Eine "echte Einheit": Der Club im Erfolgsrausch
26.9.2017, 05:58 UhrMichael Köllner ist sich der Macht der Bilder natürlich bewusst, vor allem ist er sich der Macht der Bilder bewusst, wenn es mal wieder nicht so gut läuft wie in der zurückliegenden Woche.
Wie ausufernd die angekündigte Feier auf dem Nürnberger Altstadtfest denn nun werden könnte, wurde der Club-Trainer am Sonntag nach dem 3:1-Erfolg in Fürth gefragt. Gar nicht, antwortete Köllner; ein Bier wolle man nun gemeinsam trinken und sich dann schon wieder auf die nächste Aufgabe konzentrieren. "Das ist ja das schwierige am Fußball", führte Köllner weiter aus. "Wenn wir die nächsten zwei Spiele verlieren, toben gleich wieder alle."
Als Spaßbremse wollte Köllner deswegen nicht verstanden werden, im Gegenteil: Er ist es ja, der solche Ausflüge raus aus dem Fußball-Alltag in schöner Regelmäßigkeit anregt.
Trotzdem hat er eine Ahnung davon, welche Wirkung die Bilder einmal haben könnten, die seine Mannschaft am späten Sonntagnachmittag im Zelt von Haxn Liebermann produzierten. Die nächste Schwächephase ließe sich natürlich ganz hervorragend mit Bildern von Fußballern illustrieren, die sich lächelnd an ein paar Biergläser klammern, nur, das betonte Köllner am Ende dieser intensiven Arbeitswoche dann eben auch noch, tun sie am Valznerweiher gerade alles dafür, dass sich die nächste Schwächephase nicht so bald einstellt.
Bevor sich die Feiergemeinschaft nach dem historischen Derbysieg in Fürth auf den Rückweg nach Nürnberg machte, zeichnete Michael Köllner deshalb noch ein Bild, an das man sich im Fall der Fälle dann bitte auch noch erinnern soll. Neun Punkte und 12:3 Tore in einer Woche – das ist nicht dem Zufall geschuldet, dahinter steckt eine "hochprofessionelle Vorbereitung" (Köllner) aller Beteiligter.
Zur Not: Eine Nachtschicht
Nach der anspruchsvollen Partie gegen Bochum am Donnerstagabend gaben die Fußballer alles dafür, um möglichst schnell ins Bett zu kommen, das Team hinter dem Team tat genau das Gegenteil. Erst um 8 Uhr früh, erzählte Köllner, hätten seine Kollegen das Büro verlassen, um die Video-Analyse rechtzeitig fertigzustellen, bevor die Fußballer am Vormittag zur Nachbesprechung wieder am Vereinsgelände eintrafen. "Wir tun alles für die Mannschaft und die Mannschaft tut alles für uns", sagt der Trainer.
Die logische Konsequenz: Vielleicht nicht in jedem Spiel zwangsläufig ein Sieg, denn es arbeiten ja auch andere sehr professionell, aber wahrscheinlich eine erfolgreiche Saison.
Für den Moment hat sie diese nahezu perfekte Englische Woche bis auf den zweiten Platz der zweiten Liga gespült. Einen "guten Zwischenstand" nennt Köllner das, mehr ist es vorerst nicht, es ist ja erst ein Viertel der Saison absolviert.
Mit welchem Selbstbewusstsein die Mannschaft im Derby aufgetreten ist, mit welcher Ruhe der junge Innenverteidiger Lukas Mühl seine Arbeit verrichtet und mit welcher Selbstverständlichkeit Stürmer Mikael Ishak neuerdings seine Chancen verwertet, ist aber durchaus erstaunlich. Und war so noch vor wenigen Wochen, vor allem nach der 1:3-Niederlage in Aue nicht zu erwarten.
"Wir wollen jetzt nicht in Euphorie verfallen", übt sich Hanno Behrens zwar weiter in Bescheidenheit, muss aber auch zugeben: "Wir sind eine homogene Mannschaft. Es wird auch mal wieder ein Spiel kommen, das wir verlieren, aber im Moment passt es recht gut zusammen."
Am Montagvormittag hatte Nürnbergs Kapitän immer noch Rückenschmerzen, weil ihn seine Mitspieler nach dem erlösenden Treffer zum 3:1 in der Nachspielzeit des Derbys unter sich begraben hatten.
So gesehen lässt sich auch die aktuelle Situation ganz hervorragend mit Bildern illustrieren, auf denen sich Fußballer lächelnd zuprosten und zusammen Spaß haben.
Zur noch relativ kurzen Amtszeit des Cheftrainers Michael Köllner gehört harte Arbeit, aber eben auch etwas Folklore. Vor ein paar Wochen schwärmte Köllner vom Ausflug aufs Volksfest, bereits vor dem Derby kündigte er an, die Woche am liebsten auf dem Altstadtfest ausklingen zu lassen. "Es ging darum, die Energie der Fans aufzusaugen", sagt er.
"In seiner ganzen Gewalt"
Bereits in der Vorbereitung hatte Köllner versucht, wieder mehr Menschen für ihren Club zu begeistern, die Nähe zu den Fans zu suchen, ist für ihn mehr als eine schöne Marketing-Idee. Zu zeigen, dass der Verein in der Region verwurzelt ist, sei am einfachsten, "wenn man unter die Leute geht", sagt Köllner – und bringt im Idealfall den Synergieeffekt mit sich, "dass auch die Spieler den Verein in seiner ganzen Gewalt wahrnehmen".
Die Identifikation kann ungleich höher sein, wer einmal einen Fanclub besucht hat, wer dort die zahlreichen Wimpel und Fan-Schals an der Wand gesehen hat – oder sogar einen überreicht bekommt, wie am Sonntag im Ronhof, als die Anhänger ihren Derby-siegern ein rot-schwarzes Andenken aus Wolle mit nach Hause gaben.
Die Macht der Bilder. "Wir hoffen", sagt Michael Köllner, "dass wir die Euphorie in den nächsten Wochen erhalten können."
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