Ein Wunderkind in Fürth: Julian Green und die Hoffnung

14.9.2017, 11:09 Uhr
Für Julian Green spielt die Musik jetzt in Fürth.

© Sportfoto Zink / WoZi Für Julian Green spielt die Musik jetzt in Fürth.

Es ist das Prinzip Hoffnung: Der Knoten von Julian Green soll in Fürth platzen. Zuletzt, beim VfB Stuttgart, wurde das einstige Wunderkind des FC Bayern München, von dem Pep Guardiola so begeistert gewesen sein soll, nicht glücklich. Nach zehn Einsätzen bei den Schwaben in der zweiten Liga wurde ihm nach dieser Sommervorbereitung klar, dass die Stuttgarter nicht auf ihn setzen. So standen die Fürther parat für eines ihrer seltenen Leihgeschäfte. Denn ohne Aussicht auf Ertrag tun sich die Verantwortlichen am Ronhof nachvollziehbar schwer, jemanden zu holen. Doch bei Green, der ebenso wie Levent Aycicek am letzten Tag des Transferfensters kam, konnten sie wohl nicht widerstehen.

Der 22-Jährige selbst kommentiert seinen plötzlichen Trikotwechsel mit einem Lächeln im Gesicht: "Das war ein Last-Minute-Transfer, es war ziemlich knapp am Ende." Doch weder ein streikendes Faxgerät noch andere mit Scheinen wedelnde Vereine konnten verhindern, dass jemand namens Green nun für ein Jahr beim Kleeblatt ist. Nur Physiotherapeut Carsten Klee trägt mehr Identifikation mit dem Verein in seinem Namen, Torhüter Max Grün ist ja schon länger in Wolfsburg.

Spaß beiseite, Green hat Bock auf die Weiß-Grünen, sagt er in seinem leicht oberbayerisch gefärbten Dialekt. Er ist in Miesbach aufgewachsen, geboren wurde er in Florida. Just dort, in Tampa, wütete in diesen Tagen der Hurrikan. Green sendete einen nachdenklichen Tweet im Internet- Netzwerk Twitter aus: "My thoughts and prayers are with all those being affected by hurricane Irma. Stay safe! #jg37". (Englisch: "Meine Gedanken und Gebete sind bei all denen, die von Hurrikan Irma betroffen sind. Bleibt in Sicherheit!")

Es dreht sich bei Julian Green also nicht alles um Fußball in diesen Tagen. "Es ist schlimm, was dort passiert ist. Mein Vater lebt in Tampa. Ihm ist aber zum Glück nichts passiert. Ich wünsche den Menschen, dass dort schnell wieder Normalität einkehrt", sagt er auf der Vereinswebsite.

Green ist gefühlt auch immer noch Nationalspieler der USA, nach acht Einsätzen für die US-Boys (drei Tore) ist er für die jüngsten Länderspiele aber nicht nominiert worden. Aktuell sei das auch kein Thema, erklärt er, "ich bin in Kontakt mit dem Nationaltrainer, Stand jetzt will ich mich auf Fürth konzentrieren, der Rest kommt von alleine".

Ein typischer Fürther Transfer

Das hören sie natürlich gerne in Fürth, zumal sie wissen, dass ein Julian Green in Bestform eigentlich zu Höherem berufen ist. Das glaubt er auch selbst: "Natürlich habe ich große und hohe Ziele. Aber jetzt geht es hier für mich darum, der Mannschaft weiterzuhelfen." In 51 Einsätzen in der zweiten Mannschaft des FC Bayern erzielte er zwischen 2013 und ’16 25 Tore, doch im Profigeschäft fasste er bislang noch nicht Fuß: Weder in München noch beim Hamburger SV und in Stuttgart.

In der Offensive ist der schnelle Rechtsfuß überall einsetzbar, am liebsten aber sieht er sich auf der linken Seite, wo ihn zuletzt in Dresden auch Interimstrainer Mirko Dickhaut platzierte. Mit mäßigem Erfolg zwar, doch da stand er seinen Teamkollegen in nichts nach. Ein typischer Kleeblatt-Transfer eben. Prinzip Hoffnung. 

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