettkämpfe waren sehr, sehr durchwachsen. Ich hoffe, dass ich bis zur WM noch was drauflegen kann", meinte Oberföll.


+++ Harting-Bruder erstmals Deutscher Meister! +++ Christoph Harting ist zum ersten Mal deutscher Diskuswurf-Meister. Der 25 Jahre alte Bruder von Olympiasieger Robert Harting aus Berlin setzte sich am Sonntag bei den Leichtathletik-Titelkämpfen in Nürnberg im sechsten und letzten Versuch noch mit 64,06 Metern durch. Zweiter wurde der Magdeburger Martin Wierig (63,55). Der Potsdamer Markus Münch erkämpfte mit 61,61 Metern Rang drei. Die WM-Norm (65,00 Meter) hatten Christoph Harting und Wierig schon vor den Titelkämpfen übertroffen.

+++ 5,94 Meter! Holzdeppe sichert sich den Titel +++ Vier Wochen vor der WM in Peking legt Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe so richtig los: Bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg verbesserte er seine persönliche Bestleistung um zwei Zentimeter auf 5,94 Meter - und wurde damit erstmals Deutscher Meister. "Vielen Dank an die Fans in Nürnberg!", sagte der strahlende Sieger. "Ich bin super glücklich, dass es heute so gut für mich gelaufen ist."

Ein Star-Auflauf in Nürnberg: So war die Leichtathletik-DM

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+++ Jungfleisch macht's im Hochsprung der Frauen +++ Der dritte Versuch war der entscheidende: Marie-Laurence Jungfleisch holt sich mit 1,95 Meter den Deutschen Meistertitel im Hochsprung der Frauen. Damit lag die 24-Jährige vom LSV Stadtwerke Tübingen elf Zentimeter vor der Zweitplatzierten Katarina Mögenburg (1,84 Meter) aus Leverkusen.


+++ Kugelstoßen: Storl souverän, aber unzufrieden mit sich selbst +++ Kugelstoßer David Storl hat sich souverän seinen fünften Meistertitel gesichert. Der zweimalige Weltmeister vom SC DHfK Leipzig wurde am Sonntag seiner Favoritenrolle gerecht und gewann die Konkurrenz mit 21,47 Metern. Einen Monat vor den Weltmeisterschaften in Peking bewies der 24-Jährige erneut seine starke Form. "Technisch bin ich etwas schleppend reingekommen. Wenn du nicht in die Position reinkommst, dann kannst du machen, was du willst", sagte Storl etwas unzufrieden.

Einen Monat vor den Weltmeisterschaften in Peking klagte der 24-Jährige nach dem Wettkampf über Schmerzen an der Patellasehne: "Der Zustand der Sehne ist wesentlich schlechter als vor der Operation."

Martin Grau: Ein Franke wird Deutscher Meister bei den 3000 Meter Hürden.

Martin Grau: Ein Franke wird Deutscher Meister bei den 3000 Meter Hürden. © Zink


+++ 3000 Meter Hindernis eine fränkische Angelegenheit +++ Martin Grau vom LSC Höchstadt/Aisch war der ganz große Favorit - und wurde seiner Rolle gerecht. 8:41,50 Minuten brauchte der Mann aus Biengarten für die 3000 Meter Hürden. Hinter ihm reihte sich übrigens ein zweiter Franke ein -  Felix Hentschel aus Bamberg. Mehr zu Martin Grau und seiner Geschichte.


+++ Hammerwurf der Männer: Markus Esser unterliegt Alexander Ziegler +++  Für "Mr. Hammer" Markus Esser sind es die letzten Deutschen Meisterschaften - allerdings ohne Happy End. Im Hammerwerfen nähmlich hatte Alexander Ziegler (Staufen/73,91 Meter) die Nase vorne. Glücklich zieht  der 35-Jährige aber dennoch aus Nürnberg ab, denn: Esser hat im Rahmen der Leichtathletik-DM nachträglich die Bronzemedaille der Europameisterschaften 2006 erhalten. Der 35 Jahre alte Leverkusener war in Göteborg Vierter geworden und durch die Doping-Disqualifikation des Siegers Iwan Tichon (Weißrussland) fast ein Jahrzehnt später auf Platz drei vorgerückt. "Dieser Moment ist mir damals nicht gegönnt gewesen, mein Sportlerleben wäre definitv anders verlaufen", sagte er.


+++ 400 Meter Hürden: Baumann-Tochter Jackie holt Titel! +++ Auf der Tribüne jubelten Dieter und Isabelle Baumann, als ihre Jackie über 400 Meter Hürden über die Ziellinie sprintete. Die 19-Jährige aus Tübingen holt jetzt bei der DM ihren ersten großen Titel. "Ich bin extrem stolz darauf, was mein Dad geschafft hat. Er ist mein Vorbild. Aber das ist meine Geschichte, die ich schreibe", sagt sie. Drei Jahre bevor Jackie geboren wurde, hatte Dieter Baumann in Barcelona mit seinem Olympiasieg über 5000 Meter seinen größten Erfolg gefeiert. Der Schwabe war über viele Jahre der herausragende Langstreckenläufer Deutschlands.

War im Finale über 100 Meter nicht zu schlagen: Julian Reus (mitte).

