Ein Tor als Sinnbild: Reese erkämpft sich in Fürth das Glück

8.4.2019, 13:17 Uhr
Hat da jemand Chancentod gesagt? Solche Schubladen interessieren Fabian Reese eher weniger. Lieber arbeitet er daran, mehr Tore zu schießen.

© Sportfoto Zink / MeZi Hat da jemand Chancentod gesagt? Solche Schubladen interessieren Fabian Reese eher weniger. Lieber arbeitet er daran, mehr Tore zu schießen.

Fabian Reese hatte gegen Ende des Spiels einen Asthmaanfall. "Zumindest gefühlt", sagte er schmunzelnd. Der 2:1-Sieg des Kleeblatts gegen Darmstadt 98 hatte auch ihn Kraft gekostet. Es passte zur Geschichte dieses leidenschaftlichen Spiels, dass der 21 Jahre alte Offensivspieler für die Entscheidung sorgte. In der zweiten Halbzeit vertrat er den verletzt ausgewechselten Keita-Ruel als zentralen Stürmer.

Und es sah zunächst so aus, als würde es laufen wie so oft: Reese, immer kämpferisch, aber lange wenig treffsicher, schien es sich in der 82. Minute im Darmstädter Strafraum zu kompliziert zu machen. "Das Tor ist sinnbildlich", beschrieb es Reese hinterher: "Der Ball ist mit Willenskraft reingegangen, ein Quäntchen Glück war dabei. Aber das erarbeitet man sich auch."

"Sonst reißen sie mir den Kopf ab"

Er zögerte mit dem Abschluss, passierte einen Darmstädter, dann noch einen und noch einen. "Ich dachte, ich muss endlich schießen, sonst reißen sie mir den Kopf ab", beschrieb Reese die Szene. Er schoss. 98-Torwart Daniel Heuer Fernandes erreichte den nicht allzu harten, aber abgefälschten Schuss nicht mehr – es stand 2:0.

"Wir haben schon vorher gesagt, dass die Leidenschaft dieses Spiel entscheiden wird", sagte Reese und wirkte überglücklich. Die Fans hatten ihn mit Sprechchören gefeiert. "Das war Balsam für die Seele", meinte der Leihspieler vom FC Schalke 04, der gegen Bielefeld bereits ein Tor vorbereitet hatte. : "Ich habe in den vergangenen Wochen viel für dieses Tor gearbeitet."

Reese haftet in Fürth immer noch der Ruf als Chancentod an. Doch nicht nur mit seinem nun zweiten Tor in 39 Spielen für das Kleeblatt hat er sich inzwischen Respekt erarbeitet. Sondern vor allem, weil er in jedem Spiel enormen Aufwand betreibt, weite Wege geht, Lücken beackert. Rennen, hinfallen, aufstehen, weiterrennen: Das ist der atemlose Fußball, den Reese spielt. Manchmal wirkt das auch aktionistisch, immer jedoch: engagiert.

Die Zukunft ist noch offen

"Er ist noch nicht am Ende seiner Entwicklung, das dürfen wir nicht vergessen", sagte Trainer Stefan Leitl. Ob das Kleeblatt mit Reese, der von Schalke 04 ausgeliehen ist, in die kommende Saison gehen will, darauf gab es von den Verantwortlichen nach der Partie keine klare Antwort.

Fürth hat eine Kaufoption, die greift, wenn der Bundesligist Reese nicht selbst zurückhaben möchte. "Er ist ein junger, talentierter Spieler. Wir haben eine junge Mannschaft mit Profis, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Dabei wollen wir sie begleiten", sagte Leitl.

"Fühle mich hier sehr wohl"

Auch Reese hielt sich bedeckt: "Ich kann mich dazu nicht äußern, ich kann nur sagen, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Es tat einfach gut, wie die Fans mit mir gejubelt haben."

Ob mit dem Treffer nun der Knoten endlich geplatzt sei, wurde Reese gefragt. Es spielte für ihn aber keine Rolle: "Es ist mir eigentlich ziemlich egal, wer was sagt, ob der Knoten geplatzt ist oder nicht. Ich freue mich über das Tor und arbeite hart daran, dass es in Zukunft öfter passiert." Gegen Darmstadt war er jedenfalls erfolgreich, sich das Glück zu erarbeiten.

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