EM täglich (2): "Ja, ich will - Fußball sehen"

10.6.2012, 17:00 Uhr
EM täglich (2):

© Bastian Eberle

Welt- und Europameisterschaften sind mir heilig. Es müssen wirklich schwerwiegende Gründe vorliegen, damit ich ein Spiel verpasse. Wenn Deutschland spielt, noch deutlich schwerwiegendere. Eine Eheschließung von Freunden ist so ein Grund nicht.

Ich war entsprechend unentspannt, als Anfang Januar eine Hochzeitseinladung für den 9. Juni 2012 ins Haus flatterte. Offenbar war ich der einzige, der den EM-Fahrplan von Jogis Buben bereits auf dem Schirm hatte. Die Tatsache, dass das Brautpaar mit Fußball so gar nichts am Hut hat, trug nicht zu meiner Beruhigung bei. Absagen kam dennoch nicht in Frage, schließlich ging ich trotz allem davon aus, dass das Auftaktspiel der deutschen Elf am Rande der Feierlichkeiten gezeigt werden würde. Diese Hoffnung löste sich allerdings wenige Tage vor dem großen Fest in Wohlgefallen auf.

Während also ganz Deutschland auf überdimensionierten LED-Leinwänden der Nationalmannschaft zujubelt, sollte ich in Anzug und Krawatte zu umgedichteten Gassenhauern und anderen Amateurdarbietungen in der bayerischen Provinz gute Miene zum bösen Spiel machen? Nein, niemals!

Der Kontakt zum Wirt des Landgasthofs war schnell hergestellt, über die Herausgabe des WLAN-Schlüssels musste nicht lange verhandelt werden. Ich packte alles ein, was sich irgendwie zur Übertragung eines Fußballspiels eignete: Notebook, DVB-T-Mini-Fernseher und iPhone. Mit Erfolg.

Zwischen Pils und Hochzeitssuppe stand für mich noch Dänemark-Holland auf dem Kaffee-Tisch. Und als in Lemberg Deutschland und Portugal den Rasen betraten, lief mein persönliches Medienzentrum längst auf Hochtouren.

EM täglich (2):

© Bastian Eberle

So war auch ich live dabei als die Olsenbande der niederländischen Super-Offensive zeigte, wie man ein Tor schießt. Und dass Deutschland danach bewies, dass man neben Hochgeschwindigkeitsfußball auch noch Spiele in traditioneller DFB-Manier gewinnen kann, gab auch mir endgültig die innere Ruhe zurück, die mich entspannt die Tanzfläche entern ließ.

 

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