War im Finale über 100 Meter nicht zu schlagen: Julian Reus (mitte). © Sportfoto Zink / MaWi

Der Samstag im Überblick

+++ 100 Meter der Frauen und Herren: Julian Reus und Verena Sailer sind deutsche Sprintmeister +++ Julian Reus und Verena Sailer sind die deutschen 100-Meter-Meister. Der Wattenscheider blieb in 10,12 Sekunden über seinem deutschen Rekord (10,05), den er im vergangenen Jahr bei den Leichtathletik-Titelkämpfen in Ulm gerannt war. Bei den Frauen siegte zum bereits achten Mal Verena Sailer. Die Ex-Europameisterin aus Mannheim kam nach 11,20 Sekunden ins Ziel, im Vorlauf hatte sie nur 11,16 benötigt.


+++ Stabhochspringen der Frauen: Lisa Ryzih verteidigt Titel +++ Stabhochspringerin Lisa Ryzih aus Ludwigshafen hat ihren Titel verteidigt. Bei schwierigen Windbedingungen meisterte sie als einzige Athletin 4,60 Meter. Zweite wurde Martina Strutz aus Schwerin mit 4,55 Metern. Die Leverkusenerin Silke Spiegelburg kam nach ihrem Verletzungs-Aus im vergangenen Jahr mit 4,45 Metern auf Rang drei. Sie darf aber ebenso wie Ryzih und Strutz mit einem Ticket für die in vier Wochen beginnende Leichtathletik-WM in Peking rechnen. In dieser Saison hat Spiegelburg bereits 4,75 Meter geschafft.


+++ Kugelstoßen der Frauen: Christina Schwanitz feiert Hattrick +++ Hattrick für Kugelstoß-Europameisterin Christina Schwanitz: Die Top-Favoritin vom LV 90 Erzgebirge gewann am Samstag bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Nürnberg ihren dritten Titel in Serie. Mit der Siegweite von 20,00 Metern ließ die 29-Jährige der Konkurrenz keine Chance. Lena Urbaniak (Filstal) lag als Zweite bereits 2,72 Metern zurück. Dritte im Grundig Stadion wurde Denise Hinrichs aus Wattenscheid (17,19). Für Schwanitz war es nach 2011, 2013 und 2014 bereits der vierte Titel. Sie hat als einzige DLV-Kugelstoßerin die WM-Norm erfüllt und in diesem Jahr bereits 20,77 Meter gestoßen.


+++ Dreisprung der Herren: Raul Spank wird Meister +++ Trotz akuter Formkrise wird Hochsprung-Spezialist Raul Spank in Nürnberg deutscher Meister. Im Dreisprung. Mit 16,29 Metern – und Frust im Bauch. Direkt vom Hochsprung eilte der Sachse von der LG Nord Berlin, der Bronze um vier Zentimeter verpasst hatte, zur Sandgrube. Und so hatte er mit einem Titel am Samstag "nicht mehr gerechnet. Der Hochsprung war so scheiße, da hat nichts funktioniert", fluchte der WM-Dritte von 2009. "Aber dann ging's doch noch: Vor sieben Jahren hier den Hochsprung gewonnen – heute den Dreisprung. Herzlichen Dank", sagte der 27-Jährige nach seinem Abstecher in die Horizontale.


+++ Diskuswerfen der Frauen: Julia Fischer erstmals vorne +++ Julia Fischer ist zum ersten Mal deutsche Meisterin im Diskuswerfen. Die Freundin von Olympiasieger Robert Harting gewann am Samstag in Nürnberg mit 65,98 Metern. Zweite hinter der Berlinerin wurde die frühere Vize-Weltmeisterin Nadine Müller (Leipzig), die vergangene Saison wegen einer Fußverletzung ausgesetzt hatte, mit 65,72 Metern. Titelverteidigerin und U 23-Europameisterin Shanice Craft aus Mannheim kam mit 64,79 auf Rang drei. Die mit der deutschen Jahresbestweite von 66,14 Metern angereiste Neubrandenburgerin Anna Rüh wurde Vierte. Nur drei Werferinnen dürfen zur WM in vier Wochen in Peking. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nominiert am Mittwoch sein Team.


+++ Hammerwerfen der Frauen: Heidler holt Titel +++ Betty Heidler hat zum zehnten Mal das Hammerwerfen bei deutschen Leichtathletik-Meisterschaften gewonnen. Die frühere Weltrekordlerin setzte sich am Samstag in Nürnberg mit starken 75,34 Metern klar durch. Damit revanchierte sich Heidler für die Vorjahres-Niederlage gegen Kathrin Klaas. Ihre Klubkollegin von der LG Eintracht Frankfurt kam nur auf 67,84 Meter. "Einer mehr auf meiner Liste. Das ist auch ganz schön, wenn man durch Deutschland fährt und die Stadionrekorde hält", sagte Heidler in Bezug auf die Bestmarke im Grundig Stadion.

Der Freitag im Überblick

+++ Weitsprung-Spektakel am Hauptmarkt +++ Prothesen-Weitspringer Markus Rehm hat erneut einen Coup bei den nichtbehinderten Leichtathleten gelandet – diesmal allerdings ohne Wert. Der Paralympics-Sieger aus Leverkusen schaffte mit 8,11 Metern am Freitagabend bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg die Tagesbestweite. Der Titelverteidiger hatte aber außerhalb der Wertung antreten müssen.

Meister wurde der Tübinger Fabian Heinle mit 8,03 Metern. Heinle darf nun zur WM Ende August in Peking. „Es wäre schön, wenn ich dort die Qualifikation überstehen kann“, meinte der 21-Jährige. Bei den Frauen gewann Lena Malkus aus Münster mit 6,74 Metern. Erstmals fand der Weitsprung außerhalb der Stadion-Wettkämpfe auf dem Hauptmarkt statt.

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