Ein Vacher Taekwon-Do-Lehrer in Botswana

16.8.2018, 09:26 Uhr
Ein Vacher Taekwon-Do-Lehrer in Botswana

© Foto: Sebastian Zelada

Konstantin Böhm ist eine ruhige Natur. Das hat er mit seinem Taekwon-Do-Meister Ulrich Kestel aus Vach gemeinsam. Doch in seinen Augen blitzt die Abenteuerlust. Gerade hat er sein Abitur erfolgreich abgeschlossen und praktisch gleichzeitig die Prüfung zum Schwarzgurt im Taekwon-Do bestanden – die Legitimation, um selbst als Trainer aufzutreten. Neue Freunde der Kampfkunst wird Böhm für das nächste Jahr in Fürth aber keine gewinnen.

Ihn zieht es ab diesem August für ein Jahr nach Botswana, genauer gesagt nach Mochudi. Die Stadt im Süden des Landes zählt knapp 45 000 Einwohner und liegt 40 km nordöstlich der Hauptstadt Gaborone.

In Mochudi wird der junge Kampfkünstler im Zuge eines Freiwilligen Sozialen Jahres in einem Waisenhaus Kinder und Jugendliche betreuen und sie unter anderem im Taekwon-Do unterrichten. Organisiert wird die Aktion vom "Eine Welt Netz NRW", gemeinsam mit "Stepping Stones International".

Als Entwicklungshilfe will Böhm die Reise aber nicht verstanden wissen. Vielmehr sieht er sie als Kulturaustausch und als Chance, seinen Horizont zu erweitern und Vorurteile abzubauen – sowohl für sich als auch als Botschafter gegenüber anderen.

"Afrika verstehen viele Menschen außerhalb des Kontinents immer noch zu häufig als Gesamtheit." Zwischen den Ländern werde kaum unterschieden, obwohl selbst im Binnenstaat Botswana fünf Hauptethnien mit eigenen Sprachen leben, die sich jeweils noch weiter in Unterstämme auffächern. Als sich Böhms Reise im Bekanntenkreis herumsprach, hieß es hingegen oft: "Der geht nach Afrika."

Das ist auch ein Grund, warum er keinen öffentlichen Reiseblog im Internet führen möchte. "Ich schicke meine Erlebnisse an Leute, die ich kenne. Wenn ich zum Beispiel öffentlich ein Bild von wilden Tieren poste, dann heißt es wieder: Afrika ist nur Safari. So ist das aber nicht." Problematisch wären Reiseberichte aus Sicht des Staates nicht: Botswana hat eine vergleichsweise freie Presse und belegt laut der aktuellen Studie von "Reporter ohne Grenzen" Platz 48 von 180 Ländern. Deutschland rangiert auf Platz 16.

Dass die Reise dennoch ein großes Abenteuer wird, ist unbestritten. Europäer sind im Land kaum anzutreffen. Sie machen knapp zwei Prozent der Bevölkerung aus. Ein wenig Setswana, neben Englisch die Amtssprache in der Republik, will Böhm in seiner Zeit im Waisenhaus auf jeden Fall lernen. Auch sonst hat er sich eingehend über das Land informiert, kennt die Geschichte und das weitgehend stabile politische System.

"Krasse Unterstützung"

Im Zuge der Vorbereitung thematisierte das "Eine Welt Netz NRW" im Zuge von Lehrgängen aber auch mögliche unerfreuliche Erfahrungen. Sexualisierte Gewalt beispielsweise. Was tun, wenn man Kindesmissbrauch erlebt? Die Gefahr, eine solche Situation mitzubekommen, sei leider durchaus real. Ein weiteres Problem im Land ist die hohe Aids-Rate. Zwar macht Botsuana in den vergangenen Jahren gerade hier Fortschritte, doch viele Waisenkinder im Land sind Aids-Waisen.

Was auch kommen mag: Seine Familie, Freunde und die Taekwon-Do-Abteilung des TV Vach bieten ihm volle Rückendeckung. "Ich habe krasse Unterstützung bekommen, nicht nur mental, sondern auch finanziell", bedankt sich der junge Kampfsportler. Seine Taekwon-Do-Genossen richteten extra einen offiziellen Lehrgang aus, bei dem sie für ihn 380 Euro sammelten. Zusätzlich spendete der Verband "Traditional Taekwon-Do Black Belt Center" für das Projekt 500 Euro.

Zum krönenden Abschluss des Lehrgangs bestand Böhm seine Schwarzgurtprüfung. "Das war seine Feuertaufe", resümierte Böhms Taekwon-Do-Meister Ulrich Kestel. Bei ihm begann der junge Fürther im Alter von sechs Jahren mit dem Taekwon-Do. Länger ist in Vach keiner dabei. "Konstantin war schon immer sehr geradlinig", erklärt Kestel. "Er hatte stets seine Ziele und Vorstellungen. Deshalb gebe ich ihm mit auf den Weg: Bleib deinen Prinzipien treu."

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