EM täglich (17): Ungerecht, ungerecht

28.6.2012, 12:45 Uhr
EM täglich (17): Ungerecht, ungerecht

© Kerim Okten (dpa)

Regungslos steht er da, die Beine leicht gespreizt, die Augen starr, die Arme auch - seitlich neben dem Körper. Sekundenlang verändert er seine Pose nicht, immer und immer wieder. Immer dann, wenn es Freistoß in Tornähe für Portugal gibt, wird Cristiano Ronaldo zu CR7, dem unbezwingbaren Westernhelden, der nicht nur verdammt gut schießen kann, sondern auch noch unverschämt toll aussieht.

CR7 wurde Cristiano Ronaldo nicht eingeimpft, CR7, die fleischgewordene Playstationfigur, hat er sich selbst ausgedacht. Ein stählerner Sieger will er sein, stark und schön, die Hauptfigur einer Heldensage.

Am Mittwoch hatte Cristiano Ronaldo mal wieder Gelegenheit, ein Kapitel zu schreiben an der Geschichte von CR7. Drei- oder viermal stand er regungslos da, die Beine leicht gespreizt, die Augen starr, die Arme auch - seitlich neben dem Körper. Dann jagte er den Ball wahlweise in die Mauer oder über das Tor.

Es waren neben zwei ungefährlichen Schüssen von Ronaldo und Almeida die einzigen nennenswerten Möglichkeiten eines portugiesischen Teams, das meint, im EM-Halbfinale gegen Spanien den Sieg verdient gehabt zu haben.

Portugal spielte couragiert, bot dem Welt- und Europameister Paroli und ließ bis auf einige Ausnahmen in der Verlängerung kaum etwas zu. Portugal hatte keine Niederlage verdient, einen Sieg aber auch nicht. Portugal hatte ein torloses Remis verdient. Und das bekam es.

Danach musste das Elfmeterschießen entscheiden. Die brutale Lotterie im Fußball, in der Helden geboren werden. Cristiano Ronaldo schoss nicht. Vielleicht hatte er Angst, vielleicht wollte er als entscheidender fünfter Schütze der große Held für Portugal werden. Niemand weiß es. Niemand außer CR7, der nach dem Spiel regungslos dastand, die Beine leicht gespreizt, die Augen starr - nur der Mund bewegte sich. Der bezwungene Unbezwingbare konnte nur noch murmeln: "Ungerecht, ungerecht".

Verwandte Themen


2 Kommentare