Erlanger Ergebniskrise: Der HCE-Chef beschwichtigt

24.9.2018, 14:32 Uhr
Erlanger Ergebniskrise: Der HCE-Chef beschwichtigt

© Sportfoto Zink / DaMa

 Herr Selke, Trainer Adalsteinn Eyjolfsson meinte zuletzt, er finde nur wenig Schlaf, so sehr beschäftige ihn die gegenwärtige Situation. Können Sie ruhig schlafen?

Selke: Natürlich sind die Ergebnisse und auch die erste Hälfte gegen die Füchse Berlin nicht das, was wir uns vorstellen. Wir wissen, dass die Mannschaft viel mehr kann. Aber wir wissen auch, dass die aktuelle Verletztensituation einer der Gründe dafür ist, dass man keine Überleistungen gegen Spitzenteams erwarten kann. Auf der anderen Seite wollen wir uns natürlich besser präsentieren, gerade was Leidenschaft und Kampfgeist angeht. Die Moral, das hat man in der zweiten Hälfte gesehen, passt im Team - das lebt, das ist intakt. Aber zu Ihrer Frage: Nach so einem Spiel schlafen alle bei uns schlecht. Aber wir sind trotz allem gut beraten, die Ruhe zu bewahren.

Diese 2:8 Punkte aus fünf Spielen, die überraschen gar nicht?

Selke: Die lassen uns zumindest nicht in Panik verfallen. Aber wir verschließen auch nicht die Augen vor den Problemen, sondern werden mit kühlem Kopf analysieren, was dazu führt, dass wir nicht von Beginn an die nötige Aggressivität gegen die Füchse gezeigt haben. Wenn man sich den Spielplan anguckt, wird man feststellen, dass er uns - wie vergangenes Jahr - im Anfangsprogramm sehr hart trifft. Ich sehe das Problem aber weniger bei den Punkten, sondern beim Kampfeswillen in der Deckung, bei der Genauigkeit im Angriff.

"Ein Trainer kann selber keine Tor werfen" 

Welchen Anteil hat also der Trainer an der gegenwärtigen Situation?

Selke: Ein Trainer kann selber keine Tore werfen. Aber er ist derjenige, der die Taktik vorgibt, die Mannschaft auf die Spiele vorbereitet - das macht er meiner Meinung nach hervorragend. Ich kann in keiner Weise irgendetwas sehen, was rein auf den Trainer zurückzuführen ist. Meiner Meinung nach macht Adalsteinn Eyjolfsson einen sehr, sehr guten Job. Hier gibt es auch überhaupt keine Diskussion.

"Das ist ein sehr, sehr wichtiges Spiel, aber..."

Auch nicht, wenn es am Donnerstag in Ludwigshafen schiefgehen sollte?

Selke: Dann reden wir vom sechsten Spieltag. Das ist ein sehr, sehr wichtiges Spiel für uns, keine Frage, gerade weil uns ein Erfolg guttun würde - aber auch das ist kein Alles-oder-Nichts-Spiel.

Wenn man den Spielplan ansieht, stellt man auch fest, dass weitere, schwere Gegner kommen werden. Der Druck wird nicht weniger.

Selke: Richtig, deshalb sage ich auch: Ruhe bewahren! Wir dürfen nicht nur nach Tabellenstand und Punkten gehen - gegen solche Mannschaften wie Flensburg, Kiel oder Magdeburg hat man an einem normalen Tag keine Chance, das muss man realistisch einschätzen. Ab November und Dezember kommen die Spiele, in denen wir mit Punkten rechnen dürfen.

Beunruhigt das nicht? Immerhin wird man dann mit sehr viel Druck in diese Begegnungen gehen...

Selke: Natürlich ist der Druck dann größer - aber das hilft ja nichts, da müssen wir durch. Daher würden uns zwei Punkte am Donnerstag bei den Eulen Ludwigshafen ja auch so guttun. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, aber nüchtern und realistisch analysiert muss man feststellen, dass wir mit einem nicht ganz so schönen Punktestand in den November gehen werden. Dann kommen aber die Verletzten zurück und wir können hoffentlich mit vollem Kader in diese wichtigen Wochen gehen. Und dann ist auch ein seriöses Fazit möglich.

Zwischen "nicht katastrophal" und "auch nicht gut" 

Wir sprechen viel über Druck, Herr Selke. Diesem scheinen noch nicht alle Spieler gewachsen zu sein. Muss man die Einkaufspolitik hinterfragen?

Selke: Ich würde nach dem fünften Spieltag noch nicht die Einkaufspolitik hinterfragen. Wir reden im Kern von zwei Spielern - Murawski und von Gruchalla kamen bislang ja kaum zum Einsatz. Ihre Frage zielt auf Petter Overby und Dominik Mappes ab, die beide gegen Gummersbach ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Also reden wir sogar von den vergangenen vier Partien. Die würde ich auch nicht als katastrophal schlecht bewerten, aber sie waren auch nicht gut, das ist richtig. Das lässt dennoch keinerlei Rückschluss auf die Leistungsfähigkeit zu.

Anders gefragt: Stößt die Philosophie mit jungen, wenig erfahrenen Spielern zu arbeiten, in Drucksituationen an ihre Grenzen?

Selke: Das ist immer eine grundsätzliche Überlegung, welchen Mix man in eine Mannschaft bringt. Wir haben grundsätzlich einen guten Mix, wir haben ja nicht nur junge Spieler: Aber diese Gedanken machen wir uns auch, was die zukünftige Kaderzusammenstellung anbetrifft, klar.

"Wir haben genug Qualität" 

Herr Selke, wie kommt der HC Erlangen wieder auf die Erfolgsschiene zurück?

Selke: In dem wir nicht über Fehler reden, sondern die einfachen Dinge besser machen. Wir haben genug Qualität im Trainerteam und im Kader, um die nächsten Wochen gut zu überstehen und in den wichtigen Wochen zu punkten. Nochmal: Wir müssen nur die Ruhe bewahren.

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